Crime
Platz, die erleichtert wirkt, dass Starry nicht da ist. Er hat Lust auf einen Milkshake. Ererinnert sich an die, die er im Howard Johnson’s am Times Square bekommen hatte, als er mit den Jungs in New York war. Die waren gut gewesen, aber es waren sehr schnell Bloody Marys daraus geworden.
Sie bestellen einen Schokoladenshake für ihn, dazu Toast und Eier. Tianna bekommt eine Coke, Burger und Fritten. Mit Lennox’ Appetit ist es nicht weit her. Er stochert mit dem Toast im Ei herum und lässt versehentlich eine Eigelbbombe auf die Perfect Bride klatschen. Er saugt an dem Shake, der seinen wunden Rachen kühlt. Das Kind ist hungrig. Wie sie an das Essen herangeht, ist von einer schnellen, methodischen Zielstrebigkeit. Er fragt sich, wann Tianna das letzte Mal etwas gegessen hatte.– Du wartest hier, befiehlt er ihr und steht auf.– Ich hol mir nur schnell nebenan Zigaretten, die Lüge des korrupten Cops geht ihm glatt über die Lippen.
– Uh-huh, erwidert sie und bekommt ganz große Augen:– Das wär supercool.
– Für mich, bellt er wütend.– Du wartest hier, wiederholt er.
Lennox marschiert mit langen Schritten aus dem Diner und über die Straße zu dem schicken, neuen Gebäude mit dem Schild: Miami-Dade County Police Department, das einen Großteil des Häuserblocks einnimmt. Drinnen würde er Männer und Frauen wie seine Kolleginnen und Kollegen zu Haus treffen, Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Polizeiarbeit verdienten. Es ist verrückt. Er ist ein erfahrener Bulle, weiß aber nicht, was er sagen soll. Ohne Autorität und Befugnis ist er auf seine Kerneigenschaften reduziert: ein Skeptiker in einer Welt, in der man ihm diesen Luxus missgönnt. Lennox bleibt vor der Glastür stehen. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Zweifel. Jetzt muss gehandelt werden.
Typen wie Dougie Gillman würden einfach reinlatschen und dem Beamten am Empfang die Entführung, Kindesaussetzung, Misshandlung und versuchte Vergewaltigung einer Minderjährigen melden. Nicht nur das, er würde es auch mit einer höhnischen Verachtung tun, der man das »Und wo wart ihr da?« anhörte. Lennox stählt sich dafür, es genauso zu machen, indem er sich ins Gedächtnis ruft, was sein schauspielernder Bruder Stuart ihm über die Vorbereitung einer Rolle erzählt hat.
Als er die Tür öffnet, sieht er eine sehr voluminöse Frau über den Tresen gebeugt. Ihr XXXL – Hinterteil, das in pinkfarbenen Leggings steckt, nimmt ihm teilweise die Sicht auf den Beamten auf der anderen Seite, der sich gerade mit ihr befasst. Dann rückt der Mann ein Stück zur Seite und hebt den Kopf, und Lennox und der aufnehmende Beamte starren sich in beiderseitigem Schock an.
Es ist Lance Dearing, der zuerst spricht, während Ray, dessen Fluchtinstinkt explodiert wie ein Startschuss, sich bereits auf dem Absatz herumgedreht hat.
– He, wart mal nen Augenblick, Ray, beginnt Lance, doch das Riesenfass von Frau blafft ihn an:– Schaffen Sie den aus meinem Haus! Der hat kein Recht dazu, in meinem Haus zu sein!
– Ma’am, wenn Sie mich kurz entschuldigen würden … sagt Dearing und tritt hinter dem Schalter hervor.
Ray Lennox verlässt die Polizeiwache rasch durch die Glastür. Das asynchrone Klackern seiner Schritte die Treppe hinunter erinnert an »Chopsticks«, auf dem Klavier geklimpert. Am Fuß der Treppe verfällt er in Trab, dann in einen Sprint. Das Absetzen seiner sportlichen Betätigungen macht sich schmerzhaft bemerkbar: Sein Gewicht hängt von Herz und Lungen, und seine Beinmuskulatur brennt. Das Pflaster des Bürgersteigs unter seinen Sohlen ist uneben und aufgebrochen, und er traut seiner Trittsicherheit nicht ganz. Dann hebt sich die widerliche Schwere, seine Lunge saugt sich voll Luft, und Lennox fliegt dahin.
Tianna sitzt da, wo er sie zurückgelassen hat, ist gerade mit dem Rest ihres Essens beschäftigt und liest in dem Hochzeitsmagazin. Sie deutet seine sichtliche Hast richtig und schaufelt sich schnell noch ein paar ketchupgetränkte Fritten in den Mund, bevor er den Tisch erreicht.
– Wir müssen gehen, stößt er hervor und zählt ein paar Geldscheine ab.
– Was ist mit Momma?, fragt Tianna, was Lennox kurz an seine eigene Mutter denken lässt.
– Deiner Mum geht’s nicht gut, aber sie wird schon wieder. Er stützt sich schwer atmend auf der Theke ab, was ihm einen misstrauischen Blick von Mano einbringt, der ihn an eine Szene aus irgendeinem Film erinnert.– Wir müssen jetzt gehen, wir müssen zu Chet, sagt er mit
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