Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
jegliche Chance, den Ausgang zu erreichen.«
»Dann nimm meine Hand, und lauf mit mir in die Freiheit!«
»Ich kann nicht, Jake. Sie würden mich finden, und mir mein Kind wegnehmen.«
»Ich werde es mit meinem Leben beschützen!«
»Du verstehst nicht, sie würden es töten.«
»Sie würden den Messias ermorden? Das glaube ich nicht. Gott hat deine Risse gesehen und deine Gebete gehört. Fürchte dich nicht, das Kind stirbt nicht «
»Wenn ihr Sohn Gottes nicht in ihrer Mitte aufwächst, sehen sie ihn als gescheiterten Heiland an, und nicht mehr als ihren Erretter. Das Ungeborene hätte keine Chance zu überleben. Noch bevor es das Licht der Welt erblicken würde, müsste es in die Dunkelheit zurückkehren.«
»David würde deinen Tod befehlen? Ist er denn wirklich so grausam?«
»Mein Vater würde es zum Wohle der Gemeinschaft tun. So wie er es mit meinem armen Halbbruder getan hatte, als er sich von uns abwandte.«
Ich atmete tief durch, wobei ich ihren Kopf auf meine Brust legte. Tief versunken in meine Gedankenwelt schloss ich die Augen. Ich sah Elsa vor mir, inmitten einer herrlich blühenden Wiese, lachend, eine Blume pflückend, und wie sie auf mich zulief. Neben ihr erkannte ich plötzlich meinen kleinen Sohn, der ebenso lachend, die Arme weit ausgestreckt, auf mich zurannte. Die Sonne schien so herrlich auf uns herab, und der Tag roch nach Rosen und Tulpen. Das Glück traf mich mit der vollen Breitseite und schenkte mir für einige Sekunden das Leben wieder zurück.
»Jake«, sagte sie leise.
»Ja?«
»Wir hätten ein schönes Leben geführt, nicht wahr?«
Eine weitere Träne trat mir in die Augen. »Ja, Elsa, das hätten wir.«
»Danke, dass du da bist«, antwortete sie und ich spürte, wie ihre Umarmung kräftiger wurde.
Wir blieben noch lange so liegen, und genossen unsere Ungestörtheit bis zum Sonnenuntergang. Dann schliefen wir ein.
Die nächsten Tage verliefen entspannt, wir vergaßen unsere Sorgen, genossen unser Leben, und spielten Mann und Frau. Wir schliefen lange, machten Spaziergänge im Schnee, sahen die tiefrote Sonne untergehen, lachten viel und gaben uns all die Zärtlichkeit, die ein junges Paar sich geben sollte, um sich ihre Liebe bis ins hohe Alter zu erhalten. Wir tobten im Bett, erkundeten die Häuser, und Elsa erzählte mir, wie sich das Leben der Amish gestaltete, wenn nicht gerade dieser Zwölfjahreszyklus anstand. Auch wusste sie einiges über den Baustil der Häuser, welche im späten Mittelalter erbaut wurden. Es war sehr interessant, den Geschichten aus längst vergangen Zeiten zu lauschen. An einigen Abenden sang ich ihr Lieder, die ich einmal auswendig gelernt hatte, obwohl ich anfangs etwas schüchtern war. Doch Elsa lehrte mich, diese Beklommenheit abzulegen. Bei ihr war alles so sorglos.
Die Tage vergingen viel zu schnell, und ab und zu tauchte ein Gedanke an Sam auf, und ich hoffte, dass es ihm gut ging. Doch Elsa tröstete mich. Sie hatte die Fähigkeit, mir meine Sorgen von den Augen abzulesen, und ihre Worte der Liebe legten sich auf mein voller Kummer schlagendes Herz wie eine heilende Medizin, die eine Krankheit bekämpfte. Es war die schönste Zeit in meinem Leben, und ich konnte sicher sein, dass es so nie wieder werden würde.
Der Tag des Abschieds kam viel zu schnell, und ich fühlte mich in meinem Innern plötzlich so leer. In der letzten Nacht weinte ich heimlich und lief hinaus in die Dunkelheit. Ich wollte nicht, dass sie es mitbekam. Einsam wanderte ich im eisigen Schnee umher.
Am nächsten Tag musste ich aufbrechen. Das Datum der Wiedergeburt nahte, und Elsa riet mir, spätestens am Abend zuvor abzureisen, um kein unnötiges Risiko einzugehen, und so ging ich von ihr. Ihre tränennassen Augen waren das Letzte, was ich von ihr an diesem Tag sah, und ich glaubte an diesem Abschied zu krepieren. Eine letzte Berührung, ein letzter Blick, und ich startete meinen Motorschlitten und fuhr die Hügel hinauf, direkt auf die untergehende, dunkelrote Sonne zu, bis ich Elsa nicht mehr erkennen konnte.
Oben angelangt, stoppte ich mein Fahrzeug, und meine Blicke wanderten ohne jegliches Ziel durch die Landschaft. Meine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren. Es dauerte einige Zeit, bis mein Verstand wieder klar war.
Plötzlich aber wurde mir bewusst, was mein Schicksal für mich geplant hatte. Meine Endstation war keineswegs der Flughafen von Fairbanks, oder gar der lange Pfad zur Prudhoe Bay. Auch nicht etwa Cold Feet, um die Freimaurer um Hilfe
Weitere Kostenlose Bücher