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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Opfern von Behandlungsfehler-Klagen wurden und dass genau diese Charakterzüge sie zu lausigen Zeugen ihrer eigenen Verteidigung machten. Und er wusste, dass das Gegenteil stimmte: Wirklich schlechte Ärzte bemühten sich um ein entsprechendes Auftreten am Krankenbett, um ihre fachlichen Defizite auszugleichen und Klagen vorzubeugen, und wenn diese Ärzte dann doch verklagt wurden, waren sie oft zu oscarreifen Vorstellungen in der Lage, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    »Es sieht einfach nicht gut aus«, fuhr Craig eher trübsinnig als zornig fort. »Und trotz Randolphs Erfahrung mache ich mir immer noch Sorgen, ob er wirklich der richtige Anwalt für mich ist. Er ist so verdammt aufgeblasen. Tony Fasano ist zwar ein widerlicher Schleimer, aber die Geschworenen fressen ihm aus der Hand.«
    »Jurys haben eine überraschende Fähigkeit, solche Blender letzten Endes doch zu durchschauen«, sagte Jack.
    »Und das andere, das mich bei Randolph wahnsinnig macht, ist, dass er ständig von Berufung redet«, fuhr Craig fort, als habe er Jack gar nicht gehört. »Das hat das Fass am Ende der Probe zum Überlaufen gebracht. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass er gerade jetzt schon wieder damit anfing. Natürlich weiß ich, dass ich mir darüber Gedanken machen muss. Genau wie ich mir darüber Gedanken machen muss, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen will. Ich bin mir verdammt sicher, dass ich nicht länger praktizieren werde, wenn ich verliere.«
    »Das ist eine doppelte Tragödie«, sagte Jack. »Die Ärzteschaft kann es sich nicht leisten, ihre besten Vertreter zu verlieren, und deine Patienten genauso wenig.«
    »Wenn ich diesen Prozess verliere, werde ich nie wieder einen Patienten anschauen können, ohne mir Sorgen zu machen, verklagt zu werden. Die letzten acht Monate waren die schlimmsten in meinem ganzen Leben.«
    »Was willst du denn tun, wenn du nicht mehr praktizierst? Du hast eine junge Familie.«
    Craig zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich werde ich in irgendeiner Form für die Pharmaindustrie arbeiten. Da gibt es genügend Möglichkeiten. Ich kenne mehrere Leute, die sich dafür entschieden haben. Oder ich finde einen Weg, meine Forschung als Vollzeit-Job zu betreiben.«
    »Könntest du wirklich glücklich damit werden, dich den ganzen Tag über mit diesen Natriumkanälen zu beschäftigen?«, fragte Jack.
    »Unbedingt. Das ist eine wahnsinnig spannende Materie. Es ist Grundlagenforschung und hat trotzdem unmittelbare klinische Anwendungsmöglichkeiten.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass die Pharmariesen an diesem Bereich interessiert sind.«
    »Zweifellos.«
    »Um noch mal auf ein anderes Thema zu kommen«, sagte Jack. »Als ich mich draußen von allen verabschiedet habe, ist mir etwas eingefallen, wovon ich dir erzählen wollte.«
    »Worum geht’s?«
    »Um Patience Stanhope. Ich habe die gesamte Prozessakte mehrmals durchgelesen. Sie enthält alle deine Berichte, aber das einzige Formular aus dem Krankenhaus ist der Patientenbogen aus der Notaufnahme.«
    »Mehr gab es nicht. Sie wurde ja nie ins eigentliche Krankenhaus eingeliefert.«
    »Das weiß ich, aber es gibt keine Laboruntersuchungen, abgesehen von denen, die in den Aufzeichnungen erwähnt werden, und kein Blatt mit entsprechenden Anweisungen. Ich frage mich, ob im Krankenhaus womöglich ein grober Fehler passiert sein könnte und man ihr vielleicht den falschen Wirkstoff oder eine Überdosis verabreicht hat. In dem Fall könnten die Verantwortlichen mit allen Mitteln versuchen wollen, ihre Spuren zu verschleiern, und sind jetzt heilfroh darüber, dass dir das Ganze angehängt werden soll. Vielleicht liege ich mit der Vermutung völlig daneben, aber sie ist nicht ganz so abwegig wie die Verschwörungstheorie. Was hältst du davon? Ich meine, nach dem, was heute Nachmittag mit deinen Kindern passiert ist, besteht ja kein Zweifel mehr daran, dass jemand die Autopsie um jeden Preis verhindern möchte, und wenn Fasano nicht dafür verantwortlich ist, muss etwas anderes dahinterstecken als Geld.«
    Craig schaute eine Minute lang in die Ferne und dachte nach. »Das ist wieder so eine abstruse, aber nicht uninteressante Idee.«
    »Ich nehme an, dass euch während des Beweiserhebungsverfahrens alle relevanten Unterlagen aus dem Krankenhaus ausgehändigt wurden.«
    »Ich glaube schon«, sagte Craig. »Und ein Argument gegen diese Theorie ist die Tatsache, dass ich die ganze Zeit über bei der Patientin war. So etwas hätte ich doch bemerkt.

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