Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
vor Verzweiflung die Augen und kniff meine Lippen zusammen. Was treibt dieser Hund noch alles für Spielchen?, dachte ich.
Mit gezogener Waffe und einem kraftvollen Schrei öffnete ich die Tür und trat ein.
Da lag sie: Beine und Arme ausgestreckt, Augen geschlossen und direkt in der Mitte auf meinem Bett: Miss Below! Ich fühlte ihren Puls. Er schlug schwach, und ihr Atem war sehr flach.
Ich führte mehrmals eine Mund-zu-Mund-Beatmung durch, wobei sie mich bei der letzten küsste. Wütend riss ich meine Lippen von ihr.
»Verdammt!«, rief ich. »Was ist nur in Sie gefahren? Ich dachte, ich verliere Sie! «
»Entschuldigen Sie, ich dachte Sie, wären jemand anderes«, erwiderte Miss Below, während sie langsam zu sich kam.
»Was ist denn geschehen?«, fragte ich.
»Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich Ihr Büro betreten habe und dass mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Ich kann mich nicht einmal entsinnen, wer die Tür hinter mir geschlossen hat.«
Sofort fiel mir das Szenario ein, welches mir vor einigen Wochen ebenso in meinem Büro passiert war.
Grauenvoll!
»Sie können von Glück reden, dass Sie noch am Leben sind, denn unser Mann hat wieder zugeschlagen!«
Miss Below stand auf.
»Wie bitte? Wo?«
»Kommen Sie«, entgegnete ich ihr.
»Ich hoffe, Sie haben heute noch nichts gefrühstückt.«
»Nein, nichts. Weshalb?«
»Seien Sie froh, dann kommt wenigstens nichts hoch, wenn Ihnen schlecht wird!«, nuschelte ich leise vor mich hin, wobei sie es vermutlich nicht deutlich genug verstanden hatte.
Besser so!
Am Wagen angekommen, beobachtete ich sie, wobei ich genauestens auf ihre Mundwinkel achtete, weil man daran die menschliche Mimik am besten deuten kann.
Um ehrlich zu sein, kam mir ihre Haltung etwas eigenartig vor: Sie war wie ein Buch in einer fremden Sprache, und ich konnte nicht schlau aus ihr werden. Aus ihren Gesichtszügen konnte ich nichts herauslesen, bis auf eine Art von Gefühllosigkeit, wobei dies wirklich nicht passte, wenn ich an den Kuss von eben dachte.
Sie betrachtete die Leiche ohne jegliche Regung, und wenn ich bösartig wäre, würde ich behaupten, sie habe Gefallen daran gefunden – vielleicht nicht an der Tat selbst oder daran, dass dieser Mensch hatte sterben müssen, sondern eher an der Ästhetik, wie diese Leiche aufgebahrt worden war. Elsa war nicht zu durchschauen. Es kam mir so vor, als ob sie von einem undurchdringlichen Schutzschild umgeben war, der von Geheim nissen genährt wurde.
»Absolut präzise«, gab sie von sich. »Sehen Sie?«
»Hm?«
»Die Leiche wurde exakt auf die Mitte des Daches gelegt. Der Abstand vom durchtrennten Hals und den Beinstümpfen bis zum Dachende ist jeweils gleich.«
»Tatsächlich«, bestätigte ich, nachdem ich mich davon überzeugt hatte. »Was sehen Sie sonst noch?«
»Das Bild gleicht dem der anderen Toten, laut Polizeiakte. Kopf, Hände und Füße fehlen, ebenso ist kein Blut zu sehen. Zumindest nicht mit bloßem Auge. Moment, warten Sie!«
Ich sah auf.
»Hier, unter seinem Hemd scheint Blut zu sein.«
»Ich kann mir schon denken, woher es stammen könnte.«
Sie sah mich fragend an.
»Nun, bei jedem dieser Ritualmorde fand sich ein Zeichen. Eines, das dem Gesamtbild wie ein Stempel aufgedrückt wurde und das als ein Erkennungssymbol fungierte.«
»Sie meinen die eingeschnittenen Wörter an den Körpern?«
»Genau! Sie haben also die Akte doch gelesen?«, schmunzelte ich.
Sie verzog leicht beleidigt den Mund.
»Im Wagen befinden sich Gummihandschuhe. Geben Sie mir auch welche.«
Zusammen entfernten wir vorsichtig das Hemd und legten den blutverschmierten Bauch frei, und so wie ich vermutet hatte, erblickten wir ein Wort, welches wiederum mit kyrillischen Buchstaben eingeschnitten worden war.
Es lautete: Судья!
»Wie lautete noch gleich die Übersetzung der vorherigen Wörter auf den beiden Leichen?«
»Nun, das erste Wort soll angeblich ›Moses‹ gewesen sein, das zweite konnte ich noch nicht entziffern, habe es aber von Mister Dohan auf einen Zettel schreiben lassen.«
»Haben Sie ihn bei sich?«
»Ja. Wieso? Können Sie es lesen?«
»Geben Sie ihn mir einfach.«
»Schon gut«, antwortete ich genervt und reichte ihr das Papier. Eine ganze Weile starrte sie darauf und gab es mir schließlich wieder zurück.
»Und?«
Ihr Blick streifte durch die Umgebung, wobei sie ihrem sichtba ren Atem nachschaute. Sie sah aus, als hätte sie gesehen, wie jemand eine Lawine ins
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