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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ich Zeugnisse bekam, musste ich sie vor meinem Vater verstecken und sie heimlich von meiner Mutter unterschreiben lassen, weil ich in allen Fächern ein A hatte. Bei den meisten meiner Freunde war es umgekehrt.«
    »Wurde es leichter, als Sie aufs College kamen?«

»Einerseits ja, andererseits auch wieder nicht. Mein Vater war furchtbar wütend auf mich, und statt als Schlappschwanz bezeichnete er mich jetzt als ›aufgeblasenes Arschloch‹. Es war ihm peinlich, seinen Freunden von mir zu erzählen. Das größte Problem war, dass er sich weigerte, die Unterlagen auszufüllen, die ich brauchte, um ein Stipendium zu beantragen, und mich gleichzeitig natürlich mit keinem Cent unterstützte.«
    »Und wie haben Sie es geschafft, die College-Gebühren zu zahlen?«
    »Ich hielt mich mit einer Kombination aus Krediten, Auszeichnungen für wissenschaftliche Arbeiten und jeder Art von Job über Wasser, den ich kriegen konnte und der mir immer noch die nötige Zeit ließ, um einen Notendurchschnitt von vier Punkt null zu halten. In den ersten Jahren waren das hauptsächlich Restaurant-Jobs wie Tellerwäscher oder Kellner. In den beiden letzten Jahren konnte ich schließlich in verschiedenen Labors arbeiten. Während der Sommerferien übernahm ich im Krankenhaus alle Arbeiten, die ich bekommen konnte. Und auch mein Bruder hat mir ein bisschen geholfen, obwohl er selbst nicht viel übrig hatte, da er bereits eine Familie gegründet hatte.«
    »Hat Ihr großes Ziel, der Arztberuf, und Ihr Wunsch, anderen Menschen zu helfen, Ihnen in diesen schwierigen Jahren Rückhalt gegeben?«
    »Auf jeden Fall, vor allem die Ferienjobs im Krankenhaus. Ich betete die Ärzte und Schwestern an, insbesondere die Assistenzärzte. Ich konnte es kaum erwarten, endlich einer von ihnen zu sein.«
    »Was passierte, als Sie auf die medizinische Fakultät wechselten? Wurden Ihre finanziellen Probleme größer, oder besserte sich die Lage?«
    »Es wurde viel schlimmer. Die Kosten waren höher, und der Lehrplan umfasste viel mehr Stunden, im Gegensatz zum College hatte ich im Grunde jeden Tag von morgens bis abends Unterricht.«
    »Wie haben Sie das geschafft?«
    »Ich habe so viel Kredit aufgenommen, wie man mir gegeben hat; und den Rest musste ich mir mit unzähligen Jobs rund um das Universitätskrankenhaus dazuverdienen. Glücklicherweise herrschte dort kein Mangel an Studentenjobs.«
    »Woher nahmen Sie die Zeit dafür? Das Medizinstudium gilt als eine Vollzeitbeschäftigung und mehr.«
    »Ich habe nicht geschlafen. Na ja, schon ein bisschen, ganz ohne Schlaf auszukommen ist ja körperlich unmöglich. Ich lernte, in kurzen Abschnitten zu schlafen, auch tagsüber. Es war schwer, aber zumindest war auf der medizinischen Fakultät das Ziel endlich in Sicht, das machte es leichter.«
    »Welche Art von Jobs übernahmen Sie?«
    »Alle typischen medizinischen Aushilfsarbeiten, Blutabnahmen, Bluttypisierung und Kreuzproben, die Reinigung der Tierkäfige: alles, was nachts erledigt werden konnte. Ich habe sogar in der Küche der Uni-Klinik gearbeitet. Dann, im zweiten Jahr, habe ich einen fantastischen Job bei einem Wissenschaftler an Land gezogen, der Natrium-Ionenkanäle in Nerven-und Muskelzellen erforschte. Diese Arbeit habe ich sogar bis heute beibehalten.«
    »Wie sahen denn bei diesem vollen Zeitplan Ihre Noten aus?«
    »Hervorragend. Ich gehörte zu den oberen zehn Prozent meines Jahrgangs und war Mitglied der Alpha Omega Alpha Honorary Scholastic Society.«
    »Was war in Ihren Augen das größte Opfer, das Sie bringen mussten? War es der chronische Schlafmangel?«
    »Nein! Es war die Tatsache, dass keine Zeit mehr für soziale Kontakte blieb. Meine Studienkameraden hatten die Möglichkeit, miteinander zu reden und sich über das Erlebte auszutauschen. Das Medizinstudium ist eine sehr intensive Erfahrung. In meinem dritten Studienjahr war ich hin- und hergerissen, ob ich mich der wissenschaftlichen Grundlagenforschung zuwenden sollte oder doch lieber der praktischen Medizin. Ich hätte sehr gerne mit anderen die jeweiligen Vor- und Nachteile diskutiert und auch einmal fremde Meinungen dazu gehört. Aber ich musste die Entscheidung alleine treffen.«
    »Und wie kamen Sie zu dieser Entscheidung?«
    »Ich erkannte, dass es mir Freude macht, Menschen zu behandeln. Man bekommt dabei so viel zurück, das habe ich sehr genossen.«
    »Dann war es also der Kontakt mit Menschen, der Ihnen Freude und Erfüllung schenkte.«
    »Ja, aber auch die Herausforderung,

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