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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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schaute auf das Datum: 13. April 1987. Ebenso erkannte ich, dass dieser Bericht von der Yukonpaper verfasst wurde, der Zeitung in Fairbanks.
    Meine Gedanken waren verworren. Sie hefteten sich an diesen Bericht wie eine Zecke, die sich in die fremde Haut ihres Opfers bohrte. Ich war mir sicher, dass irgendetwas in diesem Artikel faul war. Es kam mir vor, als sei darin eine Art von Botschaft versteckt. Eine Botschaft, die nicht direkt an mich gerichtet, sondern eher für die Allgemeinheit bestimmt war. Jemand, der sie verstand, konnte möglicherweise eine neue Spur verfolgen. Ich ging die Sache noch einmal logisch durch. Weshalb diese Veränderung an der Bevölkerungszahl? War jemand geflohen? Oder ein Überläufer? Ich dachte nach und ließ mir das Datum zum wiederholten Male durch den Kopf gehen. Es lag über ein halbes Jahr zurück, und plötzlich fielen mir Worte des Sheriffs wieder ein. Sam hatte damals bei unserem erst Treffen im »Angel’s Bell« etwas erwähnt. Er sprach davon, dass Crimson eine lange Zeit ohne Sheriff ausgekommen war, und dass vor einem halben Jahr Steve Brauner dort tot aufgefunden wurde. Wenn meine Rechnung aufging, so wäre das im April passiert, also im vierten Monat dieses Jahres. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der Zeitungsbericht schien genau davon zu erzählen, und zwar in einer verschlüsselten Botschaft. Der Bericht war im April verfasst worden, und plötzlich gab es einen Einwohner weniger. Damit konnte eigentlich niemand anderer gemeint sein als Brauner!
    Ebenso schien mir die Überschrift nunmehr ein Hinweis darauf zu sein, dass es sich hier um einen unaufgeklärten Mord handelte: Eine Spur, die sich im Schnee verlor. So legte es vorbehaltlos auch das FBI aus. Eindeutiger ging es kaum.
    Als Grund für die Verschlüsselung konnte ich zwei Erklärungen finden. Erstens erschien mir persönliche Angst plausibel; möglicherweise war ein Redakteur bedroht oder die Zeitungsredaktion gezwungen worden, die Fakten in dem Bericht zu vertuschen. Doch die Redakteure gaben sich damit vermutlich nicht zufrieden und verfassten einen Artikel, der dem ersten Anschein nach wie eine Urlaubsbeschreibung aussah.
    Die Aussagen verschiedenster Leute gaben mir ebenso den Hinweis darauf, dass man solche Berichte vollständig unterdrücken wollte. Fender ebenso, als er mich in der Gerichtsmedizin zur Sau machte. Dieser Kerl wurde mir immer unsympathischer.
    Ich stöberte weiter, völlig ungeachtet dessen, was Elsa tat. Dabei stieß ich auf Folgendes: »In der Wildnis rund um New Rock, in Richtung Crimson, existiert eine Vielzahl blutrünstiger Raubtiere, die selbst vor einem Jäger mit seinem Gewehr nicht Halt machen. Ferner scheint es so, dass der Sonnenuntergang einen rötlich-metallischen Schein besitzt, der seinen Ursprung im Erdboden hat.«
    Der Hinweis auf die Raubtiere erinnerte mich sogleich an Bileam und seine Anhänger, und die Farbe des Sonnenuntergangs beschrieb nahezu das Hämatit-Erz, dessen rötlicher Schimmer aus den Minen stammte. Was mich aber am meisten verwunderte, war, woher die so viel wussten? Mich ließ der Gedanke nicht los, dass solche Taten schon einmal vorgekommen waren, oder jemand hatte den Redakteuren etwas zugesteckt – jemand, der darüber Bescheid wusste oder zumindest Untersuchungen angestellt hatte: Teasle!
    Ich verschlang förmlich den Text. Weiter hieß es: »Das Landesinnere ist im Winter deutlich weiter entfernt, obgleich man sagen muss, dass es dennoch besser zu erreichen ist, da große Hindernisse im Eis erstarren.«
    Sofort dachte ich an meinem ersten Tag in Crimson, als ich die Landkarte hinter mir studierte und die Beringstraße vor Augen hatte. Somit war mir klar, dass das Übel aus Russland zu kommen schien. Das Landesinnere lag vermutlich direkt auf der Beringstraße selbst. Laut meinen Vermutungen und diesem Bericht zufolge, lag ich mit meinen Gedanken wohl richtig: Diese Meerenge zwischen Russland und Alaska fror über den Winter zu und war somit zu passieren. Zum Teufel auch!
    »Gläubige Pilger aus aller Herren Länder werden hier ebenso gern gesehen, sobald sie die letzte Grenze überschritten haben, denn dort herrscht der Einklang im Mantel der Verschwiegenheit.«
    Ich glaubte zu verstehen, was mit diesem Abschnitt gemeint war. Die Pilger schienen die Amish zu sein, und aufgrund der Reaktionen der Bürger, wie am damaligen Abend im »Angel’s Bell«, glaubte ich zu verstehen, dass diese Glaubensgemeinschaft nicht erwünscht war, ja, sogar

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