Crime
Hochzeitsseiten, während Lennox auf Jambos Kickback geht. Er sieht Maroon Mayhems letzten Eintrag im Craig-Gordon-Thread, der recht wenig mit dem schottischen Torwart zu tun hat.
Ich bedaure zutiefst, was ich zu Ray of Light gesagt habe. Es ist zwar keine Entschuldigung, aber ich war betrunken, als ich das geschrieben habe. Jeder, der mich näher kennt, kann dir sagen, dass ich normalerweise nicht der Typ bin, der sich derart danebenbenimmt.
Lennox tippt eine Antwort in den Thread.
Kein Problem. So was kann vorkommen. Ich weiß auch nicht, wo mir der Kopf stand, und entschuldige mich für meine Überreaktion. Auch ich weiß, was Alkohol bewirken kann. Sollten wir uns je begegnen, geb ich dir n Bier aus– oder vielleicht halten wir beide uns auch besser an Tomatensaft!
Yours in Hearts
Ray
Als sie sich von den Terminals in den eigentlichen Cafébereich umsetzen, sagt Tianna zu Lennox:– Also, wo willst du mit uns hin? Nicht hierhin, oder?
– Nein, aber ganz in der Nähe. Aber erst mal gibt es da etwas, das ich dir erklären muss, sagt er.– Diese Träume, über die wir geredet haben, ich hab dir doch versprochen, dir davon zu erzählen, weißt du noch?
– Ja.
– Ray, schaltet sich Trudi ein,– Tianna möchte das nicht hören–
– Bitte, es dauert nur einen Moment, Lennox lässt sich nicht abbringen,– und ich möchte, dass du das auch hörst. Ich habe das noch nie jemandem erzählt. Nicht meiner Mum, nicht meinem Dad, niemandem. Es ist was, wovon ich oft träume, etwas, das mir passiert ist. Er schaut über seine Schulter. Es ist so gut wie leer, und sie sitzen mit ihren Kaffees beziehungsweise Milch und Schoko-Cookies ganz in einem Eckchen.
Lennox spricht leise, aber bestimmt. Seine Stimme hat nichts von einem Cop, zumindest für seine eigenen Ohren.– Ich hatte früher einen sehr guten Freund. Er hieß Les, erzählt er Tianna.– Als wir etwa in deinem Alter waren, waren wir mal mit unseren Fahrrädern unterwegs und fuhren durch einen langen, dunklen Tunnel, so was wie ein stillgelegter Eisenbahntunnel. Da drin warteten ein paar sehrböse, perverse Menschen, und die haben uns geschnappt. Zuerst dachten wir, die wollten nur unsere Fahrräder stehlen, sagt er, und sieht sie an, ob sie verstanden hat.
Tianna taucht ein Plätzchen in ihre Milch. Sie schaut argwöhnisch auf. Trudi beißt die Zähne zusammen und schiebt den Unterkiefer vor.– Les Brodie und du, meinst du?
– Aye, sagt er und wendet sich wieder an Tianna.– Ich hab’s noch geschafft, wegzulaufen, aber erst nachdem sie etwas sehr Schlimmes gemacht hatten. Ich hab das noch nie jemandem erzählt, aber einer der Männer hat mich gezwungen, seinen Penis in den Mund zu nehmen.
– Ray, entfährt es Trudi entgeistert,– das ist entsetzlich, konntest du der Polizei nicht– Sie bricht ab und schaut Tianna an.
Das kleine amerikanische Mädchen hat beschämt den Kopf gesenkt. Doch sie bringt trotzdem die leisen, trotzigen Worte auf:– Ich weiß … Vince … der hat auch immer …
Lennox fasst ihr unters Kinn und hebt ihr Gesicht an.– Du kannst nichts dafür. Du bist ein Kind. Ich war auch noch ein Kind. Ich konnte auch nichts dafür. Ich habe das nie jemandem erzählt, weil ich mich geschämt hab, weil es mir peinlich war. Aber nicht ich hätte mich schämen sollen. Ich hab nichts falsch gemacht. Ich konnte nichts dafür. Er zieht seine Hand zurück.
Sie hält den Kopf weiter erhoben. Ihre Blicke treffen sich.– Nein, du konntest nichts dafür. Wir konnten nichts dafür, Ray.
– Les haben sie sich geschnappt, bevor er weglaufen konnte. Ich wollte Hilfe holen, aber ich hab zu lange gebraucht. Sie haben böse Sachen, ganz schreckliche Sachen mit ihm gemacht.
– Haben sie …, flüstert sie und schaut sich rasch im Café um, ob auch niemand mithören kann,– so Sexsachen gemacht, wo der Penis von einem Mann in ihm drin war?
– Ja, sagt Lennox,– ja, genau das. Nachdem das passiert war, war Les eine Zeit lang sehr, sehr wütend. Er war wütend, weil es nicht fair war, was sie mit ihm gemacht hatten. Aber er war so blind vor Wut, dass er sich selbst und anderen Menschen sehr wehgetan hat. Dann hat er begriffen, dass diese Kerle gewonnen hätten, wenn er so weitermachte. Dass sie ihn immer noch in der Hand hätten. Diese ganze Wut ging nicht gegen die Menschen, die es schuld waren, sondern gegen ihn selbst und alle, die er eigentlich lieb hatte, verstehst du?
– Ja, nickt sie.– Das versteh ich.
– Ich hab
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