Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
»Was ist passiert?«, rief er wütend.
»Beruhige dich, Sam, ich dachte, du hättest darüber Bescheid gewusst, dass Fender Elsa in die Sache verwickelt hat.«
»Fender? Was hat Fender damit zu tun?«
Sein Griff wurde kräftiger. Langsam stieg mein Blutdruck an, und ein leichter Anfall von Wut überkam mich. Ich ließ mich von niemandem anfassen, nicht einmal von Sam. Mein zorniger und finsterer Blick trieb ihn wahrscheinlich dazu, mich wieder loszulassen.
»Entschuldige, Jake, es ist nur so, dass ich sie wie ein Vater liebe und ich nicht will, dass ihr etwas zustößt. Sie ist die einzige dieser kranken Familie, die noch normal ist.«
Ich beruhigte mich etwas und glättete meinen Kragen. »Sie ist von den Dunkelroten entführt worden, Sam. Ihr Vater hat sie …« Ich schwieg. Ich brachte es einfach nicht über die Lippen; zu bizarr war die Erinnerung an jene Nacht, als er versucht hatte, sie zu schwängern.
»Ich weiß, Jake«, brachte Sam hervor, wobei es sich anhörte, als würde er diese Last kaum ertragen. »Er hat sie schon misshandelt, als sie noch ein Baby war.« Er schlug sich seine Hände aufs Gesicht. »Ich habe sie aus dieser Hölle geholt und sie und ihre Mutter fortgebracht.«
»Was leider nicht viel geholfen hat«, gab ich ihm als Antwort.
Sam schwieg noch eine Weile, und ich glaubte, dass er ein Geheimnis mit sich führte, dessen er sich gern entledigen würde. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen!
Er setzte sich auf eine alte Kiste und fing an zu erzählen. Ich war auf alles gefasst!
»Es ist schon ein paar Jahre her, als ich mich in einer ähnlichen Situation befand, wie du sie gerade durchlebst. Die Aktivitäten der Chlysten waren im vollen Gange, und sie erreichten es beinahe, dass ich mich ihnen anschloss. Womöglich war dies einer der Gründe, warum ich mich damals so verhalten habe.«
Ich wurde hellhörig, seine Aussage überraschte mich. Also waren Rekrutierungen schon immer an deren Tagesordnung. Ich schüttelte den Kopf und schämte mich beinahe dafür, dass ich immer noch den Drang verspürte, den Chlysten beizutreten, auch wenn ich mich entschlossen hatte, noch zu warten. Es hatte den Anschein, dass ich nichts Besonderes in deren Augen war, nur ein weiteres Individuum, das sie in ihre Reihen eingliedern wollten.
»Was ist passiert?«, fragte ich nach.
Er sah mich an. »Es waren die gesamten Umstände, Jake, das ist schwer zu erklären. Aber ich glaube, du benötigst solch eine genaue Darlegung der Fakten nicht. Du weißt, wovon ich spreche.« Meine Antwort war ein Nicken.
Teasle starrte wieder nach unten und rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. »Ich konnte nicht mehr mit ansehen, wie David seine Familie quälte. Ich wusste selbstverständlich, dass es bei uns Amish ein wenig anders zuging, als bei den Englischen, dennoch: Genug ist genug, Jake. Also brach ich eines Nachts in deren Haus ein, drüben in Downfall, und schlich mich in das Schlafzimmer, wo ich die beiden liegen sah. Zu jenem Zeitpunkt war ich mutlos, dennoch trieb mich der Wille dazu, die Frauen aus den Fängen dieser Bestie zu befreien.«
Er sah mir wieder in die Augen. »Verstehst du das?«
Wieder nickte ich.
»Es packte mich innerlich, und mit einem gezielten Handgriff hielt ich mit aller Gewalt Davids Mund zu. Ich drückte ihn mit aller Kraft gegen das Bett. Er wehrte sich mit Händen und Füßen, jedoch hielt ich durch den Überraschungsmoment seinen Kraftanstrengungen stand. Seine weit aufgerissenen Augen starrten mich an, und trotz seiner Lage schaffte er es, dass sein Blick mich das Fürchten lehrte. Er hat die gleichen Augen wie unser gemeinsamer Vater.«
Mein Herzschlag erhöhte sich deutlich und mein Atem wurde schwerer. Ich sah in meiner Erinnerung den grauenvollen Mord an Bischof Duncon vor mir. Es fühlte sich an, als würde ich ihn eben erneut töten. Verdammt, was hatte ich nur getan?
Ich schloss meine Augen. »Was ist weiter geschehen?«
»Von diesem Lärm ist natürlich Emma neben ihm aufgewacht, und sie war von Angst gezeichnet.«
»Emma? Du meinst aber nicht Emma Garner?«
»Doch, Jake. David Brauner war mit ihr verheiratet. Erst später nach der Trennung nahm sie ihren Mädchennamen wieder an.«
Ich konnte es kaum fassen. »Aber dann wäre sie die Mutter von Elsa!«
»Nein, Emma war die Mutter seiner anderen Kinder Steve, Amos, Katie und Joseph. Die beiden Zwillinge stammen von einer gewissen Anastasija Below, einer jüngeren Russin, die er als Gespielin in seinem
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