Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
dummerweise ich der eigentliche Grund dafür war: Meine eigenen Gedanken waren mein größter Feind!
Eben wollte ich ihr eine indiskrete Frage stellen, doch das Hereinkommen der Deputies hielt mich davon ab. Vermutlich rettete es mich vor einer peinlichen Situation. Es ging mich schlichtweg nichts an!
Als wir vor dem Wagen standen, dachte ich noch einmal über die Namen nach, die den Leichen ins Fleisch geschnitten wor den waren. Warum war das bei Emma nicht der Fall? Handelte es sich doch um einen anderen Täter?
»Können Sie fahren?«
Miss Below nickte. Ich warf ihr den Wagenschlüssel zu und stieg auf der Beifahrerseite ein. Als ihr fragender Blick mich traf, nickte ich nur und sie zog ihre Augenbrauen hoch und lächelte. Ihr Mund war wunderschön.
Während wir die schneebedeckte Straße entlang fuhren und nachdem wir die Schranke hinter uns gelassen hatten, studierte ich den Bericht der Spurensicherung.
»Woher kommen Sie?«, fragte ich.
»Aus Forks, einem kleinen Kaff in der Nähe von Seattle.«
»Schön da?«
»Nicht wirklich, Mister Dark. Dort gibt es nichts, was einem Teenager wirklich gefallen könnte.«
»Sie sind dort aufgewachsen?«
»Meine Eltern stammen nicht von dort. Wir sind damals zugezogen, aber wir blieben nicht lange. Es müssen an die drei Jahre gewesen sein, bevor wir uns nach Alaska aufmachten.«
Ich sah sie fragend an, denn es übertraf meine Vorstellungs kraft, wie man sich freiwillig in solch einen Staat begeben konnte.
»Mein Vater war Fischer und wollte sich in Alaska etwas Neues aufbauen, nachdem man ihm seinen Laden niedergebrannt hatte.«
»Was? Warum das denn?«
»Ist eine lange Geschichte und ich möchte nicht darüber reden, zumindest nicht jetzt. Es war damals eine schwere Zeit für uns. Gerade was mich und meinen Bruder betraf.«
»Oh«, murmelte ich.
»Wir waren damals heilfroh, von der Ecke dort wegzukommen.«
»Verstehe.« Ich beschloss, nicht weiter nachzufragen, obwohl meine Neugierde bereits wieder entfesselt war.
Ich wechselte das Thema. »In den Akten steht, dass den Leichen erst nachträglich der Kopf und die Gliedmaßen entfernt wurden, kurz nachdem sie umkamen. Ebenso gibt es keinerlei Hinweise auf Fingerabdrücke oder fremde Körperflüssigkeiten. Ferner ermittelten Fenders Männer, dass es bei den beiden Leichen eine Sache gab, die sie zum Nachdenken zwang: Obwohl das Blut bis auf den letzten Tropfen abgelassen wurde, war das nicht die Todesursache. Können Sie sich einen Reim darauf machen?«
»Haben die denn nichts rausgefunden?«, fragte sie.
»Man vermutet, dass sie erdrosselt wurden. Sagten Sie nicht, dass Sie den Polizeibericht gelesen hätten?«
»Schon, verzeihen Sie, wenn ich nachfrage, aber wie konnte die Spurensicherung dies herausfinden, wenn bei den Leichen die Hälfte des Halses fehlte?«
»Wenn eine Erdrosselung vorliegt, bildet sich über dem Kehlkopf ein kaum sichtbares rötliches Dreieck.«
Erstaunt sah sie zu mir herüber, als hätte ich sie damit überrascht.
Ich dachte mir dabei, dass eben solche kleinen, dennoch wichtigen Details äußerst bedeutend waren, was die Kriminalistik angeht. Es war bedauerlich, dass solche Dinge nicht mehr auf der Polizeischule gelehrt wurden.
»Entschuldigen Sie meine Neugier, aber Sie sind ebenso nicht von hier, nicht wahr?«
Ich nickte. »Ich komme aus Detroit und arbeitete beim FBI, bevor ich mich für diesen Job hier beworben habe.«
Ein Schmunzeln glitt mir über das Gesicht, während ich zu ihr hinübersah. Der Blick in ihre Augen brachte mich förmlich aus der Fassung. Blau, strahlend und dennoch durchdringend, so würde ich sie beschreiben, wenn mich jemand danach fragen würde.
Wir fuhren über die holprige Straße und bogen in die letzte Kurve ein. In spätestens zehn Minuten würden wir mein Büro in Crimson erreichen.
»Was glauben Sie, was Sie jetzt erwartet?«, fragte Elsa.
Ohne zu überlegen antwortete ich: »Emma wohl kaum!«, wobei ich weder ihre Reaktion beobachtete noch sonst etwas mitbekam. Zu sehr war ich in meinen Gedanken gefangen, fest entschlossen herauszufinden, wer die falsche Mrs. Garner wirklich war und was sie vorhatte. Ich glaubte kaum, dass ich sie hier antreffen würde, nachdem Bileam davon erfahren hatte, dass ich um ihr Geheimnis wusste.
»Morgen sollten wir ins Leichenschauhaus gehen«, sagte ich. »Ich würde gern noch einmal die Leichen begutachten.«
»Trauen Sie Mister Fenders Leuten nicht?«
»Das hat damit nichts zu tun. Mir kam nur etwas in
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