Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
auch nicht lange auf sich warten. Es begann langsam. Erst vernahm ich etwas, das sich anhörte wie ein leichtes Kratzen an einer Tapete, das sich aber schnell in ein starkes Reiben verwandelte.
Ich war mir nicht sicher, aber mir kam es so vor, als ob jemand auf dem Dach auf und ab ging. Ich kombinierte: Meist wurden auf Bungalows Kieselsteine oder Ähnliches verteilt, um die wasserabweisenden Bitumenbahnen vor extremer Sonneneinstrahlung zu schützen. Diese Schritte übertönten selbst die Kuckucksuhr im Büro.
Ein lauter und kraftvoller Schlag gegen die Tür ließ alle weiteren Geräusche blitzartig verstummen. Selbst der Wind schien schwächer zu werden. Eine weitere törichte Einbildung meiner Fantasie.
Mein Herzschlag normalisierte sich nur schleppend und meine Gedanken arbeiteten im Schichtwechsel: Das ungewöhnliche Telefonat und dieser seltsame Besuch auf meinem Dach!
Da ich nicht zuordnen konnte, ob ich mich in einer lebensbedrohlichen Situation befand oder nicht, versuchte ich meine Angst unter Kontrolle zu halten. Ich muss zugeben, ich fühlte dabei kaum etwas, was mich im gewissen Sinne ein wenig beunruhigte, da ich ein Mensch bin, der von seinen Emotionen gelenkt wird. Mein ausgeprägter Überlebenswille ließ mich auf stur schalten. Angst zu haben war der beste Weg, falsche Entscheidungen zu treffen, und dies konnte und wollte ich nicht zulassen. Ein klarer Kopf war in dieser Situation wichtig.
Eine Zeit lang unternahm ich nichts, bevor ich mich langsam zum Waffenschrank schlich und die Pumpgun aus dem Schrank holte. Leise nahm ich die Patronen, die ich eine nach der anderen in den Lauf schob und schließlich durchlud. Mit schussbereiter Waffe schlich ich mich zur Eingangstür und öffnete sie vorsichtig.
Ich hatte alles erwartet und war auf alles vorbereitet, selbst wenn es die besessene Linda Blair aus »Der Exozist« gewesen wäre, doch außer der nächtlichen Kälte erwartete mich nichts und niemand.
»Ist jemand hier!?«, rief ich, doch die Antwort war ein vorbeifliegender Kauz, der seine Nachtschreie von sich gab.
Lange sah ich mich um. Ich dachte mir, wenn sich irgendwer hier aufhielte und ich lange genug warten würde, wäre die Chance größer, diesen Jemand zu erspähen. Niemand konnte sich ewig in einem Versteck aufhalten, nicht bei dieser Kälte. Doch ich irrte mich.
Der leichte Schneefall und der unerbittliche Frost trieben mich wieder nach drinnen. Doch dann fiel mir ein Gegenstand auf, der links neben der Tür im Schnee lag. Ich ging stark davon aus, dass dieses Ding die Ursache für den Schlag gegen die Tür gewesen war.
Ich kniete nieder. »Verflucht noch mal«, sagte ich leise. Vor meinen Füßen lag mein 45er Colt! Ich war mir nun sicher, dass irgendwer hier gewesen war und dieser Jemand war niemand anderes als der nächtliche Dieb.
Aufgeregt nahm ich die Waffe an mich und schloss die Tür. Der Teufel war heute mein Gast!
An meinem Schreibtisch prüfte ich mein wiedererlangtes Schießeisen. Ich stellte fest, dass alle sechs Patronen fehlten und roch an der Trommel. Ein Geruch aus Schwarzpulver und Schwefel reizte meine Nase. Verdammt, verdammt! Mit dieser Waffe war erst vor Kurzem geschossen worden. Das bedeutete ein gewaltiges Problem: Dieser Colt war auf mich registriert!
Mit sorgenvollen Gedanken lehnte ich mich in meinem Schreibtischstuhl zurück, setzte mir meinen Hut mit dem Stern auf und starrte an die Decke. Furchtbar, wie das Leben so spielte: Ich saß inmitten von Alaska, mit langer Unterhose und einem Sheriffhut auf meinen Kopf, in einem leeren Büro, umgeben von höchst seltsamen Menschen, die einen nicht gerade mit einem Lächeln willkommen hießen!
Morgens um sechs rasselte mein Wecker und riss mich aus einem Traum, den ich nur zu gern noch eine Weile genossen hätte: Ein unbekanntes, junges Mädchen war äußerst scharf auf mich und ließ seinen Trieben freien Lauf.
Den Lärm des Weckers schloss ich in meinen Traum mit ein; er verkörperte die Alarmglocken einer Feuerwache! Welch ein Durcheinander!
Auf der Fahrt nach Fairbanks ließ ich mir die Nacht noch einmal durch den Kopf gehen. Doch die Spuren auf meinem Dienstwagen, welche mich heute Morgen überrascht hatten, ließen mir ebenso keine Ruhe! Da hatte sich jemand richtig große Mühe gegeben, in den Schnee, der den Wagen bedeckte, die Worte »Cheese it« zu schreiben. Dieser Ausdruck bedeutete, dass ich abhauen sollte. Als ob ich dies nicht selbst wollte. Ich schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad
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