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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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konnten ja keine Ruhe geben. Er zuckt erneut unverbindlich die Achseln.
    – Tja, das ist nun mal der Lauf der Welt, Buck, gluckst Bill Riordan.
    – Aye, sollte es aber nicht sein. Ginger kneift ein Auge zu und starrt Lennox mit dem anderen anklagend an.– Polizisten sollen das sein. Deinen Job hätte eigentlich einer wie Robbo kriegen sollen. Das war noch n Polizist!
    Lennox holt tief Luft durch die Nase, angenehm überrascht, die Nebenhöhlen freiploppen zu hören.– Robbo war bloß ein beschissener, abgehalfterter Fall für die Klapsmühle, faucht er. Und würde am liebsten dazusagen: Und ich bin jetzt genau wie er. Genau wie ihr alle.
    – Ein verdammt guter Cop, murmelt Ginger, dem allmählich der Schwung auszugehen scheint.– Was macht denn Dougie Gillman? Das ist ne Type, was, Ray   … Seine Stimme erstirbt.
    – Der ist genauso, sagt Lennox durch zusammengepresste Lippen.
    – Ach ja   … ich hab ganz vergessen, dass es zwischen dir und Gilly diese kleine Meinungsverschiedenheit gab. Habt ihr euch inzwischen wieder vertragen?
    – Nein.
    Schweigen macht sich breit. Statt es auszusitzen, steht Lennox lieber auf und geht ins Wohnzimmer, wo Jessica mit dem Hund spielt und Dolores Trudi ein paar Tanzschritte beibringt.– Ich muss in die Kiste, erklärt er.– Der Jetlag macht sich bemerkbar.
    – Pah   … du Fliegengewicht, zieht ihn Trudi auf, völlig hin und weg vom Trinken und Tanzen.
    Im Bad des Gästezimmers spült Lennox seine beiden letzten Antidepressiva runter und wappnet sich wieder mal für eine Nacht; er kann nur hoffen, dass er genug eingeworfen hat, um ihre Schrecken zu verschlafen. Er schlüpft zwischen die Laken und lauscht, wie sich das Geplauder und Lachen aus dem Wohnzimmer unter den Irrsinn in seinem Kopf mischt. Obwohl er kaputt ist, sorgt offenbar irgendein grausames Kalkül dafür, dass ihm der Schlaf wieder mal verwehrt bleibt. Stattdessen: Gedanken.
    Was hatte Toal noch in seinem Briefing über Angela Hamil gesagt?– Ne ordinäre Schlampe, hatte er gemeint, sich die Pfeife wieder in den Mund gesteckt und daran gezogen. Seit dem Rauchverbot durfte er sie im Büro nicht mehr anzünden, aber er brachte sie immer noch als Requisite mit und kaute auf dem Stiel rum, wenn er nervös war. Dann hatte er ergänzend gesagt:– Ich schätze, das war irgendein Dreckschwein aus ihrem Umfeld. Sie wissen schon, die Sorte von menschlichem Abfall, den solche Weiber immer anziehen.
    Lennox blinzelt und zerrt an der Bettdecke. Bilder von Angela tauchen auf, ihr strohiges Haar und verhärmtes Gesicht. Sie sind ganz deutlich, nicht wie in einem Traum, denn er ist sich schmerzhaft bewusst, dass er in seinem Bett liegt.
    Dann sieht er ihn wieder, Mr.   Confectioner: seine kalten Fischaugen, seine monströsen, gummiartigen, maliziösen Lippen, und Britney hilflos zu seinen Füßen.
    Und Ray Lennox denkt an den Balkon draußen, gleich auf der anderen Seite des Partygeschnatters. Nur über die Brüstung klettern und loslassen. Um alles hinter sich zu haben: den Kinderficker, Britney. Wie schlimm konnte das schon sein?

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Edinburgh (1)
    Es war am Morgen nach ihrem Verschwinden. Du hattest nach dem stundenlangen Sichten des bisher vorliegenden Materials Schluss gemacht und dir zu Hause in Leith ein paar Stunden Schlaf gegönnt. Als du in verwirrender Finsternis hochschrecktest, sahst du auf deiner Liste entgangener Anrufe einen von Keith Goodwin. Du hattest das NA – Treffen gestern Abend total verschwitzt. Es war noch keine sechs Uhr am Morgen, als du schon wieder im IT – Zentrum des Präsidiums in die Aufnahmen der Überwachungskameras vertieft warst.
    Nicht dass es viel hergab. Das unfassbar dichte Netzwerk von Kameras, das die Bewegungen jedes einzelnen Engländers im Schnitt zwischen zehn und vierzig Mal pro Tag festhält (je nachdem, wen man fragt), dünnt aus, je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt, und draußen bei Britneys Sozialsiedlung war es längst äußerst grobmaschig. Es gab ein bisschen Material von ihr von gestern Morgen: eine körnige Aufnahme auf einem Überwachungsband, nicht mal eine Minute lang, zeigte sie, wie sie ihren Wohnblock verließ, um zur Schule zu gehen, und dann gab es noch ein bisschen was von einer Verkehrsüberwachungskamera, als sie in Richtung Kreisverkehr ging. Du versuchtest mit jedem Programm und jeder Technik, aus den schlechten Aufnahmen mehr herauszuholen. Du hast sie langsamer ablaufen lassen, rangezoomt, Einzelbilder ausgedruckt, um die

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