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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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Untersuchung meines Quartiers war mir wichtiger, und ich wollte sichergehen, dass sich keiner während meiner Abwesenheit Zutritt verschafft hatte.
    Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, überlegte ich noch eine ganze Weile, ob ich mich dieser Schatulle widmen sollte, deren Inhalt ebenso voller Geheimnisse war, wie all die Ereignisse, die sich in den letzten Tagen überstürzt hatten.
    Meine Hände, deren Hautfarbe man bestenfalls erahnen konnte, da sich reichlich Dreck und Minenstaub auf ihnen befanden, griffen nach der mysteriösen Truhe. Der Deckel klemmte ein wenig und ich wendete etwas Gewalt an.
    Als ich die Abdeckung schließlich anhob, blinzelte ich aus reiner Vorsicht mit den Augen. Wer wusste schon, welch Teufelswerk dieses Ding in seinem Bauch trug.
    Teils überrascht, teils erleichtert sah ich auf den Inhalt. Es handelte sich um ein schwarzes Buch, dessen Ledereinband schon einige Jahre auf dem Buckel haben musste. Ein verschmutzter Kelch, vermutlich aus Messing, lag daneben. Beide Gegenstände waren schäbig anzusehen, und ich glaubte, dass man ihnen nicht zu viel an Bedeutung zusprechen sollte.
    Doch plötzlich kam mir eine Erinnerung in den Sinn. Ich schloss die Augen und versuchte den Teil dieses kurzen, dennoch scheinbar wichtigen Gedankenfetzens in meinem Gedächtnis aufzufangen und ihn zu entschlüsseln: Ich erinnerte mich an den Tag, als meine Sekretärin einige Augenblicke lang nicht aufzufinden war und ich ein seltsames, damals wie heute, unverständliches Vorgehen beobachten konnte. Als ich durch das Fenster gestarrt hatte, war es mir möglich gewesen, diese mysteriöse Übergabe aufzuschnappen, trotz des dichten Nebels. Damals konnte ich nicht sehen, um welche Personen es sich gehandelt hatte, dennoch war eine kleine Truhe im Spiel, deren Aussehen möglicherweise der hier in meinem Büro ähnelte. Absolut hirnrissig wäre es natürlich, wenn es sich dabei um dieselbe Schatulle handeln würde. Doch wie käme die Kiste hierher und zu welchem Zweck? Sollten die Chlysten sie mit Absicht hiergelassen und so platziert haben, dass ich auf Teufel komm raus darüber stolpern musste?
    Ich zögerte, die Gegenstände in der Truhe anzufassen. Mein Instinkt verriet mir, dass die Informationen, die durch meine Untersuchung möglicherweise hervorgerufen würden, alles andere als Freude aufkommen lassen würden. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass diese Dinge mich erwachen lassen würden, wobei ich das keineswegs im physischen Sinne meinte – obgleich mir das deutlich angenehmer wäre. Ich fühlte, dass die Antwort auf all meine Fragen mich erschrecken würde und fürchtete mich vor diesem Moment.
    Das Buch wies kaum Staub auf, somit konnte ich davon ausgehen, dass es nicht aus einer Ausgrabung stammte. Mit Bedacht schlug ich es auf und las auf der ersten Seite:

    STAMMBUCH DER FAMILIE BRAUNER

    Ich blätterte weiter und bemerkte, dass sich hier jemand wirklich Mühe gegeben hatte. Fein säuberlich war das adrige Geflecht der Familienzweige aufgemalt worden, mit je einem Porträtfoto der jeweiligen Person. Äußerst schade jedoch war, dass alle Personen im Profil fotografiert worden und somit nicht sonderlich gut erkennbar waren. Auch die weiteren Stammbäume, die folgten, zeigten die Leute stets in der Seitenansicht, und demnach vermutete ich, dass es zu den Glaubensritualen der Amish gehörte, sich nur im Profil ablichten zu lassen.
    Die ersten Stammbäume sagten mir nicht wirklich viel, sie zeigten einige Verwandtschaftsgrade auf, von denen ich noch nie etwas gehört oder gesehen hatte. Ich bekam allmählich den Eindruck, dass jeder der Amish mit dem anderen irgendwie verwandt war und die Inzucht wohl bei der Fortpflanzung eine gewisse Rolle spielte. Schließlich schien es doch noch interessant zu werden. Auf einer Seite des Buches stand David Brauner an oberster Stelle und repräsentierte somit das Oberhaupt der hier ansässigen Brauners. Ich erkannte, dass die Schwarz-Weiß-Fotos nicht allzu alt waren, schätzungsweise maximal ein halbes Jahrzehnt. David hatte sich kaum verändert.
    Ich betrachtete ihn sorgfältig. Sein Blick glich dem eines typischen Tyrannen, der mit eiserner Hand ein Volk regierte und alles in Kauf nahm, um seinen Status beizubehalten. Seine Skrupellosigkeit stufte ich als unermesslich ein. Er würde wohl vor nichts Halt machen, so lange er der Herrscher blieb. Obgleich mich diese Tatsache ein wenig stutzig machte. War es denn nicht das Ziel, Rasputin erneut zum Leben zu

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