Crime Machine: Thriller (German Edition)
allen her. Und werden sie auch kriegen. Wissen Sie, wer bei der SOCA zuständig ist? Der frühere Chef des MI5, der britischen Spionageabwehr. Die haben den Kalten Krieg überstanden, die IRA und die al-Qaida bekämpft, die werden aus euch Hackfleisch machen.«
»Warum sind Sie dann hier?«, fragte ich. »Wenn die so gut sind, dann können Sie sich doch zurücklehnen und ganz entspannt zugucken, während die anderen die Arbeit machen.«
»Ich bin hier, weil ich Ihnen einen Ausstieg anbieten will. Ihre einzige Möglichkeit, aus der Sache herauszukommen, genau genommen. Kooperieren Sie mit mir, und wenn’s rundgeht, was schon bald passieren wird – und zwar spektakulär rund –, dann haben Sie wenigstens einen Freund, der im entscheidenden Moment ein gutes Wort für Sie einlegt. Ansonsten sind Sie bloß einer von den hübschen Jungs, die in den Duschräumen von Strangeways gleich von mehreren vergewaltigt werden.«
»Kooperieren? Wie stellen Sie sich das vor?«, fragte ich ruhig.
Er richtete sich auf, Adrenalin bis zu den Haarspitzen. Er wollte mir etwas verkaufen, und ich merkte, dass er ziemlich sicher war, dass mein Interesse echt war. »Sagen Sie mir, was Sie wissen, und vielleicht wird es für Bobby auch einfacher, wenn er von den Leuten hier vor Ort festgenommen wird. Ich könnte mich vielleicht sogar überreden lassen, ihn aufgrund geringerer Vergehen einzubuchten. Hauptsache, er ist weg von der Straße. Wir könnten uns auf die Sittenwidrigkeiten konzentrieren und sein kleines Drogenimperium herunterspielen.« Das sagte er, als müsste es mich beeindrucken, dass er von unseren Drogengeschäften wusste. »Na, holla!« Er verschränkte selbstgefällig die Arme und lehnte sich zurück.
»Wissen Sie, was ich denke?«, fragte ich. »Wollen Sie’s wirklich hören?«
»Sagen Sie es mir«, forderte er mich auf.
»Sie haben nichts in der Hand und die Hosen voll. Sie machen sich Sorgen, dass die SOCA hier eine Riesenverhaftungswelle startet, direkt vor Ihrer neuen Haustür, und Sie danebenstehen wie das Mauerblümchen auf der Party, mit dem keiner tanzen will.«
Er schien ein bisschen verdattert darüber, dass ich so mit ihm sprach.
»Wie lange sind Sie schon DI, Clifford? Schon ein bisschen zu lange, würde ich sagen, so wie Sie aussehen. Ich wette, als Detective Constable waren Sie ein Star, aber das ist keine Kunst, die meisten anderen sind Nullen. Vielleicht haben Sie’s sogar ganz schnell zum DS gebracht, aber irgendwie ging’s dann nicht mehr weiter. Sie standen in Ihrem billigen Anzug am Kai und haben das Boot verpasst. Und was soll das ganze Gerede von ›wir‹? Wir haben die Marshall Brothers festgenommen, wir haben sie drangekriegt. Der Typ, der das tatsächlich gemacht hat, steht jetzt ganz weit oben bei den komischen Händeschüttlern. Wahrscheinlich ist er mindestens stellvertretender Polizeipräsident. Hab ich recht? Und Sie, Sie sitzen hier im hohen Norden fest, meilenweit von zu Hause entfernt. Ich wette, Ihre Frau steht überhaupt nicht darauf, und insgeheim hasst sie Sie längst. Ehrlich gesagt, Clifford, Sie sehen müde aus. Sie sind der typische Kandidat für einen Herzinfarkt. Ich kann Ihre Verzweiflung riechen. Ich nehme an, Sie würden jemandem einen blasen, wenn er Sie zum Superintendenten machen würde. Na ja, ich könnte Sie über Nacht zum Chief Super befördern, wollen Sie mir jetzt an die Wäsche, oder was?«
Er sagte kein Wort. Er saß einfach nur da und versuchte, seinen Zorn zu zügeln. Ich glaube, er zitterte sogar vor Wut. Ich fragte mich, ob ich in den Genuss von guter alter Polizeibrutalität kommen würde.
»Schon gut, Clifford«, sagte ich, »machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind wirklich nicht mein Typ. Aber warum gehen Sie mir jetzt nicht einfach aus dem Blickfeld und nehmen den anderen Schmunzelbruder gleich mit. Mein Wein wird warm.«
Er zeigte mit dem Finger auf mich und stand dabei auf. »Ihnen wird das Lachen noch vergehen«, sagte er und stocherte mit dem Finger in der Luft herum, »Ihnen … wird … Ihr scheiß … Lachen … noch vergehen.« Das war nicht direkt Noel Coward, aber ich staunte, dass er, so wie er aussah, einen ganzen Satz bilden konnte. Ich glaube, ich hatte einen Nerv getroffen. Normalerweise rüttele ich nicht gerne an den Käfigen der einheimischen Gesetzeshüter und werde möglichst nicht persönlich. Sie haben ihren Job zu erledigen und wir unseren, und ich möchte ihnen nicht noch mehr Anreize bieten, uns nachzustellen, aber
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