Crime Machine: Thriller (German Edition)
ich. »Renn nicht weg. Herrgott.« Ich lief ihm hinterher. Finney war der härteste Mann auf unserer Gehaltsliste, aber ein Athlet war er nicht. Er würde Maggot nicht einholen können, wenn dieser rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
Ich lief den Gang entlang, und Elaine presste sich flach gegen die Wand, um mich vorbeizulassen. Ich rannte durch eine Tür mit einem kleinen Loungebereich dahinter. Von Maggot keine Spur. Zwei gelangweilt wirkende Mädchen in schicken schwarzen Cocktailkleidern saßen dort und tranken Tee, warteten auf ihren nächsten Freier. Wir mochten es nicht, wenn sie halbnackt herumsaßen. Der Laden wirkte dadurch weniger seriös. Sie blickten auf, und ich wollte sie gerade fragen, in welcher Richtung Maggot verschwunden war, als eine Tür knallte und ich zu einer Treppe weiterrannte, die zu den Duschen, der Sauna, dem Whirlpool und den Zimmern führte, in die die Mädchen ihre Kundschaft brachten.
»Scheiße.« Da waren zu viele Türen, und sie sahen alle gleich aus, weiß gestrichen, absichtlich neutral, und ich hatte keine Ahnung, wohin sie führten. Verdammt, dachte ich und rannte durch diejenige, die noch am ehesten nach einer Hintertür aussah.
Fast hätte ich ein nacktes Mädchen umgerannt, das gerade dabei war, einem Geschäftsmann mittleren Alters in seiner Mittagspause einen runterzuholen. Nadia sah mich an, als sei ich wahnsinnig geworden. Und der Kerl stand kurz vor einem Herzinfarkt. »O Scheiße, nein bitte. Entschuldigung. Ich wollte nur eine Massage. Sie ist über mich hergefallen. Bitte, lassen Sie mich gehen«, flehte er.
»Schon gut«, sagte ich. »Ich bin nicht von der Polizei.«
»Halt die Klappe, Tony«, schimpfte sie, ernsthaft verärgert, weil ihr sexuelle Belästigung unterstellt wurde, »der gehört zu uns.« Dann wandte sie sich mir zu und zischte: »Willst du dich nicht wieder verpissen?«
»Hintertür?«, keuchte ich, und sie zeigte darauf.
Dieses Mal war ich vorsichtig, bevor ich die Tür aufriss. Als mir ein wenig Tageslicht entgegenkam, passierte ich sie, gerade noch rechtzeitig, so dass ich Maggot am anderen Ende des Hinterhofs um eine Ecke verschwinden sah. Prompt lief er Finney direkt in die Arme, der gelassen vorn um das Gebäude spaziert war. Maggot fluchte und kam wie eine Figur aus einem Zeichentrickfilm schlitternd zum Stehen. Fast erwartete ich, seine Absätze qualmen zu sehen. Er drehte sich um, sah mich und begriff, dass er nirgendwo mehr hinrennen konnte. Maggot wich vor Finney zurück, bewegte sich auf die bröckelnde Mauer zu, die drei Seiten des Innenhofs umgrenzte. Seine Blick schoss wild umher, als er verzweifelt nach einem Fluchtweg suchte.
»Was jetzt, Maggot?«, fragte Finney. »Willst du Backsteine scheißen und eine Mauer um dich herum bauen?«
Finney sah, dass Maggot tatsächlich die bestehenden Mauern musterte, als wollte er versuchen, darüberzuklettern.
»Sei nicht blöde. Du kommst hier nicht raus«, bellte Finney. Maggot hatte Todesangst. Beim Näherkommen fiel mir zum ersten Mal auf, dass er ein großes rotes Mal mitten auf der Stirn hatte. Es sah ziemlich unveränderlich aus, die Sorte Narbe, die man niemals vollständig wieder loswird.
»Sieh dich an«, sagte Finney und starrte auf den roten Fleck, den er ihm vermutlich selbst beigebracht hatte, »du siehst aus wie ein scheiß Hindu oder so was.« Finney näherte sich Maggot. »Renn bloß nie wieder vor mir weg, du Arschloch.« Und verpasste Maggot das, was er als »kleinen Klaps« bezeichnet hätte.
Maggot saß auf dem Sofa und presste sich ein feuchtes Handtuch aufs rechte Auge, um die Schwellung infolge von Finneys »kleinem Klaps« zu verringern – ein Schlag, der ihn von den Füßen gerissen und mehrere Meter über den Hof geschleudert hatte. Wir waren wieder im Empfangsbereich des Bordells. Die Mädchen, die im Moment keine Kunden hatten, machten auf unsere Anweisung hin einen Spaziergang um den Block.
Ich wollte gerade Maggot befragen, als eine mir entfernt bekannte Gestalt auftauchte. Ein blasser übergewichtiger Mann in dunkelblauem Anzug und mit Krawatte kam von unten herauf. Er sah mich, errötete und schaute sofort weg, glotzte starr die Eingangstür an. Er ging, so schnell er konnte, ohne dabei zu rennen. Nadia, die inzwischen wieder ihr schwarzes Cocktailkleid trug, stand direkt hinter ihm. Für eine Frau Mitte dreißig war sie ziemlich attraktiv, und nach dem zu urteilen, was ich zuvor gesehen hatte, war ihre Figur tipptopp in
Weitere Kostenlose Bücher