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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Lebensunterhalt. Aber er kann nicht anders, er muss dieses groteske Duell für sich entscheiden.
    Schließlich gibt sie auf, und ihr Gesicht wird zur Grimasse, als sie ihm gehässig ins Ohr flüstert:– Schwuchtel. Dann entwindet sie sich ihm mit schadenfrohem Grinsen, um sich am nächsten verschwitzten Schritt zu reiben. Die anderen Männer in dem Club johlen einstimmig und mit spürbarer Erleichterung.
    Er setzt sich wieder neben Ginger, dessen Schädel im Licht eines Deckenscheinwerfers psychedelisch wabert. Sein alter Kumpel starrt ihn an, erst streitsüchtig, dann mit schwiemeliger Bewunderung.– Leck mich am Arsch, Lennox, die Nummer hat mich zwanzig Eier gekostet, und du bläst nicht mal deine Suppe raus! Die kleine Trudi muss dich ja ordentlich rannehmen! Die Bestie ist gezähmt!
    Lennox passt Gingers Wortwahl nicht.– Tut mir leid wegen der Kohle. Dann denkt er: Soll er glauben, was er will. Aber nun führt der Fluss seiner Gedanken wieder in eine andere Richtung, fort von der Stripperin, von Trudiund Ginger. Durch den Alkohol, der zuerst Distanz zu dem Verbrechen geschaffen hat, blubbert es jetzt in seinem Kopf wieder hoch wie in einer Kaffeemaschine.
    Britney Hamil. Ja, die Bestie war gezähmt worden. Wie würde Mr.   Confectioners Haftzeit aussehen? Was er wohl gerade machte? Zu seiner eigenen Sicherheit von allen anderen Gefangenen– selbst von den anderen Sexualverbrechern– getrennt, war seine Arroganz da verpufft? Lennox muss es plötzlich unbedingt wissen.
    – Denkst du manchmal an die Fotzen, die wir früher eingebuchtet haben?, fragt er Ginger.– Wie sie damit leben können, was sie getan haben?
    – Die können damit leben, weil sie Abschaum sind. Das geht denen alles am Arsch vorbei. Scheiß auf die, sollen sie verrotten, giftet sein rot anlaufendes Gesicht, während er einer Kellnerin nach mehr Bier winkt.
    Lennox hat den Eindruck, als gelte der Vorwurf ihm genauso wie den Kriminellen, an die Ginger sich zurückerinnert. Sie trinken noch ein Glas, aber Lennox spürt, dass die Stimmung gekippt ist.
    Ginger macht erst wieder den Mund auf, um die Tafel aufzuheben.– Ich trink besser keins mehr, ich bin jetzt schon weit über mein Limit, schnauft er. Ein Mädchen leckt sich demonstrativ die Finger ab, die sie zuvor benutzt hatte, um sich aufzuspreizen, während sie sich vor ihnen auf dem Catwalk aalte.– Fahren wir wieder zu mir und stellen die Karre ab, sagt Ginger, während er das Mädchen anguckt und anerkennend das Glas hebt,– aber erst wenn die kleine Sahneschnitte mit ihrer Nummer durch ist. Jesus, Ray, wär ich zwanzig Jahre jünger   …
    – …   wärste immer noch alt genug, ihr Vater zu sein.
    – Werd bloß nicht frech.
    Der Alkohol hat Gingers Fahrstil gutgetan: Er ist jetzt vorsichtiger und achtet tatsächlich auf den Verkehr, als siewieder in das am Meer gelegene Viertel fahren. In der trüben Dämmerung macht es einen heruntergekommenen Eindruck. Es sieht aus, als seien viele der ansässigen Geschäfte pleite oder pfiffen aus dem letzten Loch. In dem Häuserblock hinter dem Holiday Inn sind die Bars und billigen Speiselokale bevölkert von betrunkenen jungen Urlaubern und den Wanderarbeitern und Pennbrüdern, die von deren Gönnerhaftigkeit oder Unachtsamkeit leben. Und überall sieht man einsame und deprimierte alte Menschen. Lennox macht eine Bemerkung darüber, als er und Ginger in eine Terrassen-Bar gehen, die in ihrem Schmutz und Schmier Welten vom sterilen Schick des noblen Miami Beach entfernt ist.
    – Ja, viele arme Schweine sind hier runtergezogen, um den Lebensabend mit einem Ehepartner zu verbringen, der dann den Löffel abgegeben hat. Und jetzt fehlt ihnen das Geld, um noch mal umzuziehen. Ich kenn jede Menge alte Knacker in der Situation. Ginger spült einen Schluck Bier runter und signalisiert nach zwei Tequilas.– Der Traum vom Ruhestand wird zum Albtraum, sagt er nachdenklich. Zwei Männer kommen herein, Hand in Hand, und setzen sich in ein Eckchen in der Bar.– Das hier war für Pensionäre gedacht. Und jetzt sieh dir das an: Hauptstadt der Schinkenspalter.
    Sie trinken noch ein paar Kurze und gehen dann ein Stückchen am Strand entlang, bevor sie sich auf den Weg zurück zu ihrer Angetrauten beziehungsweise Zukünftigen machen.
    Trudi und Dolores haben auf ihrem frühabendlichen Einkaufsbummel offenbar Spaß gehabt.– Die beste Zeit dafür bei dieser Hitze, erklärt Dolores, während Trudi Lennox herausfordernd ein paar Einkaufstüten hinhält.–

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