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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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habe noch allerhand zu tun und bin mir sicher, dass Sie das alles langweilen wird.«
    Sie sah zu mir. Diesen Blick hatte ich erwartet. Er glich dem meiner Frau, wenn ihr irgendetwas gegen den Strich gegangen war. Aber ich gestehe: Es war mir völlig gleichgültig. Ich wollte für den Rest meines ersten Tages für mich sein, mich einrichten und meine erste Dienstfahrt absolvieren. Da konnte ich einfach keine Zaungäste brauchen.
    »Nun, wenn meine Dienste nicht mehr benötigt werden, dann gehe ich. Ich habe auch noch ein paar Dinge zu erledigen. Ich lege Ihnen die Schlüssel des Büros auf Ihren Schreibtisch.«
    Ich sah ihr förmlich an, dass ich ihr das Gefühl vermittelt hatte, nicht gebraucht zu werden, obgleich dies keinesfalls meine Absicht gewesen war.
    »Neben dem Telefon liegen noch einige Nummern, die Sie eventuell brauchen könnten. Wir sehen uns dann morgen um zehn Uhr. Schlafen Sie wohl«, fügte sie hinzu, bevor sie aus dem Büro trat und die Tür schloss. Ich vernahm noch den anspringenden Motor ihres Wagens und hörte, wie sie wegfuhr, während der Schnee unter ihren Reifen laut seufzte.
    Auf meinem Schreibtisch lagen noch einige Briefe, die mir Emma hingelegt hatte, und ich sah mir die Absender an.
    Zwei der drei Briefe stammten von der Polizeibehörde in Fairbanks. Vermutlich ein Willkommensschreiben und der erste Gehaltsscheck. Der dritte Brief jedoch trug keinen Absender und ich öffnete ihn, schon aus reiner Neugierde. Ein staubiger Geruch drang mir in die Nase, und ich musste niesen. Das Papier bestand aus einem seltsamen gelblich gefärbten Stoff, der mich ein klein wenig an einen alten Papyrus erinnerte, obgleich er sich dennoch wie raues Papier anfühlte.
    Der Brief selbst war in einer fremden und recht ungewöhnlichen Schrift geschrieben. Ich vermutete Russisch, da die Buchstaben nicht der lateinischen Variante entsprachen. Es konnte sich meiner Meinung nach nur um das kyrillische Alphabet handeln. Ich fragte mich, was dieser Brief bei mir zu suchen hatte? Oder hatte ihn Emma irrtümlich bei mir liegen lassen? Vielleicht war er an sie gerichtet. Aber aus Russland? Ohne jegliche Briefmarke? Hatte sie russische Verwandte, und sie selbst war ebenso Russin? Obwohl ihr Nachname nicht danach klang. Oder war sie verheiratet?
    Von Alaska aus gesehen war die Sowjetunion nicht allzu weit entfernt. Ich stand auf und sah mir die Weltkarte an, die an der Wand hinter meinem Schreibtisch angebracht war.
    Die Meerenge zwischen Alaska und dem russischen Kamtschatka maß an der schmalsten Stelle der Beringstraße gerade einmal fünfzig Meilen. Nicht unbedingt eine Weltreise, würde ich sagen. Ein seetüchtiges Boot konnte möglicherweise die Strecke zurücklegen.
    Nach einer kurzen Überlegung legte ich den Brief auf ihren kleinen Tisch neben der Schreibmaschine und widmete mich wieder meinen Angelegenheiten.
    Das Thermometer pendelte sich auf minus neunzehn Grad ein und die Uhr verriet mir, dass es an der Zeit war, eine kleine Rundreise durch Crimson zu machen, bevor die Nacht hereinbrechen würde.
    Meine beigefarbene Polizeiuniform passte wie angegossen und der schwarz-weiß lackierte Dienstwagen entsprach meinen Erwartungen: Ein 78er Chevrolet Caprice mit einem leistungsstarken V8-Motor und hundertfünfundsechzig PS unter der Haube. Wenn jetzt noch die Heizung funktionierte, wäre ich sogar bereit gewesen, darin zu wohnen.
    Die aufgezogenen Schneeketten sorgten dafür, dass der Wagen auf der Straße blieb.
    Ich fuhr ein ganzes Stück, bis die ersten Häuser der Siedlung zu sehen waren. Da es nur eine einzige befestigte Straße gab, konnte ich mich nicht verfahren und schlängelte mich durch das abge schiedene Crimson. Ein Haus ähnelte dem anderen. Vielleicht nicht unbedingt in der Form, aber in der Bauweise. Alte, mit grauen Steinen erbaute Fachwerkhäuser, deren dunkle Holzbalken wirre Netze an die Außenwände zauberten. Einige Häuser wiesen im unteren Teil große, hölzerne Scheunentore auf, die mit schweren Riegeln verschlossen gehalten wurden. Der Zahn der Zeit hatte schon einiges an den Häusern abgenagt und man sah ihnen an, dass sie schon mehrere Hundert Jahre hier standen: Ranken und Risse hatten es sich an ihnen bequem gemacht.
    Ich habe die Häuser nicht gezählt, aber zweihundert waren es bestimmt. So hatte Sheriff Teasle also recht gehabt, als er die zweihundert Familien erwähnte.
    Dort wo die Straße einen Bogen machte und wieder in Richtung meines Bungalows führte, bemerkte ich, dass sich

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