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Crisis

Titel: Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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doch nicht die schlimmste in rein emotionaler Sicht gewesen. Diese zweifelhafte Ehre gebührte sowohl seiner eigenen protokollierten Aussage als Tony Fasanos Sachverständigen. Zu Craigs Bestürzung war es Tony nicht schwergefallen, örtliche Sachverständige zu finden, die bereit waren, als Zeugen gegen ihn auszusagen, und die Aufstellung war beeindruckend. Es waren alles Leute, die er kannte und bewunderte und die auch ihn persönlich kannten. Die Erste, deren eidliche Aussage im Beweiserhebungsverfahren zu Protokoll genommen wurde, war die Kardiologin, die bei dem Wiederbelebungsversuch geholfen hatte. Ihr Name lautete Dr. Noelle Everette. Der Zweite war Dr. William Tardoff, der Leiter der kardiologischen Abteilung des Newton Memorial Hospital, und die dritte und schmerzlichste Aussage stammte von Dr. Herman Brown, dem Leiter der kardiologischen Abteilung des Boston Memorial Hospital und Inhaber des Lehrstuhls für Kardiologie an der medizinischen Fakultät von Harvard. Alle drei sagten aus, dass die ersten Minuten nach einem Herzinfarkt für die Überlebenschancen entscheidend waren.
    Auch stimmten sie alle darin überein, dass es allgemein bekannt sei, dass der Patient unbedingt so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden müsse und jede Verzögerung unzumutbar sei. Obwohl alle die Vorstellung, bei Verdacht auf Herzinfarkt einen Hausbesuch zu machen, als Unsinn abtaten, brachte Randolph sie dazu, auszusagen, dass sie glaubten, Craig habe nicht sicher gewusst, welche Diagnose zu stellen sei, ehe er am Bett der Patientin eingetroffen sei. Außerdem hatte er erreicht, dass zwei von den dreien zu Protokoll gaben, von Craigs Bereitschaft beeindruckt zu sein, einen Hausbesuch zu machen, ganz gleich, wie die Diagnose lautete.
    Randolph war durch die Antworten der Sachverständigen längst nicht so aus dem Konzept gebracht worden wie Craig und hatte die Befragung mühelos gemeistert. Der Grund, warum sie Craig so zu schaffen machten, lag darin, dass diese Ärzte angesehene Kollegen waren. Ihre Bereitschaft, für den Kläger auszusagen, fasste er als unverhohlene Kritik an seinem ärztlichen Ruf auf. Das galt insbesondere für Dr. Herman Brown, der Craigs Dozent an der Universität und sein Chefarzt während seiner Ausbildung zum Facharzt gewesen war. Die Kritik und Missbilligung von Dr. Brown verletzten Craig tief, vor allem da dieser ihm als Student so große Anerkennung gezollt hatte. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, war es Craig nicht gelungen, irgendeinen örtlichen Kollegen dazu zu bewegen, für ihn auszusagen.
    So sehr die Aussagen der Sachverständigen Craig auch erschüttert hatten, seine eigene war noch sehr viel besorgniserregender gewesen. Er hatte die Befragung sogar als die ärgerlichste und quälendste Erfahrung seines ganzen bisherigen Lebens empfunden, vor allem da Tony Fasano die Sitzung mit einer Verschleppungstaktik auf zwei zermürbende Tage ausgedehnt hatte. Randolph hatte Craigs Schwierigkeiten bis zu einem gewissen Grad vorausgesehen und versucht, ihn vorzubereiten. Er hatte Craig geraten, nach jeder Frage zu zögern, falls ein Einspruch angebracht wäre. Er sollte eine Weile über die Konsequenzen einer Frage nachdenken, bevor er sie beantwortete, und darauf achten, dass er nichts sagte, wonach nicht gefragt worden war. Außerdem durfte er nicht arrogant wirken und sich nicht in einen Streit verwickeln lassen. Er hatte erklärt, konkretere Anweisungen könne er ihm nicht geben, da er Tony Fasano noch nie vor Gericht gegenübergestanden habe, hauptsächlich deshalb, weil dies offensichtlich Tonys erster Ausflug von seinem eigentlichen Fachgebiet, der Körperverletzung, in den Arzthaftungsbereich war.
    Craigs Befragung hatte in Randolphs vornehmer Kanzlei in der State Street 50 mit ihrem überwältigenden Ausblick über den Hafen stattgefunden. Anfangs war Tony ganz umgänglich gewesen, nicht unbedingt liebenswürdig, aber auch nicht provozierend. Er war der Spielplatzclown. Beharrlich hatte er sogar abseits des Protokolls ein paar Witze gerissen, obwohl nur die Protokollführerin vom Gericht darüber gekichert hatte. Doch schon bald war der Clown verschwunden und hatte dem Rüpel Platz gemacht. Als er anfing, Craig härter zuzusetzen, und ihn mit Beschuldigungen überhäufte, indem er sich in demütigender Detailfreude über sein berufliches und privates Leben ausließ, begann Craigs schwache Verteidigung zu bröckeln. Randolph erhob Einspruch, sooft er konnte, und

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