Crime Machine: Thriller (German Edition)
dieser dreiste Wichser hier musste mal ein bisschen zusammengestaucht werden, weil er glaubte, er könne einen Spitzel aus mir machen. Ich vermute, er wird die halbe Nacht lang meine Worte im Kopf hin und her gewälzt und darüber nachgedacht haben, ob nicht doch ein bisschen was Wahres daran war.
Clifford ging hinaus und ließ DS Sharp hinter sich hertrotten. Sharp trug ein bisschen dick auf, als er sich noch einmal zu mir umdrehte und schrie: »Wir kommen wieder!« Aber ich nehme an, das entsprach der Rolle, die er spielte.
11
E s war dunkel und kalt und drohte zu regnen, als ich draußen vor meiner Wohnung aus dem Wagen stieg. Ich konnte es kaum erwarten, hinein ins Warme zu gehen, aber dann rief Vince an. »Ich bin im Mirage. Du musst herkommen und dir das ansehen.«
»Jetzt? Doch nicht schon wieder mein Bruder, oder?«
»Dieses Mal nicht.«
»Hoffentlich ist es wichtig, Vince, es ist spät, und ich bin erledigt. Ich komme nicht bloß, weil irgendein Arsch jemanden auf der Tanzfläche mit einem zerbrochenen Glas verletzt hat. Damit kommst du selbst klar.«
»Das ist es nicht«, versicherte er mir. »Damit würde ich dich nicht behelligen.«
»Was denn dann?«
»Lässt sich am Telefon schlecht erklären«, sagte er, »komm lieber her, glaub mir.«
»Okay«, sagte ich. »Bin schon unterwegs.«
Ich stieg wieder in den Wagen.
Unterwegs rief ich Finney an und holte ihn auf dem Weg zum Mirage ab. Der Laden, halb Bar, halb Nachtclub, gehörte uns. Die Idee war, die jungen Leute mit billigen Happy-Hour-Angeboten in die Bar zu locken, und wenn sie besoffen und gut drauf waren, dazu zu animieren, durch die doppelte Schwingtür in den Club überzuwechseln. Die Musik war okay, die Gäste normalerweise nicht zu rüpelhaft, und wir machten ganz gut Kohle damit. Natürlich hatten wir sowohl an den Türen der Bar wie auch des Clubs unsere eigenen Leute stehen, weshalb ich mir nicht vorstellen konnte, was da so schiefgelaufen sein konnte.
»Du glaubst doch nicht, dass einer von Bennys Jungs durchgedreht und irgendeinem Blödmann den Garaus gemacht hat?«, fragte Finney.
»Ich hoffe nicht«, sagte ich, »die Formalitäten wären der reinste Alptraum. Die würden uns den Laden garantiert dichtmachen.«
Als wir ankamen, war immer noch geöffnet und für einen Montag auch ziemlich viel los. Es war spät, aber niemand stand an der Tür, und das war schon mehr als seltsam. Ich sagte dem Barmann, er solle Vince holen, und wir warteten darauf, dass er auftauchte. Ich sah, dass Finney zu dem großen Bildschirm aufschaute, wo auf MTV Videos liefen.
»Guck dir den aufgedonnerten Gockel an.« Er machte sich keine Mühe, seine Abscheu zu verbergen. Ich schaute hoch, um zu sehen, was ihm so gegen den Strich ging.
»Was ist mit dem?«, fragte ich.
»Was mit dem ist? Erstens hängen seine Shorts auf Halbmast. Wie kann der denn damit gehen? Solche Shorts hab ich das letzte Mal bei dem bescheuerten Stanley Matthews gesehen. Er trägt ein Hundehalsband um den Hals und ein Pflaster im Gesicht. Was hat er gemacht? Sich beim Rasieren geschnitten? Der hat ein Milchbubibärtchen auf der Oberlippe und einen Hut auf dem Kopf, den ich nicht mal am Strand tragen würde. Wer ist das? Der Typ ist peinlich.«
»Das ist Nelly«, sagte ich.
»Nelly? Verfluchte Scheiße.« Er schnaubte. »Ich hatte mal eine Tante Nelly.« Er zeigte mit einem seiner Wurstfinger auf die Mattscheibe. »Und die war wahrscheinlich härter drauf als der.«
Das war sie wahrscheinlich wirklich, wenn sie mit Finney verwandt war.
Als Vince auftauchte, fragte ich ihn: »Wieso steht keiner an der Tür?« Statt einer Erwiderung neigte er einfach nur kurz den Kopf zur Seite, womit er uns bedeutete, ihm zu folgen, dann führte er uns hinter die Kulissen in das kleine Büro mit den Überwachungsmonitoren. »Das musst du dir ansehen«, sagte er und drückte einen Knopf, woraufhin eine Szene ablief, die er offensichtlich für uns vorbereitet hatte. Wir saßen und glotzten schweigend, als eine körnige Gestalt ins Bild kam. Wir sahen die Lobby zwischen Bar und Club aus der Vogelperspektive. Da war wie immer eines unserer Mädchen zu sehen, das hinter dem Tresen stand und Eintrittsgeld kassierte. Nicht weit von ihr entfernt, vor dem Tresen, stand die große, bedrohliche Gestalt von Benny Evans und einem seiner Jungs an der Tür. Zusammen sahen sie aus wie zwei Wachen auf Posten. Sie trugen die vorgeschriebene Uniform; schwarze Schuhe und Hose, weißes Hemd, schwarze
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