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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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den Mittelfinger zeigt.– Verwöhnte kleine Fotzen, gluckst er und schnaubt dann,– die halten sich für was Besseres. Dann setzt er sich waghalsig vor ein anderes Auto und wird wieder angehupt.– Ich bremse nicht für Yuppies, grinst er breit und wirft dann einen Blick nach hinten zu Trudi.– Alles klar, Prinzesschen?
    Ihr zähneknirschendes Lächeln erreicht nur noch seinen Hinterkopf. Eine ihrer Hände überprüft den Sicherheitsgurt, die andere klammert sich mit weißen Knöcheln an die Halteschlaufe über der Tür.
    Ginger lebt in Fort Lauderdale in Strandnähe. Die Wohnung liegt in den Carlton Tower Condominiums, in einem zwanzigstöckigen Gebäude hinter einem Holiday Inn, nur durch einen Straßenzug vom Atlantik getrennt. Lennox hat bemerkt, wie relativ nah der schmale Strand an der Straße liegt, verglichen mit dem Strand im Art-déco-Viertel. Von außen und aus einiger Entfernung mochte das Hochhaus nach britischen Sozialwohnungen aussehen, doch bei näherer Betrachtung muss Lennox seinen Eindruck revidieren. Das Erdgeschoss ist mit raumhohen Fenstern hell und offen gestaltet. Sie betreten einen großzügig bemessenen Lobby- und Empfangsbereich, der Marmorfußboden und die marmorverkleideten Wände beeindrucken Lennox. Trudi geht es genauso, das merkt er an den Bögen, zu denen sich ihre bleistiftdünnen Brauen wölben. Die Halle ist mit Sitzgruppen und Beistelltischen voller Hochglanzmagazine möbliert und mit üppigem, exotischem Blütenschmuck dekoriert, den Lennox erst beim zweiten Hinsehen als Plastik erkennt. Die Concierge, eine hünenhafte schwarze Frau, thront hinter dem Empfangstisch. Sie lächelt Ginger zu, der ihr fröhlich winkt.– Nette Person, sagter unterwürfig, als wollte er sich bei Lennox für den Polizeikantinen-Rassismus früherer Zeiten entschuldigen und deutlich machen, dass so was der Vergangenheit angehörte.
    Lennox unterdrückt ein Kichern. Schotten haben eine schizophrene Haltung zu Fragen der Ethnie. Die meisten von ihnen begegnen nur selten einem schwarzen Gesicht in diesem weißesten aller Länder, darum nehmen sie es sich heraus, so rassistisch oder unverblümt zu sein, wie sie Lust haben, und schwelgen in ihren von keinerlei Realität unterfütterten Überzeugungen.
    Im Aufzug drückt Ginger auf den Knopf für den vierzehnten Stock. Sanft, wie in Zeitlupe, boxt er Lennox spielerisch auf die Schulter und zwinkert den beiden zu. Trudi verzieht das Gesicht zu einem nervösen Lächeln. Sie treten in einen schmalen Flur hinaus, der mit seinen braunen Türen eine deprimierende Reihe uniformer Kaninchenställe von Wohnungen zu versprechen scheint, bevor sie erneut ihre Erwartungen widerlegt sehen, als sie eine gleichermaßen große wie luxuriöse Wohnung betreten. Sie verfügt über ein Wohnzimmer mit Pantryküche, von dem man durch gläserne Schiebetüren auf einen Balkon treten kann. Es gibt zwei Schlafzimmer, jeweils mit eigenem Bad, und zusätzlich dazu ein drittes, größeres Badezimmer.
    Lennox fasst es nicht, dass eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern über drei Bäder verfügen kann. Er will gerade eine Bemerkung dazu machen, als sich eine Tür hinter ihnen öffnet und eine elegante, schick gekleidete Frau von schätzungsweise Ende fünfzig hereinkommt, und mit ihr ein West Highland Terrier an der Leine. Freigelassen, hoppelt er schwanzwedelnd auf Trudi und Lennox zu, einmal Schnüffeln, einmal Tätscheln.
    – Das ist Dolores. Ginger stellt Lennox und Trudi vor, die beide herzlich willkommen geheißen werden.– Und dieser kleine Halunke heißt Braveheart.
    Augenscheinlich gefällt dem Tier Lennox’ Geruch nicht; die gemeinsame »skaddische« Herkunft zählt da gar nichts. Es bleckt hasserfüllt seine kleinen Vorderzähne unter dem kaugummiähnlichen Zahnfleisch. Fiese kleine Töle, könnte gleich auf mich losgehen, mutmaßt Lennox.
    – Braaaa-ve- heart !, ermahnt ihn Dolores.
    Darauf scheint der Hund ein paar Zentimeter zusammenzuschrumpfen und kommt mit eingekniffenem Schwanz zu Lennox gekrochen, der sich aufs Sofa setzt. Der Hund hebt noch mal kurz den Kopf, als wolle er kläffen, dann lässt er sich vor Lennox’ Füßen fallen und rollt sich zusammen.– Sehen Sie!, trumpft Dolores auf.– Er mag Sie!
    – Aye, Braveheart, sagt Lennox skeptisch, beugt sich zögerlich vor und tätschelt dem Hund den Nacken. Als seine Hand im Fell versinkt und Lennox merkt, wie mager der Hund tatsächlich ist, wird er etwas kühner. Leicht abzumurksen, denkt er und lässt sich mit

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