Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Peitschenschlag traf mich im Gesicht. Der beißende Schmerz war fast unerträglich, und das Blut lief mir über die Wange.
»Halten Sie sich raus, Jake!«, flüsterte Bileam. Es war das Letzte, was ich hörte, bevor ein dumpfer Schlag in mein Genick mich ohnmächtig werden ließ. Mein letzter Blick galt den drei Gestalten, deren dunkelrote Mäntel im Wind flatterten!
Ich musste wohl träumen. Die Bilder in meinem Kopf konnten nicht real sein. Ich sah mich auf dem Boden liegen, umgeben von einer Gruppe roter Raben, die mich entweder bewachten oder darauf achteten, dass ich nicht flüchtete. Ihre seltsam krächzenden Stimmen glichen denen von weinenden Menschen.
Plötzlich tauchte der helle Mond auf und schien direkt in mein Gesicht. Sein Licht blendete mich so stark, dass ich versuchte, meine Hand zu heben, doch ich war wie gelähmt.
Plötzlich schien es so, als würden die Raben sich verneigen und sich einige Meter von mir entfernen. Ich konnte kaum etwas sehen, da meine Augen immer noch vom hellen Vollmond geblendet waren. Mit blinzelnden Blicken erkannte ich schwach einen schwarzen Raben, der weitaus größer und gewaltiger anzusehen war als die restlichen. Er blickte lange auf mich herab. Seine Augen glichen denen von Bileam, waren aber sehr viel durchdringender. Unvermittelt streckte er mir seine blutige Hand entgegen ...
»Sheriff! Wachen Sie auf! Was ist mit Ihnen? Kommen Sie zu sich. Ein Krankenwagen ist bereits unterwegs!«
Die Sätze klangen in meinen Ohren, als würde die Zeit um mich herum langsamer ablaufen. Alles hallte und klang dumpf. Langsam kam ich zu mir.
Ich sah Martins Gesicht, welches von einem Wechselspiel der Farben Blau und Rot beleuchtet wurde.
Die ganze Straße war ein Lichtermeer der Signalleuchten von einem halben Dutzend Polizeiwagen. Ich richtete mich auf.
»Welch ein Trip!«, sagte ich und rieb mir den Schädel.
»Was ist denn passiert, um Himmels Willen?«, fragte Martin besorgt nach.
»Fragen Sie nicht. Ich bin gerade nicht in der Lage, eine Aussage zu machen. Wie lange liege ich hier schon?«
»Nun, nachdem Sie sich nach einer halben Stunde nicht gemeldet hatten, sind wir hierher aufgebrochen.«
»Was ist mit dem Toten auf dem Department?«
»Wir wissen, um wen es sich handelt. Vor etwa zehn Minuten hat Mrs. Hanson angerufen, da sie ihren Mann vermisst. Die Leiche liegt nun beim Bestatter und wartet darauf, untersucht zu werden. Und keine Sorge, wir haben alles auf Fotos dokumentiert. Nichts bleibt Ihnen verborgen!«
»Gute Arbeit, Martin.«
»Und ich habe zwei von meiner Truppe ins Haus geschickt.«
Ich sah besorgt auf.
»Ist schon in Ordnung, Sheriff. Es handelt sich dabei um gute Leute.«
»Wie Sie meinen«, stöhnte ich und wischte mir das Blut aus dem Gesicht.
»Sheriff!«, ertönte es plötzlich aus Emmas Haus. »Das sollten Sie sich ansehen!«
Einer der Deputies hatte das Fenster geöffnet, wobei er sich die Nase zuhielt. Mit so etwas hatte ich bereits gerechnet. Sollte Mrs. Garners Leiche schon seit drei Wochen dort liegen, konnte ich mich auf etwas gefasst machen.
»Bleiben Sie hier und sehen Sie zu, dass der Tatort frei bleibt.«
»Geht klar, Mister Dark«, sagte Martin mit Blick auf die Ansammlung einiger neugieriger Anwohner.
»Und schicken Sie den Krankenwagen wieder heim!«
Ich ging ins Haus und fand dort alles in einem ordentlichen Zustand vor. Nichts deutete auf einen Kampf hin.
Als ich die Treppe hochstieg, drang mir schon dieser ekelerregende Geruch in die Nase, der typisch für einen Leichenfund war, sobald ein Toter länger als vierundzwanzig Stunden ohne Kühlung dagelegen hatte.
Das gesuchte Zimmer fand ich schnell; ein Deputy, dessen Namen ich nicht kannte, stand vor der Tür und rauchte eine Zigarette.
»Hier, Sheriff«, sagte er und stieß die Tür auf.
Während ich eintrat, nickte ich dem Deputy, dessen Alter ich auf Mitte zwanzig schätzte, zu. Er folgte mir.
»Ich habe nichts angerührt!«, sagte Jerry, der im Zimmer am Fenster stand. Nickend nahm ich es zur Kenntnis.
Das Zimmer machte einen guten Eindruck. Auch hier war alles ordentlich und glich der Einrichtung des übrigen Hauses. Anzeichen von gewaltsamen Handlungen gab es ebenso keine, und selbst die Leiche lag friedlich auf dem Bett. Ihre Hände waren gefaltet, und auch ihre Kleidung wies keinerlei Spuren auf. Links und rechts von ihr standen zwei Totenlichter, die leicht flackerten. Sie schienen schon eine Weile zu brennen, da das Wachs zu mehr als zwei Dritteln
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