Crime Machine: Thriller (German Edition)
feierlich nickte.
»O nein«, protestierte er, »hör auf damit. Ich hab Fixkosten und alles. Hab immer gut Kohle für euch rangeschafft, das weißt du. Der Boss weiß das auch.«
Ich war froh, dass er schlau genug war, Bobbys Namen nicht laut auszusprechen, denn als wir ins Wohnzimmer kamen, saß da ein blondgefärbtes Ding. Sie trug einen kurzen Rock, der so eng war, dass sie nur sitzen konnte, indem sie eine Pobacke seitlich auf dem Sofa parkte. Ihre Beine waren streichholzdünn, und sie war gebräunter als ein Brandopfer. Ihr Make-up schien mehr zu wiegen als sie selbst, doch ihre riesigen, sehr falschen Brüste standen vorn von ihr ab wie ein Kragdach über einer Stadiontribüne. Sie blickte auf, schenkte uns aber keinerlei Beachtung, widmete sich stattdessen erneut ihren Nägeln, die sie begutachtete, als handelte es sich um ein Kreuzworträtsel.
»Kenne ich dich?«, fragte ein offenkundig verwirrter Finney, da er ihr Gesicht ganz eindeutig erkannte. Anscheinend war er ziemlich verdutzt darüber, dass eine Frau, die so aussah, einen Platz in Billy Warrens Leben hatte, wenn auch nur als Kundin.
»Ja, wahrscheinlich schon«, erwiderte sie beiläufig, was ihn noch mehr verwirrte. Sie benahm sich, als sei sie Angelina Jolie und er ein Fan.
»Sie ist Fußballerfreundin«, erklärte ich ihm, und als sie mich mit einem bösen Blick bedachte, fragte ich: »Mit wem hast du derzeit was, Schätzchen, Stevie oder Gary? Oder machst du gerade Karrierepause?«
»Ich bin Model«, erklärte sie, »und Schauspielerin.«
»Ja«, sagte ich, »aber warst du auch schon Model, bevor du mit dem Typen von den Spurs gevögelt hast?«
»Na ja, du hast mich immerhin erkannt«, entgegnete sie spitz.
Ich nickte Richtung Finney. »Nur weil die Daily Sport eine Woche lang mit deinen Titten vollgepflastert war, macht dich das noch lange nicht zu Meryl Streep.«
Finney guckte auf sie hinunter. »O ja, jetzt erkenne ich dich.« Und er kicherte. »Du bist die mit den verdammt dicken Glocken, richtig?«, fragte er, als hätte er sie nicht direkt vor der Nase.
»Verpiss dich«, sagte sie und rief den Namen ihres jüngsten Liebhabers, woraufhin prompt die Klospülung deutlich zu vernehmen war und aus der Toilette ein Mann spaziert kam, dessen Gesicht jedem, der schon mal Sky Sports oder eine Boulevardzeitung erstanden hatte, vertraut gewesen sein dürfte.
»Leck mich am Arsch«, sagte Finney. »Du bist das.«
»Ja«, nuschelte der Spieler der Premier League, der keinen Hehl aus seiner Kokainsucht machte und laut schniefend Billys Badezimmertür hinter sich schloss. Er war noch dabei, seinen Hosenstall zuzumachen, wobei mir die goldenen Ringe an seinen Fingern und die klobige Rolex auffielen, die an seinem Handgelenk funkelte. Rechnete man den Diamantohrring dazu, dann trug er wahrscheinlich Schmuck für zwanzigtausend Pfund am Körper, einfach so am Nachmittag, um mal kurz bei Billy Warren Koks zu kaufen. Ich fragte mich, was er sich umhängen würde, wenn er mal richtig Eindruck schinden wollte. Er wandte sich an seine Freundin: »Was ist los, Babe?«
»Die beiden hier wollen mich dissen, und du warst wieder mal nirgends aufzutreiben.«
»Ist das wahr?«, fragte er und plusterte sich vor mir auf wie der harte Typ, den er ständig markierte. »Was habt ihr zu eurer Verteidigung vorzubringen.« Entweder war er komplett wahnsinnig oder schon so zugekokst, dass er tatsächlich glaubte, er sei in der Lage, Finney in den Arsch zu treten. »Ihr entschuldigt euch besser, aber schnell.«
Ich fragte mich, ob er so was schon mal im Film gesehen hatte. Wenn ja, dann ging es allerdings anders weiter, als er glaubte. Einen sechzehnjährigen Lehrling vermöbeln oder einen Tisch in einer Bar umwerfen, ein paar Gläser zerschlagen, bis die Türsteher angerannt kommen und einen vor sich selbst schützen, das war das eine, aber uns zu drohen, das war eine ganz andere Sache.
Ich musste nur seufzen, und schon bewegte sich Finney auf ihn zu. Der Idiot versuchte, einen Schlag zu landen, der von Finneys Brustkorb einfach abprallte. Finney reagierte, als hätte ihn ein Schneeball getroffen. Als Nächstes wirbelte der Topspieler der Premier League einmal unfreiwillig um die eigene Achse, so dass er jetzt in die entgegengesetzte Richtung sah und sein Arm verdreht auf seinem Rücken hing. Er schrie auf und versuchte, sich zu wehren, aber Finney packte nur noch fester zu.
»Ruhig Blut, Mann«, wollte uns Billy warnen, aber mein Blick ließ ihn
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