Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

erwecken? Selbst wenn dies je funktionieren würde, woran ich nicht im Geringsten glaubte, müsste sich wohl David diesem Herrn, ihrem wahren Messias, beugen. Ich zweifelte daran, dass er dazu die nötige Demut besaß. Doch eben diese Gewissheit brachte mich auf den Gedanken, meinen Code endgültig entschlüsselt zu haben. Diese unbekannte Variable C in der Buchstabenfolge auf meiner Haut ergab plötzlich Sinn: C stand eindeutig für Chlysten! Somit lautete der Schriftzug auf dem tätowierten Kreuz »Grigori Rasputin Rex Chlysten«. Rasputin würde der Herr dieser Gruppierung werden, und somit hätte David wohl ausgedient, selbst wenn er nur in Crimson etwas zu sagen hatte. Eine Überlegung, die mir weitaus besser gefiel, als David als Oberhaupt zu akzeptieren.
    Welche kranken Einfälle hatte ich da? Ich ertappte mich doch tatsächlich dabei, wie ich mich unbewusst in die Chlysten eingruppierte. Ich sprach schon davon, wem ich nun dienen würde. Oh Herr, sei mir gnädig, erlaube mir nicht, in den Abgrund des Bösen zu stürzen, zeige mir den Weg ins Licht!
    Nach meinem gedanklichen Gebet, widmete ich mich wieder dem Buch, in der Hoffnung, dass mir solche Überlegungen in Zukunft erspart bleiben würden.
    Als ich mit dem Finger langsam einen der Stammbäume entlang fuhr und das schlechte Licht mir den Blick auf die Fotos erschwerte, wurde mir klar, dass dieser Stammbaum etwas komplizierter war.
    Der Grund dafür schien eindeutig: Durch Davids zweite Heirat verkomplizierten sich die Zusammenhänge, und das Bild glich nun mehr einer Rankenpflanze als einem Baum.
    Die Fotos der beiden Ehefrauen waren entfernt worden, und das bestätigte meine Theorie, dass sie wohl keine Bedeutung mehr hatten. Ich erkannte, dass von Davids erster Frau Amos, Katie, Joseph und Steve stammten. Steve? Was zum Teufel war mit seinem Foto passiert? Außer dem Fakt, dass dieses Bild fehlte, kam ich noch wegen eines weiteren Details ins Grübeln: Joseph! Ich sah mir sein Bild genau an, hatte es einige Minuten im Blickfeld und wusste, dass ich diesen Kerl schon einmal gesehen hatte, konnte mir aber noch keinen Reim darauf machen. Denk nach, Jake!
    Doch urplötzlich kamen die Erinnerungen an diesen Menschen zurück. Es handelte sich ohne Zweifel um den Amish, der vor meinen Füßen gestorben war, als ich damals bei meinem Wagen gestanden hatte. Zum Teufel auch, David hatte sein eigen Fleisch und Blut umgebracht! Mich schüttelte es, und ich erinnerte mich an seine Aussage, dass er schon zwei Kinder verloren habe. Gott, wen von seiner Familie hatte er noch auf dem Gewissen? Elsa? Dieser Bastard musste aufgehalten werden, und wenn es das Letzte war, was ich tun würde!
    Da Davids Kinder keine weiteren Nachkommen vorweisen konnten, nahm ich mir die nächste Baumlinie vor, welche von seiner zweiten Frau zu stammen schien. Der Geburtsname dieser Frau lautete Below, und in mir wuchs ein Verdacht, den ich schon gehegt hatte, als mir damals der KGB davon berichtet hatte.
    Doch als ich die Fotos darunter sah, lief es mir eiskalt den Rücken hinab, und es bestätigte schließlich meine Theorie, dass David der Vater von Elsa war. Und es gab noch einen weiteren unglaublichen Hinweis, der mich absolut übermannte: Elsa hatte noch eine Schwester, deren Namen Esther lautete, und den Bildern zufolge handelte es sich um ihre Zwillingsschwester. Die beiden Gesichter ähnelten sich bis ins letzte Detail.
    Ich atmete schwer aus, lehnte mich zurück und starrte ins Leere. Dieser Hinweis konnte auch die seltsame Begegnung im Schnee erklären, als ich mit Martin in der Kälte gestanden und Elsa schon lange im Wagen gesessen hatte. Möglicherweise war die Gestalt im Schnee Esther gewesen.
    Doch weitere Blicke ins Buch gaben mir neuen Anlass, über die ganze Sache nachzudenken. Unter Elsas Foto erkannte ich eine zusätzliche Linie, welche sich mit einer weiteren unter David zu einem Strang formte und zu einem Fragezeichen führte, das den Anschein erweckte, als sollte es den Platz für ein weiteres Bild frei halten.
    Meine Gedanken bündelten sich daraufhin zu einem Schrecken sszenario, das mir den Eindruck vermittelte, dass David mit seiner eigenen Tochter einen Nachkommen zeugen wollte und die Theorie bestätigte, dass Elsa als eine chlystische Gottes mutter ausgewählt wurde, um ein Kind von David auszutragen.
    Welche Hölle musste das für eine Tochter sein, wenn sie mit ihrem eigenen Vater schlafen musste? Etwas Grauenvolleres schien es auf dieser Welt nicht zu