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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Eine viel zu hohe Dosierung oder die falsche Medikation bewirken normalerweise eine deutliche Veränderung im Zustand des Patienten. Aber das gab es nicht. Von dem Moment an, als ich sie im Haus der Stanhopes zu Gesicht bekam, bis zu dem Zeitpunkt, als sie für tot erklärt wurde, ist sie einfach immer schwächer geworden und hat auf nichts angesprochen, was wir versucht haben.«
    »Stimmt«, gab Jack zu. »Aber vielleicht sollte ich diesen Gedanken bei der Autopsie doch im Hinterkopf behalten. Ich wollte ohnehin ein toxikologisches Screening machen lassen, aber mit der Möglichkeit einer Überdosis oder einer falschen Medikation wäre das jetzt noch wichtiger.«
    »Was wird denn bei einem solchen Screening gefunden?«
    »Die üblichen Drogen und sogar ein paar unübliche, wenn sie in ausreichender Konzentration vorhanden sind.«
    Craig leerte seinen zweiten Drink und musterte die Scotchflasche, doch dann überlegte er es sich anders und verkniff sich ein drittes Glas. Er stand auf. »Entschuldige, dass ich kein besserer Gastgeber bin, aber ich habe ein Date mit meinem Lieblingsschlafmittel.«
    »Alkohol und Schlaftabletten zu mischen ist keine besonders gute Idee.«
    »Ach, wirklich?«, fragte Craig herablassend. »Das habe ich ja noch nie gehört!«
    »Wir sehen uns morgen früh«, entgegnete Jack. Seiner Ansicht nach verdiente Craigs provozierende Bemerkung keine Antwort.
    »Hast du Angst, dass die bösen Jungs zurückkommen könnten?«, stichelte Craig.
    »Nein«, erwiderte Jack.
    »Ich auch nicht. Zumindest nicht, solange die Autopsie noch nicht durchgeführt wurde.«
    »Fragst du dich, ob es die richtige Entscheidung war?«, wollte Jack wissen.
    »Natürlich frage ich mich das, vor allem wenn du mir sagst, die Chancen, etwas Relevantes zu finden, stünden nicht besonders gut, und Randolph mir erzählt, dass, ganz gleich, was du findest, die Ergebnisse keinen Einfluss auf den Prozess haben, weil sie nicht als Beweismittel zugelassen werden.«
    »Das habe ich gesagt, bevor jemand in euer Haus eingebrochen ist und euch davor gewarnt hat, mir zu erlauben, Patience zu obduzieren. Aber ich will dich bestimmt nicht von meiner Ansicht überzeugen. Die Entscheidung liegt bei dir und Alexis.«
    »Sie ist wild dazu entschlossen.«
    »Wie dem auch sei, das ist eure Sache. Ich tue, was ihr mir sagt. Willst du, dass ich sie obduziere?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll, vor allem nicht nach zwei doppelten Scotchs.«
    »Warum sagst du mir nicht einfach morgen früh, wie du dich entschieden hast?«, entgegnete Jack. Allmählich verlor er die Geduld. Es war nicht gerade leicht, mit Craig auszukommen, selbst wenn er nicht gerade zwei doppelte Scotchs intus hatte.
    »Wer geht so weit, drei kleine Mädchen in Angst und Schrecken zu versetzen, um seinen Standpunkt klarzumachen?«, fragte Craig.
    Jack zuckte die Achseln. Eine solche Frage brauchte keine Antwort. Er wünschte Craig eine gute Nacht, und dieser erwiderte seinen Gruß, ehe er schwankend den Raum verließ.
    Jack blieb auf dem Sofa sitzen, aber als er sich nach hinten lehnte, erhaschte er noch einen kurzen Blick auf Craig, der langsam die Treppe hinaufstieg. Er hatte den Eindruck, dass Craig bereits die ersten Anzeichen einer alkoholbedingten Dyskinesie aufwies, als wüsste er nicht mehr genau, wo seine Füße waren. Der Arzt in ihm fragte sich, ob er in der Nacht nicht noch einmal nach Craig sehen sollte. Die Frage war nicht leicht zu beantworten, denn Craig würde ihm seine Fürsorglichkeit sicher übel nehmen, da sie implizierte, dass er Hilfe brauchte, und diese Vorstellung war ihm ein Gräuel.
    Jack stand auf und streckte sich. Der Revolver beruhigte ihn, auch wenn er sich keine Sorgen machte, dass jemand in der Nacht ins Haus einbrechen könnte. Er sah auf die Uhr. Es war noch zu früh, um ins Bett zu gehen. Er schaute auf den leeren Fernsehbildschirm: kein Interesse. Da ihm nichts Besseres einfiel, holte er Craigs Prozessakte und ging damit ins Arbeitszimmer. Als Gewohnheitsmensch setzte er sich wieder in den gleichen Sessel, in dem er auch an den vergangenen Abenden gesessen hatte. Nachdem er die Stehlampe eingeschaltet hatte, blätterte er die Unterlagen durch, bis er den Patientenbogen aus der Notaufnahme fand.
    Jack zog ihn heraus und lehnte sich bequem zurück. Er hatte ihn bereits einmal überflogen, vor allem den Abschnitt, in dem von der Zyanose die Rede war. Jetzt wollte er ihn Wort für Wort lesen. Doch kaum hatte er damit angefangen, als er auch

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