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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Gedanken vor Augen, die Freiheit wiederzuerlangen. Die Zeit war für mich nicht relevant, eher die Tatsache, dass sich der Bergtunnel im Laufe meiner Fortbewegung im Innern verändert hatte. Anfangs waren die Wände nass gewesen, wurden nun aber zunehmend trockener. Ich konnte daraus schließen, dass es etwas bergauf ging. Das Grundwasser reichte nicht bis hierher. Ich glaubte auch zu bemerken, dass die Steigung stetig zunahm, denn meine Schenkel schmerzten vor Anstrengung.
    Langsam verflogen sich meine teuflischen Befürchtungen, dass ich hier elendig verrecken würde, doch die Gabelung, welche sich nun vor mir auftat, machte den Hoffnungsschimmer wieder zunichte.
    Einen kurzen Augenblick fühlte ich mich, als hätte mich jemand mit einem Stein überrollt, dessen Dimensionen wohl dem großen Felsbrocken vor dem Grab Jesu gleichkamen. Eine falsche Entscheidung konnte mein Leben kosten.
    Dann erkannte ich im linken Gang einen blitzenden Gegenstand, der das Licht meiner Fackel widerspiegelte, und ich wählte diesen Weg. Ich wusste dennoch, dass dies kein gutes Omen war: Wie ich nach wenigen Schritten feststellte, handelte es sich um einen blutverschmierten, goldenen Sheriffstern, in den der Name von Sam Teasle eingraviert war.
    Zuerst dachte ich, dass mir nun die Entscheidung leichtfiele und ich der Spur von Teasle folgen sollte, dennoch entschied ich mich anders. Einer der Gründe dafür war, dass Teasle bestimmt keine Schnitzeljagd mit mir trieb und kleine Gegenstände als Fährte auf den Boden warf. Wenn er mich hätte aufsuchen wollen, hätte er es schon längst getan, ich brauchte nur an die Szenerie zu denken, als wir meine tote Scheinsekretärin im Schnee fanden, und Teasle plötzlich unverhofft im Nebel aufgetaucht war. Des Weiteren führte der Tunnel wieder in die Tiefe, was mich dazu bewegte, keinesfalls diesem Pfad zu folgen. Natürlich quälten mich die Gedanken, dass Teasle womöglich meine Hilfe benötigte, da das getrocknete Blut auf dem blank polierten Stern nicht gerade darauf hindeutete, dass es Sam gut ging. Doch so leicht sich meine Entscheidung auch anhörte: Als ich den ersten Schritt in den rechten Tunnel wagte, bemerkte ich, wie schwer ich mich wirklich damit tat. Ich fühlte mich ein wenig feige, jedoch herrschte das Schuldgefühl vor, da ich mir ebenso den Tod aller anderen Opfer auf die Schultern lud: Ich hatte sie schließlich nicht retten können!
    Während ich den immer steileren Tunnel entlang ging, starrte ich Teasles Stern in meiner Hand an. Meine ganze Hoffnung klammerte sich nun an dieses funkelnde Etwas, und ich wusste nun, was Gollum damit bezweckte, als er in dieser finsteren Höhle den glitzernden Ring gefunden hatte und es als seinen Schatz bezeichnete.
    Plötzlich bemerkte ich, wie sich die Flamme meiner Fackel deutlich schneller bewegte, und ich nahm einen Luftzug wahr. Es schien hier in der Nähe eine Öffnung zu geben, und ich hielt die Augen offen, bis ich endlich vor mir eine Leiter entdeckte, die durch einen Schacht nach oben führte. Mit erleichterten Gefühlen und der abflauenden Überanstrengung nach einem Marsch, der sich bestimmt über zwei bis drei Stunden erstreckt hatte, stieg ich die Leiter empor und entdeckte eine Holzluke am Ende des Aufganges. Die rote Schrift darauf ließ mich aufatmen. Sie lautete »Sheriff«.
    Ich atmete tief durch und spürte die Last, die von mir abfiel wie ein blutsaugender Parasit, der kurz davor war, meinen letzten Tropfen Lebenssaft auszusaugen. Die Frage, ob ich nun sicher war oder nicht, stellte sich mir nicht. Es war weitaus wichtiger, aus diesem verfluchten Verlies entkommen zu sein. Doch bedeutend schlimmer als der Gedanke, was mich dort oben erwarten könnte, war die Erkenntnis meiner Unwissenheit, wie lange ich fort gewesen war. Es hätten Stunden oder gar Tage sein können. Nach meinen seltsamen Erinnerungen zu urteilen war die Antwort wohl erschreckender, als ich mir ausmalen wollte.
    Ich horchte einige Augenblicke und öffnete vorsichtig die Luke. Ein kurzer Blick versicherte mir, dass sich vermutlich niemand in meinem Bungalow aufhielt. Alles schien ruhig zu sein. Ich stieg aus der Tiefe empor wie Cerberus aus dem Hades.Während ich nahezu lautlos in meinem Büro umherlief, um eventuelle Spuren von Fremden auszumachen, stolperte ich beinahe erneut über die Truhe, welche immer noch zwischen Tür und Angel stand, genauso wie zum Zeitpunkt, als ich das Gebäude verlassen hatte. Doch ich ließ sie erneut unberührt. Die

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