Crime Machine: Thriller (German Edition)
aber genauer wollten wir es nicht verraten. Von dort aus würde er weiterhin alle Fäden in der Hand halten und über ein Netzwerk von vertrauenswürdigen Mitarbeitern Weisungen erteilen.
Als endlich alles vorbei war, besuchten wir Amrein. Ich fuhr schon frühmorgens mit Palmer und Kinane nach Shepperton. Wir blieben die Nacht vor unserer Verabredung dort.
Das Treffen war freundlich, fast schon entspannt, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen es stattfand. Wir saßen gemeinsam an Amreins Tisch. Es war ein sonniger Tag, und draußen zwitscherten die Vögel, die von unseren jüngsten Unannehmlichkeiten nichts mitbekommen hatten. Wir aßen ein leichtes Mittagessen, begleitet von etwas Smalltalk; die Wirtschaft, die Irrungen und Wirrungen, mit denen sich ein Unternehmer heutzutage angesichts eines beschränkten globalen Finanzmarkts konfrontiert sah. Dann kamen wir zur Sache.
Ich spielte die Geschichte anhand der Ereignisse durch; erzählte, dass Tommy Gladwell vergeblich versucht hatte, aus dem Schatten seines alten Herrn herauszutreten, er es sogar geschafft hatte, den legendären Finney zu töten, und dass es Bobby Mahoney beinahe erwischt hätte. Auch, dass wir uns gezwungen sahen, eine neue Crew zusammenzustellen, und dass die Stadt wieder uns gehörte, wobei Bobby nach wie vor das Sagen hatte, nur dass seine Position jetzt noch gefestigter war.
»Ich bin beeindruckt«, sagte Amrein leise und sah auch so aus. »Und der kleine Gladwell und seine Freunde?«, fragte er und klang wie ein Schuldirektor, der sich nach einem ehemaligen Schüler erkundigt.
»Tot.«
»Hm.« Er dachte einen Augenblick darüber nach. »Bringt euch das nicht höchstwahrscheinlich weitere Probleme? Möglicherweise eskaliert die Feindschaft.«
»Nichts, womit wir nicht klarkämen«, sagte ich.
»Da bin ich sicher.« Er lächelte gönnerhaft.
Ich legte die Tasche vor ihm auf den Tisch und sagte: »Ich habe das Geld diesmal schon früher gebracht, da Sie freundlich genug waren, uns kurzfristig zu empfangen, und wir haben noch zehn Pozent draufgelegt.« Das überraschte ihn. »Wir gehen davon aus, dass wir noch sehr lange miteinander im Geschäft bleiben werden«, erklärte ich. »Wenn zwischen uns alles gut läuft, dann wird es ab jetzt immer dieser Betrag sein.« Er gab sich große Mühe, den Umstand zu verbergen, dass er von der Aussicht sehr angetan war. Ich blieb entspannt, weil ich wusste, dass Kinanes Söhne inzwischen vor dem Sunnydale-Anwesen eingetroffen sein mussten. »Wobei wir natürlich erwarten, dass Sie auch etwas dafür tun.«
»Selbstverständlich.« Er lächelte, als könnte er kaum fassen, wie dreist ich war. Trotzdem merkte man ihm seine Zufriedenheit an.
»Eine Sache noch«, sagte ich.
Er breitete die Arme aus: »Wie kann ich helfen?«
Ich nickte in Richtung der französischen Fenster. »Macht es Ihnen was aus, wenn wir ein paar Schritte gehen?«
»Natürlich nicht.« Er stand auf, und der Leibwächter öffnete die Tür. Gemeinsam gingen wir hinaus in den Garten, überquerten die große, perfekt gepflegte Rasenfläche, das saftig grüne Sinnbild von Amreins Erfolg. Er ließ mich reden und gab mir Zeit, weil er spürte, dass ich eine heikle Angelegenheit zur Sprache bringen wollte.
»Sie haben es zu etwas gebracht«, sagte ich, »ein schönes Haus, unbezahlbare Beziehungen, so viel Einfluss, wie man ihn nur vermittels großer Summen an Schutzgeldern bekommt. Deshalb hat Bobby Mahoney ja auch über all die Jahre mit Ihnen zusammengearbeitet und sich nie über die Kosten beschwert, nicht ein einziges Mal, denn er wusste, was ihm der Deal bringt.«
Amrein nickte. »Seelenfrieden«, sagte er.
»Seelenfrieden«, bestätigte ich. »Das ist viel wert.« Wir hatten den Rasen zur Hälfte überquert, waren fast schon am Sommerhaus, aber ihm war noch nichts aufgefallen.
»Und deshalb wollen wir die langwährende Beziehung aufrechterhalten, die für alle Beteiligten gleichermaßen lukrativ und von Vorteil sein wird.«
»Ich habe nichts dagegen einzuwenden.« Er schenkte mir dasselbe entwaffnende Lächeln wie schon vor ein paar Wochen, als er uns ermahnt hatte, zu Hause für Ordnung zu sorgen.
»Ich respektiere Sie«, erklärte ich. »Wir haben uns Ihren Rat zu Herzen genommen und bei uns zu Hause aufgeräumt, der Welt gezeigt, dass ein paar Männer von einer russischen Spezialeinheit und ein größenwahnsinniger Schotte uns nicht aus der Bahn werfen können – nur mit Ihnen ist Bobby Mahoney nicht
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