Crisis
Grundschule zu sagen pflegten?«
»Ich kann mich nicht mehr erinnern«, sagte Craig schließlich.
»Sie können sich nicht mehr erinnern?«, fragte Tony übertrieben ungläubig. »Ach, ich bitte Sie, Doktor, das ist doch eine sehr bequeme Ausrede, vor allem für jemanden, der sich während seines gesamten Studiums dadurch ausgezeichnet hat, dass er sich an jedes noch so kleine Detail erinnern konnte. Ms Rattner jedenfalls konnte sich bei ihrer Aussage genau daran erinnern. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch daran, dass Sie an dem Abend, als Ihnen die Klageschrift zugestellt wurde, zu Ms Rattner sagten, dass Sie Patience Stanhope gehasst hätten und ihr Tod für alle ein Segen gewesen sei. Wäre das vielleicht etwas, an das Sie sich noch erinnern können?« Tony beugte sich so weit über das Pult vor, wie es seine gedrungene Gestalt erlaubte, und zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Ich sagte etwas in dieser Art«, gab Craig widerstrebend zu. »Ich war wütend.«
»Natürlich waren Sie wütend«, rief Tony. »Sie waren außer sich darüber, dass jemand wie mein armer Mandant die Frechheit besaß, anzuzweifeln, dass Ihr Urteilsvermögen den Maßstäben korrekter medizinischer Behandlung gerecht wurde.«
»Einspruch!«, sagte Randolph. »Unterstellung!«
»Stattgegeben«, entgegnete Richter Davidson. Er funkelte Tony zornig an.
»Wir sind alle sehr beeindruckt von Ihrer Tellerwäscherzum-Millionär-Geschichte«, sagte Tony mit unverminderter Verachtung in der Stimme. »Aber ich bin mir nicht sicher, was das jetzt noch zu bedeuten hat, vor allem wenn man bedenkt, welchen Lebensstil Ihre Patienten Ihnen im Laufe der Jahre ermöglicht haben. Auf welche Summe beläuft sich der gegenwärtige Marktwert Ihres Hauses?«
»Einspruch«, sagte Randolph. »Irrelevant und unerheblich.«
»Euer Ehren«, beschwerte sich Tony. »Die Verteidigung hat finanzielle Argumente vorgebracht, um zu beweisen, welche Opfer der Beklagte auf sich genommen hat, um Arzt werden zu können. Es ist nur recht und billig, dass die Geschworenen auch erfahren, welcher materielle Lohn mit den Jahren dafür zusammengekommen ist.«
Richter Davidson dachte eine Weile nach, ehe er verkündete: »Einspruch abgelehnt. Der Zeuge möge die Frage beantworten.«
Tony richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Craig. »Nun?«
Craig zuckte die Achseln. »Zwei, drei Millionen, aber so viel haben wir dafür nicht bezahlt.«
»Jetzt würde ich Ihnen gerne ein paar Fragen zu Ihrer Concierge-Praxis stellen«, sagte Tony und stützte sich auf das Pult. »Glauben Sie, dass die Zahlung einer jährlichen Vorab-Gebühr von mehreren tausend Dollar die finanziellen Möglichkeiten einiger Patienten übersteigt?«
»Natürlich«, versetzte Craig scharf.
»Was geschah mit denjenigen Ihrer geliebten Patienten, die aus welchen Gründen auch immer entweder nicht in der Lage oder nicht willens waren, die Vorschusszahlungen aufzubringen, die Ihren neuen Porsche und Ihr Liebesnest auf dem Beacon Hill finanzierten?«
»Einspruch«, sagte Randolph. Er stand auf. »Vorverurteilend und eine Unterstellung.«
»Stattgegeben«, bellte Richter Davidson. »Mr Fasano, beschränken Sie Ihre Fragen darauf, dem Zeugen die relevanten Fakten zu entlocken, und unterlassen Sie es, durch Ihre Formulierungen Theorien oder Argumente in den Raum zu stellen, die in das Schlussplädoyer gehören. Ich warne Sie jetzt zum letzten Mal!«
»Es tut mir leid, Euer Ehren«, sagte Tony, bevor er sich wieder Craig zuwandte. »Was geschah also mit diesen geliebten Patienten, die Sie nun schon einige Jahre lang betreut hatten?«
»Sie mussten sich einen neuen Arzt suchen.«
»Was leider oft einfacher gesagt ist als getan. Haben Sie ihnen bei dieser unangenehmen Aufgabe geholfen?«
»Wir haben ihnen Namen und Telefonnummern gegeben.«
»Die Sie einfach aus den Gelben Seiten herausgesucht hatten?«
»Es waren die Nummern von Ärzten aus der näheren Umgebung, die meine Mitarbeiterinnen und ich kannten.«
»Haben Sie alle diese Ärzte angerufen?«
»In einigen Fällen.«
»Was bedeutet, dass Sie in anderen Fällen nicht angerufen haben. Dr. Bowman, hat es Ihnen nichts ausgemacht, Ihre angeblich ach so geliebten, verzweifelten Patienten im Stich zu lassen, die sich mit ihren gesundheitlichen Problemen vertrauensvoll an Sie gewandt hatten?«
»Ich habe sie nicht im Stich gelassen!«, stieß Craig entrüstet hervor. »Sie hatten die Wahl.«
»Keine weiteren Fragen«, sagte Tony. Auf dem Rückweg zum
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