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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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keiner von diesen gottesfürchtigen Leuten auf der Straße aufhielt. Ich kam mir vor wie in einer alten verlassenen Geisterstadt und ich beschloss, den Wagen anzuhalten und auszusteigen. Als ich den Motor abgestellt hatte und neben meinem Fahrzeug stand, hörte ich förmlich die Stille.
    Es war geisterhaft. Nichts rührte sich, die Häuser standen stumm da und ihre Fenster starrten mich wie finstere Augen an. Mir war bewusst, dass ich hier gut zu sehen war und ich stellte mir vor, wie mich die Bewohner beobachteten. Einige Schneeflocken fielen vom Himmel herab und ich blickte nach oben.
    »Sheriff!«, hörte ich es plötzlich laut hinter mir. Dieses »Sheriff« hörte sich an wie der Ruf, den ich in New Rock gehört hatte, als ich aus dem »Angel’s Bell« herausgetreten war. Oder bildete ich mir dies nur ein?
    »Sheriff Dark?«
    Sofort drehte ich mich um.
    »Das sind Sie doch, oder?«
    Etwas entfernt von meinem Wagen stand ein in einen schwarzen Mantel gekleideter Mann, dessen Aussehen ihn deutlich als einen Amish auswies. Sein ergrauter Kinnbart ließ mich erkennen, dass er wohl der älteren Generation angehören musste.
    »Kenne ich Sie?«, fragte ich blinzelnd, da die Schneeflocken meine Sicht beeinträchtigten.
    »Ich glaube nicht, aber mir wurde berichtet, dass wir einen neuen Sheriff bekommen, obgleich ich sagen muss, dass wir keinen benötigen, was aber nicht bedeuten soll, Sie seien nicht willkommen.«
    Sofort fiel mir sein seltsamer Dialekt auf, wobei ich wusste, dass die Amish eine ungewöhnliche Sprache zur Konversation benutzten. Ich glaube man nannte es Pennsylvania Dutch. Eine Art Mischung aus Hochdeutsch und einem schweizerischen Dialekt. Ich nickte und versuchte, freundlich zu lächeln. Immerhin war ich ein Repräsentant der Staatsmacht, oder wollte zumindest wie ein solcher auf ihn wirken. Als ich ihm die Hand reichte, bemerkte ich, wie kalt sie war. Ich schloss daraus, dass er sich schon eine Weile hier draußen aufgehalten haben musste.
    »Entschuldigung, ich vergaß mich vorzustellen. Ich bin David Peachey, der gewählte Bischof dieser Siedlung.«
    Ein Bischof? Ich vermutete, er meinte wohl, dass er in Crimson so etwas wie ein Bürgermeister und Ansprechpartner war, wenn es um wichtige Angelegenheiten die Siedlung betreffend ging.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen. Wer ich bin, wissen Sie ja bereits. Ich dachte mir, ich schaue mir einmal die Siedlung an, in der ich für Recht und Ordnung Sorge trage.«
    Ich muss zugeben, meine Provokation mit dieser Aussage war vollste Absicht, da ich seine Reaktion sehen wollte.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Glauben Sie mir, dies wird nicht nötig sein. Hier geschieht nichts, was gegen unsere Gesetze verstoßen würde.«
    »Äußerst interessant! Hm, ich hörte andere Dinge. Zum Beispiel über den Mord, der an meinem Vorgänger verübt wurde.«
    Ich merkte schon, wie unsere Konversation ins Negative umschwenkte. Weshalb dem so war, konnte ich mit zwei Argumenten beantworten: Erstens konnte ich die Amish mit ihrem übertrieben christlichen Getue irgendwie nicht leiden. Ich vertrat eher die Meinung, dass sie sich vor der Welt verdrücken wollten und sich im Schutz des Glaubens sicher fühlten. Und zweitens ging mir der Mord an einem Sheriff an die Nieren.
    Peacheys Gesicht verhärtete sich, und er schien äußerst verärgert.
    »Glauben Sie etwa, wir haben auch nur im Geringsten etwas damit zu tun? Ich kann Ihnen nur eines versichern: Wir möchten alles andere als Aufmerksamkeit. Es reicht uns schon, wenn uns die Regierung ins Handwerk pfuscht und zudem brauchen wir keinen Aufpasser. Wir nehmen uns schon selbst in Acht!«
    Damit wandte er sich missmutig ab und ging davon.
    »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!«, fügte er noch hinzu und verschwand in einem der Häuser.
    Ich atmete erst einmal tief durch. Da hatte ich mich ja gleich so richtig in die Nesseln gesetzt. Kein Wunder, bei diesen seltsamen Leuten.
    Als ich mich noch einmal umsah, glaubte ich jemanden hinter einem der dunklen Fenster zu sehen. Vielleicht spielten mir aber auch nur meine Sinne einen Streich.
    Als der Motor meines Wagens wieder lief und ich mich auf dem Weg zum Bungalow befand, waren meine Gedanken in Detroit und ich sehnte mich nach meiner Heimatstadt.

    Draußen war es bereits dunkel und ich saß erneut an meinem Schreibtisch. Das Ticken der Kuckucksuhr drang an mein Ohr und raubte mir den letzten Nerv. Ein kleines Kofferradio, welches ich mir von Detroit mitgebracht hatte,

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