Crime
zurückfallen. Im Licht der Lampe sieht er ihre Wangenknochen in ihr Gesicht einsinken. Es verschmilzt mit dem obszön aufgedunsenen Fleisch ihres Halses, das plötzlich irgendwoher erscheint und ihn an diesen Frosch denken lässt, der so abrupt seine Kehle aufblasen kann. Lennox ist wie erstarrt, ein Insekt im Angesicht dieser hypnotischen, vorquellenden Augen. Also springt sie wieder auf und fällt ihn an, zieht seinen Reißverschluss auf, schiebt ihre Hand in seine Hose und Unterhose, und ihre fordernden Finger stellen wiederholt dieselbe Frage, ohne die erhoffte Antwort zu erhalten.
Ein erschöpftes Gähnen schafft es trotz wiederholter Koksgabe an die Oberfläche. Lennox versucht, es zu unterdrücken, aber es bricht aus ihm heraus, dass der Kieferkracht. Er hört Robyns verzweifeltes Keuchen:– Sexy … Sexyboy …
Es ist wahrscheinlich noch nicht lange nach Mitternacht, aber er spürt schon jetzt das unbarmherzige Nahen der Morgendämmerung.
Ein Blick auf Robyn zeigt ihm, dass sie die Augen immer noch aufgerissen hat wie eine irre Wissenschaftlerin.– Ich bring dich schon in Fahrt, Ray. Ich weiß, worauf ihr Kerle steht!
Sie wälzt sich ungelenk zum Nachttisch und fischt ein Paar plüschbesetzte Handschellen aus der Schublade.– Wir können alles machen, was du willst. Willste mich ans Bett fesseln? Du kannst alles machen, wa–
Ein angstvolles Kreischen schneidet Robyn das Wort ab. Es will gar kein Ende nehmen. Lennox erster Gedanke ist, dass es nach einem Kind klingt. Dann begreifen er und Robyn, dass es von ihrer Tochter kommt. Sie schreit wie am Spieß. Lennox zieht seinen Reißverschluss zu und rennt dahin, wo das Kreischen herkommt, gefolgt von Robyn. Er stößt die Tür zum Kinderzimmer auf. Johnnie ist da drin, auf dem wild strampelnden Kind, und versucht ihr seine Hand auf den Mund zu pressen. Das Bettzeug ist weggezogen, und seine andere Hand steckt unter dem Nachthemd des Mädchens.
Lennox springt hin und greift mit beiden Händen in Johnnies glattes Haar, wobei er durch seinen geschwächten Griff die pomadigen Strähnen erst nicht richtig zu fassen bekommt. Dann spürt er den Schmerz in seiner schlimmen Hand, als er ihn von dem Mädchen und vom Bett wegreißt. Johnnie schreit auf, und sein Gebrüll mischt sich unter Tiannas regelmäßige, spitze Autoalarm-Schreie, als Lennox Johnnie über den Boden schleift und mit den Füßen bearbeitet.
Dann spürt Lennox, wie ihm der linke Arm auf denRücken gedreht wird, und sofort darauf einen höllischen, weißglühenden Schmerz in der Schulter, der so ausstrahlt, dass er ihm in der Seele wehtut. Seine Hacke schnellt nach hinten und trifft auf eine Kniescheibe, wodurch der Griff sich lockert. Als Lennox sich losreißt, sieht er in das jetzt schmerzverzerrte Gesicht des humpelnden Lance Dearing.– Schluss jetzt!, verwarnt ihn Dearing, schubst Lennox vor die Brust und will ihn ins Wohnzimmer zurückschieben, solange Lennox noch seinen Arm hängen lässt und darauf wartet, wieder ein bisschen Gefühl reinzubekommen. Lennox dreht sich zur Seite und legt sein ganzes Gewicht in die andere Schulter, um sich dagegenzustemmen, während der Arm noch nutzlos von seinem Körper baumelt.– Schaff die Fotze aus der ihrem Zimmer raus!, brüllt er, und während das Mädchen weint und seine Mutter und Starry hysterisch aufeinander einschreien, schnellt er nach vorn und drängt sich mit einem Satz an Dearing vorbei. Dearing packt ihn und versucht es wieder mit dem Polizeigriff, doch diesmal ist Lennox vorbereitet, und das Gefühl kehrt in seinen Arm zurück. Er windet sich aus Dearings Griff, dann ringen sie miteinander, taumeln vorwärts und krachen durch den gläsernen Couchtisch.
– Fuck, mein Koks …, brüllt Starry, als sich weißes Puder und Glasscherben über den Läufer und den Dielenboden verteilen.
Beide Männer, wie durch ein Wunder ohne Schnittverletzungen, rappeln sich auf. Lennox ist als Erster auf den Beinen und rennt zurück ins Kinderzimmer. Er erwischt Johnnie mit einem rechten Haken seitlich am Kiefer und tut sich höllisch an seinem kaputten Knöchel weh. Robyn brüllt Starry an, und Lennox, der einen flehenden Blick des verheulten kleinen Mädchens auffängt, packt es bei der Hand, rennt mit ihm ins Badezimmer und verriegelt die Tür.
– Mach, dass die weggehen!, schreit das Mädchen, Tianna,das verängstigt auf der Toilette kauert und beide Fäuste in ihr Haar krallt.
– Alles gut, Püppchen, alles in Ordnung, redet Lennox
Weitere Kostenlose Bücher