Crime
Bestimmten.
Trudi sah, dass er sich verändert hatte. Er war reifer geworden, so drückte sie sich meistens aus. Bei ihrer ersten Berührung nach so langer Zeit strich sie mit dem Finger über seinen Nasenrücken.– Die hat einen kleinen Knick, hatte sie gesagt.
– Unfall in Thailand. War gebrochen, hatte er erklärt und ihr dabei in die Augen gesehen.– Das war der Anlass für mich, Dope ganz aufzugeben. Ich kapierte, was aus mir geworden war. Was ich verloren hatte.
Ihr gefiel, was sie sah.
Aber sie sah das, was sie sehen wollte. Dabei war er ein Wrack. Nach außen gab er sich blasiert, als könne ihn nichts mehr überraschen, aber innerlich war er wie durch den Wolf gedreht. Lennox, der Coole mit den angegriffenen Nerven. Seinen alten Kumpel Robbo hatte er nie täuschen können.
Manchmal half es, Sandsäcke mit Fäusten und Füßen zu bearbeiten. Sparringskämpfe mit Handschuhen. Kraft, Schnelligkeit und Selbstvertrauen aufzubauen. Sich das großspurige Auftreten zu verdienen, andere Männer merken zu lassen, dass ein Pfund dahintersteckte und nicht alles nur heiße Luft war. Aber manchmal, wenn etwas wirklich Schlimmes passiert war, half nur Reden. Leider redete man in Edinburgh nur, wenn man betrunken war, und Koks half einem, länger zu trinken und länger zu reden. Der Fall Britney Hamil war so etwas Schlimmes. Die NA – Treffen wurden bald zur Quälerei, und das schweißtreibende Gehampel im Studio absolvierte er nur noch halbherzig. Mit jedem Mal, dass er sich die Gesichter der aktenkundigen Kinderschänder ansah, wurde das Verlangen nach Koks übermächtiger.
– Mach schon, Süßer, kommt Robyn frustriert zum Wesentlichen:– Ich will ficken. Ihre manische Verzweiflung erinnert ihn an die Stripperin in Fort Lauderdale, irgendwie sogar an Trudi.– Klingt das denn so schlimm? So egoistisch?
Lennox denkt: Allerdings, du miese Schlampe, deine kleine Tochter ist gleich nebenan .– Nein. Ich will bloß nicht mit dir bumsen. Oder vielmehr–, er kostet das Machtgefühl, jemanden zurückzuweisen, noch einen Moment aus, auch wenn es grausam ist,– kann nicht, zu viel Koks.
Robyn wirft ängstlich einen schnellen Blick zu Lance und Starry, eng umschlungen in einem sinnlichen lateinamerikanischen Tanz. Ihr verächtliches Tuscheln und die schmachtenden Gesichter, die sie schneiden, machen den Eindruck, als hätten sie es darauf abgesehen, sie beide fertigzumachen. Johnnie sitzt währenddessen griesgrämig brütend in seinem Sessel und verbreitet mit seinen Blicken böse Vibes. Lennox schaut in Robyns verhärmtes, gehetztes Gesicht.– Gehen wir doch einfach nach nebenan und legen uns ne Weile hin, flüstert sie fast schon flehentlich.– Ich brauch jetzt jemanden, Ray. Ich bin am Ende, mein Leben geht den Bach runter. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Wenn ich Tianna nicht hätte … sie ist das einzig Gute, was ich in meinem verkorksten Scheißleben je zustande gebracht hab …
Sie hat selbst nicht gemerkt, dass ihre Stimme immer lauter geworden ist und die anderen ihren Wortwechsel mitbekommen haben.– Ob ihr so viel Spaß vertragen könnt?, höhnt Starry:– Ein professionelles Opfer und ein Kerl, der sie nicht ficken kann!
– Lass das Süßholzraspeln, Lance verdreht die Augen, und Johnnie lacht lauthals. Jetzt existieren offiziell zwei Lager.
– Warum müssen die Leute immer so gemein sein?, quengelt Robyn, während sie an Lennox’ schlimmer Handzerrt, damit er ihr zur Tür folgt.– Warum?! Das ist so was von grausam!
– Ach, erspar uns diese Nummer, fährt Starry sie verächtlich an. Lennox hört sie lachen:– Die kommt schon wieder, wenn sie mehr Blow braucht.
– Ich schätze, in etwa zwanzig Minuten ab jetzt, kommentiert Lance mit komischem Ernst.
Lennox sieht sich von dem Beutel Koks, der Quelle seiner Kraft, weggezerrt. Wie wir doch lieben, was uns umbringt. Er ist immer noch nicht ganz da, jedenfalls nicht da, wo sie ihn gern hätte, als Robyn ihn zu sich aufs Bett zerrt. Unter ihrem hochgerutschten Rock kommt jetzt ein fleischfarbener Stringtanga mit der Aufschrift MEINE MUSCHI , MEINE REGELN zum Vorschein.
Sie zieht diesen Bekleidungsartikel zur Seite, um den dicken Busch Schamhaar freizulegen, der wie ein Punk-Iro geschnitten ist, und küsst ihn auf den Mund. Er nimmt den kalten Zigarettenqualm in ihrem Atem wahr und merkt, wie sein eigener Kiefer zuschnappt. Robyn löst sich von seinen unnachgiebig aufeinandergepressten Lippen und lässt sich aufs Bett
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