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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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verfolgte. Doch ich war der einzige Reisende, dessen Schicksal nicht mehr von ihm selbst bestimmt wurde.
    Die Zeit schritt schnell voran, immer weiter in den Tag hinein, doch vom Sonnenlicht fehlte jegliche Spur. Die Dunkelheit hatte hier das Sagen. Langsam bemerkte ich, wie der Treibstoff zur Neige ging, doch ich hoffte, dass er mich wenigstens noch ans gewünschte Ziel bringen würde: Mitten ins Zentrum von Crimson.
    Meine Geschwindigkeit näherte sich der Hundert-Meilen-Grenze, und das bei diesen Straßenverhältnissen, doch ich war nicht aufzuhalten und es schien, als hielten die Chlysten eine schützende Hand über mich. Welch göttlicher Segen!
    Endlich erreichte ich Crimson. Ich bemerkte erst einige Zeit später, dass ich an meinem Bungalow vorbeiraste – nicht eher, als der alte Brunnen des Marktplatzes bereits in Sichtweite vor mir auftauchte, inmitten einer düsteren Nacht, umgeben vom Nebel meiner eigenen Vergangenheit, der immer dichter zu werden schien.
    Als ich ausstieg, bot sich mir derselbe Anblick wie eh und je, wenn ich in diese Siedlung fuhr: Nichts rührte sich. Sie glich einer Stadt, die den Toten geweiht war, und trotz meiner inneren Einstellung, den Dunkelroten hörig zu sein, überkam mich eine geisterhafte Stimmung.
    Mit Mühe wandte ich meine Blicke von diesen alten und stumm dastehenden Häusern der Amish ab und widmete mich der Leiche. Mit äußerster Präzision und doch mit rasender Eile wickelte ich den Toten wieder in die Tücher ein, hob ihn mit ein iger Mühe an, und legte den leblosen Körper nahe des Brunnens ab. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn, und diese Szenerie erinnerte mich an den Film »Das Blutgericht der reiten den Leichen«, in dem die Frauen des Dorfes jede Nacht ein Opfer darbringen mussten, um die verstorbenen und vom Teufel verfluchten Tempelritter zu besänftigen. Mich schüttelte es.
    Ich schloss die Luke an der Ladefläche meines kleinen Trucks und sicherte sie mit dem Bolzen, als ich plötzlich aus einiger Entfernung etwas wahrnahm, was mir äußerst bekannt vorkam. Vor einigen Tagen war etwas Ähnliches geschehen: Fackellichter aus der Ferne! Ich schärfte meinen Blick, rieb meine Augen mit den Fingern, und erkannte, dass es sich wohl um einige Dutzend Chlysten handeln musste. Sie bewegten sich schnell auf die Siedlung zu.
    Ich spielte mit dem Gedanken, rasch in meinen Bungalow zurückzukehren, meinen dunkelroten Kapuzenmantel anzuziehen, und mich ihnen sofort anzuschließen, doch seltsamerweise durchbrach ein weiterer Gedanke diesen Plan: Sam Teasle! Diese Überlegung war dermaßen stark, dass ich sogleich mein Vorhaben wieder verwarf, mich schnell in den Wagen setzte und rückwärts fuhr. Die Chlysten würden bestimmt das Opfer fin den, und ich konnte es kaum fassen, wie perfekt das Timing passte. Selbstverständlich hätte dies nur ein Zufall sein können, doch was hatte Bileam vor Kurzem darüber gesagt? Bei den Chlysten gab es keine Zufälle!
    Mit einem letzten Blick auf das Zentrum der Siedlung ließ ich den Wagen mit einem gekonnten Manöver kehrtmachen und raste in Richtung Nordosten, direkt hinaus in die Wildnis, der Tanner-Farm entgegen. Es war so, als würde Sam mich rufen.
    In meinem Rückspiegel sah ich noch einige Minuten lang den Schein der Fackeln, während mich die Wehmut packte. Ich wusste, dass ich im Grunde dorthin gehörte, doch ein kleiner Funken von einem Feuer, das eigentlich schon lange ausgegangen war, trieb mich dazu, einen anderen Weg zu gehen. Ich wollte Sam noch einmal begegnen, bevor ich mich dann endgültig von diesem Leben als Jake Dark verabschieden würde. Ich war mir sicher, dass ich Sam auf der Tanner-Farm antreffen würde.
    Plötzlich trat ich stark in die Bremsen. Meine Scheinwerfer leuchteten etwas an, das mich abrupt aus meinen Gedanken riss. Genau konnte ich es nicht erkennen, denn dafür war das Objekt zu weit entfernt, doch die Umrisse waren zu eindeutig, um daran zu zweifeln. Erneut rieb ich meine Augen, beugte mich ein wenig nach vorn und war mir nicht sicher, ob es sich soeben bewegt hatte. Ich sah mich ein paar Mal um, erkundete die Landschaft und war mir sicher, dass dies der Weg zur verlassen Farm war. Wieder glitten meine Blicke nach vorn. Das grelle Licht des Wagens zeigte etwas, das den Beschreibungen von Angehörigen der Opfer verdammt nahe kam: Eine menschenähnliche Gestalt, an der ich zwei Schwingen zu erkennen glaubte. Ich konnte kaum glauben, was ich dort sah. Ich brauchte Gewissheit! Langsam

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