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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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siehst du ihn womöglich nie wieder.«
    Die Aufzugtür schloss sich, als Jack sein Handy zuklappte. Er hoffte, dass diese Störung seiner Pläne kein schlechtes Omen war. Denn in Wahrheit verfolgte Jack die ständige Furcht, dass der Tod die Menschen heimsuchte, die er liebte, und er dadurch eine Mitschuld daran trug, wenn sie starben. Er sah auf seine Uhr. Es war schon zwanzig nach sieben. »Verflucht«, schimpfte er laut und schlug frustriert mit beiden Händen gegen die Aufzugtür. Vielleicht sollte er sich das Ganze noch einmal überlegen.
    Mit von langjähriger Übung herrührender Geschwindigkeit holte Jack sein Mountainbike aus dem Bereich des Leichenschauhauses, in dem die Särge für die Armenbestattungen gelagert wurden, schloss es auf, setzte seinen Helm auf und schob es nach draußen in die Ladezone an der 30th Street. Zwischen den Leichenwagen stieg er aufs Rad und fuhr hinaus auf die Straße. An der Ecke schwenkte er nach rechts auf die First Avenue.
    Sobald Jack auf dem Rad saß, verflogen seine Ängste. Er richtete sich auf und trat mit voller Kraft in die Pedale, woraufhin das Mountainbike vorwärtsschoss und rasch Fahrt aufnahm. Der Feierabendverkehr hatte ein wenig nachgelassen, und die Autos, Taxis, Busse und Lastwagen bewegten sich in hohem Tempo. Jack konnte nicht ganz mit ihnen mithalten, aber es fehlte nicht viel. Nachdem er seine Fahrtgeschwindigkeit erreicht hatte, setzte er sich zurück in den Sattel und schaltete einen Gang höher. Dank seiner täglichen Radtour und der abendlichen Basketballrunden war er in ausgezeichneter Form.
    Der Abend war herrlich, und ein goldenes Leuchten umspielte die Skyline. Einzelne Wolkenkratzer zeichneten sich scharf vor dem blauen Himmel ab, der mit jeder Minute dunkler wurde. Jack ließ das Universitätskrankenhaus rechts liegen und sauste ein Stück weiter nördlich am Hauptquartier der Vereinten Nationen vorbei. Sooft er eine Lücke sah, wechselte er eine Spur weiter nach links, so dass er schließlich in die 47th Street einbiegen konnte, eine Einbahnstraße, die praktischerweise in östliche Richtung führte.
    Die United Nations Towers lagen ein paar Eingänge östlich der First Avenue. Mit Glas und Marmor verkleidet ragte das Gebäude mehr als sechzig beeindruckende Stockwerke hoch in den Abendhimmel. Direkt vor der Markise, die sich von der Eingangstür zur Straße hinzog, standen mehrere Streifenwagen der New Yorker Polizei mit blinkenden Lichtern. Abgehärtete New Yorker gingen vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. In zweiter Reihe neben einem der Streifenwagen parkte ein verbeulter Chevrolet Malibu. Jack erkannte Lous Wagen. Vor dem Malibu stand ein Leichenwagen der Gesundheitsbehörde.
    Als Jack sein Fahrrad an einem Parkverbotsschild ankettete, kehrten seine Ängste zurück. Die Fahrt war zu kurz gewesen, um eine dauerhafte Wirkung zu haben. Es war inzwischen halb acht. Er ließ vor dem uniformierten Türsteher seine Marke des rechtsmedizinischen Instituts aufblitzen, und man wies ihm den Weg in den vierundfünfzigsten Stock.
    Oben im Apartment 54J hatte sich die Lage merklich beruhigt. Als Jack hereinkam, saßen Lou Soldano, Allen Eisenberg, Steve Marriott und ein paar uniformierte Polizisten im Wohnzimmer herum, als wäre es der Wartesaal einer Arztpraxis.
    »Was ist los?«, fragte Jack. Im Raum herrschte Stille. Die Männer hatten sich nicht einmal unterhalten.
    »Wir warten auf dich und die Jungs von der Spurensicherung«, antwortete Lou, während er wieder auf die Füße kam. Die anderen folgten seinem Beispiel. Statt seines üblichen zerknautschten, leicht in Unordnung geratenen Aufzugs trug Lou ein säuberlich gebügeltes, bis zum Hals geschlossenes Hemd, eine dezente neue Krawatte und ein geschmackvolles, wenn auch nicht wirklich gut sitzendes Sportsakko mit Glencheck-Muster, das für seinen stämmigen Körperbau zu klein war. Lou war ein altgedienter Detective, der sechs Jahre in der Abteilung für organisiertes Verbrechen gearbeitet hatte, ehe er vor über zehn Jahren zur Mordkommission gewechselt war, und dementsprechend sah er auch aus.
    »Meine Güte, hast du dich in Schale geworfen«, bemerkte Jack. Sogar Lous kurz geschnittenes Haar erweckte den Anschein, als wäre es vor kurzem gekämmt worden, und von seinen berüchtigten nachmittäglichen Bartstoppeln war keine Spur zu sehen.
    »Besser wird’s nicht mehr«, entgegnete Lou und hob die Arme, als spannte er den Bizeps an, um sich in Pose zu werfen. »Zur Feier

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