Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
wird es wohl noch dauern, aber Ihre Leute können uns einen Gefallen tun.«
Martin biss die Lippen zusammen und nickte. Ich merkte, wie unwohl er sich hier fühlte, und ich wollte ihn auf keinen Fall länger als nötig in dieser Halle warten lassen.
»Befragen Sie sie über den letzten Aufenthaltsort, die letzten Kontakte und die Berufe ihrer Vermissten. Können Sie das für mich tun?«
»Geht klar, Sheriff. Ich mache mich gleich an die Arbeit.«
»Ist Miss Below bei euch da draußen?«
»Sie ist vor eine halben Stunde eingetroffen, nachdem sie die meisten der Leute gefunden hat.«
»Sagen Sie ihr, sie kann hereinkommen und uns bei der Ermittlung helfen, aber nur, wenn sie es will. Es muss ja nicht unbedingt sein, dass sie all dieses hier sieht. Sagen Sie ihr das bitte so?«
»Ist so gut wie erledigt, Mister Dark.«
»Gut, Martin, und nun machen Sie sich an die Arbeit.«
Ich schaute ihm nach, während er die Pathologie verließ.
»Wollen Sie denn nicht, dass wir die anderen ebenso obduzieren?«, fragte Mister Andean.
»Ich glaube, das wird nicht mehr nötig sein. Die Leichen zeigen alle dasselbe Bild. Wir sollten die Toten jetzt so präparieren, dass man sie identifizieren kann. Meine Deputies haben in den letzten Stunden alle Hebel in Bewegung gesetzt, sämtliche Leute ausfindig zu machen, die in den letzten Tagen zwischen Fairbanks und Anchorage Menschen vermisst haben.«
»Dann sollten wir anfangen, Sheriff.«
»Bevor wir loslegen, schauen Sie sich doch bitte noch einmal die Wunden an, die sich auf den Körpern befinden.«
»Sie meinen die biblischen Namen?«
Ich nickte.
»Nun, das habe ich schon getan, bevor Sie hier waren. Es handelt sich um tiefe Einschnitte, welche ebenso nicht mit einer Klinge zugefügt wurden, dennoch fand ich keinerlei Rückstände von anderen Materialien. Es ist rätselhaft.«
»Könnte es sein, dass diese Schnitte auch mit diesem Kristall vorgenommen worden sind?«
»Der Verdacht liegt nahe, aber wie schon gesagt, ich fand keine Rückstände von Hämatit.«
»Ist das von Belang?«
»Ja. Das Erz bröckelt leicht, es sein denn, es wurde geschliffen.«
»Sie meinen, dass sich unser Mörder daraus eine Waffe hergestellt hat?«
Mister Andean zuckte mit den Schultern. »Möglich wäre es natürlich, dennoch würde dies eine Art von Perversion oder, besser ausgedrückt, einen gewissen extremen Fanatismus des Mörders zeigen. Solche Taten bedürfen einer langfristigen Planung und erfordern eine Menge Durchhaltevermögen, und vor allem fremde Hilfe, Sheriff. Ich komme zu dem Schluss, dass Sie nach mehreren Geisteskranken Ausschau halten sollten.«
Ich atmete tief durch. »Lassen Sie uns beginnen. Ich möchte, dass die Leichen ›ansehnlich‹ sind, wenn Sie verstehen was ich meine. Ich spreche ebenso davon, dass wir die Köpfe an die Leichen anlegen, und zwar so, dass die dort aufzufinden sein sollten, wo sie gewissermaßen auch hingehören. Wenn nötig, den Hals mit Tüchern abgedeckt. Ich möchte die ganze Sache so ärztlich wie möglich gestalten.«
»Ärztlich?«, fragte Mister Andean erstaunt.
»Das Gegenteil von emotional?« antwortete ich mit einer Betonung, als ob ich es nicht verstehen würde, weshalb er meine Aussage nicht begriff. Er verzog die Miene und packte mit an. Genau das meinte ich eben damit: Ärzte haben einfach keinen Sinn für Sarkasmus.
Nach einer halben Stunde wies ich Martin an, die Leute hereinzulassen, um unter Aufsicht seiner Männer die Leichen zu identifizieren, sofern dies möglich war, alles zu notieren, was ihnen dabei auffiel und welche Aussagen sie von sich gaben. Und so geschah es dann auch.
»So überfüllt habe ich diese Halle noch nie gesehen, Mister Dark«, sagte Mister Andean leise. »Und ich muss Ihnen gestehen, dass ich mich nicht wohl dabei fühle.«
Ich saß auf einem der niedrigen Hocker in einer Ecke der Pathologie und beobachte die Leute, welche immer wieder in Tränen und Trauer ausbrachen, wenn sie einen der ihren identifizieren konnten. Erst jetzt wurde mir deutlich, wie furchtbar diese ganze Sache war. Ich fühlte plötzlich eine Leere in mir, welche die Trauer meines eigenen Verlustes widerspiegelte. Ob ich es wollte oder nicht: meine Gedanken und Erinnerungen waren bei Cynthia, obgleich ich es nicht verstehen konnte. Eine gute Freundin hatte mir einmal gesagt, dass man im Nachhinein viele Dinge beschönigt und die negativen Ereignisse unter den Tisch fallen lässt – wie Beweise, die einen Täter entlasten
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