Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Verdächtigungen erhärteten.
»Verflucht«, stieß ich aus und schlug auf das Lenkrad. Ich konnte mir denken, dass das Seil für ihn selbst bestimmt war. Damals, als ich ihm das erste Mal begegnet war, war er auf dem Weg in die Stadt gewesen, zu einer Anhörung, für die wahrscheinlich Fender die Verantwortung trug. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Teasle langsam die Schnauze voll von all dem hatte und den Gedanken hegte, sich selbst zu richten, nachdem er aus Fairbanks wieder einmal als Verlierer heimgekehrt war. Er sah vielleicht keinen Sinn mehr darin, gegen all dies zu kämpfen und ständig auf der Verliererseite zu stehen. War Teasle nun doch schon tot? Ich beruhigte mich wieder, denn allem Anschein nach hatte er diesen Schritt noch nicht gewagt. Die Begegnung damals im Schnee bestätigte diese Vermutung. Aber selbst wenn er es danach vollzogen hätte, würde ich definitiv zu spät dort eintreffen, um ihn davon abzubringen. Oder irrte ich mich? Das Wörtchen »vielleicht« übte in diesem Kontext mehr Macht auf mich aus, als ich vermutet hätte.
Je näher ich nach Fairbanks kam, wodurch zwangsläufig der Meilenabstand nach Crimson sank, desto mehr spürte ich ein seltsames inneres Gefühl, das mir zu verstehen gab, dass nicht ich wichtig war, sondern die Gemeinschaft. Mir kam es so vor, als wäre ich völlig unbewusst fest in einem Kollektiv integriert und konnte mir nicht erklären, weshalb dieses Gefühl erst jetzt wieder so stark wurde. Es fühlte sich an, als wäre ich erneut in den Einflussradius der Chlysten vorgedrungen und müsste mich ihnen nun wieder beugen. Es fiel mir nicht schwer.
Endlich erreichte ich das Schild, auf dem »Fairbanks« zu lesen war. Dahinter stand eine Zahl, die man akzeptieren konnte: 47! Nur noch siebenundvierzig Meilen! Ich stellte das Radio an, um mich etwas abzulenken. Es dauerte einige Minuten, bis ich einen Sender fand, auf dem ein Lied zu hören war, welches mich tatsächlich auf andere Gedanken brachte. Der Song war »Benson Arizona« von John Yager. Ich konnte mich gut an John Carpenters Film »Dark Star« erinnern, bei dem das Lied zum Soundtrack gehörte. Welche Ironie, wenn man den Filmtitel etwas genauer unter die Lupe nahm, was die Wortwahl in Bezug auf meinen Namen anging. Nach diesen ganzen Ereignissen war ich tatsächlich der Star dieser kranken Geschehnisse. Ich sang laut mit, während ich mich Fairbanks weiterhin näherte. Eine leichte Melancholie überkam mich, da ich wusste, dass einer dieser alleingelassenen Astronauten im Film eine mysteriöse Reise mit den sogenannten Phönix-Asteroiden antrat und für immer mit ihnen im Weltraum verschwand. Gerne hätte ich jetzt seinen Platz eingenommen!
Als ich schließlich Fairbanks erreichte, war es bereits sechs Uhr morgens, aber immer noch stockfinstere Nacht. Ich war froh über diese Tatsache. Die Dunkelheit war wie ein Schleier, der mich unsichtbar werden ließ und mich ungehindert auf die Interstate 3 führte. Es war kein Mensch unterwegs, natürlich, es war ja auch der erste Weihnachtsfeiertag. Noch nicht einmal ein Cop war zu entdecken, und so raste ich über sämtliche roten Ampeln. Wenn ich ehrlich war, wollte ich das schon immer einmal machen, ohne dass ich mich in einem polizeilichen Einsatz befand. Es war berauschend, das Gesetz zu übertreten!
Auf meinem Weg zur Yukon Street überkamen mich erneut Gefühle wie ein Déjà-vu, und sie erinnerten mich an meine erste Begegnung mit dieser Straße, die mein Leben vollständig verändert hatte. Nichts war mehr so wie am Anfang. Ebenso war mein Gemüt mit einem Hauch von Freude behangen, weil ich mich den Dunkelroten verdammt nahe fühlte. Die Sicherheit, die sie mir gaben, war unbeschreiblich, und ich nahm an, dass sie nicht wussten, welchen Rückhalt sie mir gaben, auch wenn ich David, trotz meines guten Willens, nicht ausstehen konnte. Ebenso war die Liebe zu Elsa stark, selbst wenn wir bisher nicht viel voneinander hatten. Doch ich war bereit, dies zu ändern, uns die Möglichkeit zu geben, einander zu respektieren, uns zu verstehen und letztendlich mir meinen Stachel namens Cynthia ziehen zu lassen. Ich fühlte mich frei mit diesem Gedanken, und der direkte Weg in das Tor der unermesslichen Freiheit war dunkelrot!
Ich folgte der verschneiten Straße immer weiter, erreichte schließlich die Yukon Street, durchquerte New Rock und passierte die Schranke der letzten Grenze, wobei ich immer einen Blick in den Rückspiegel warf, um zu sehen, ob mich jemand
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