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CROMM - Das Dorf findet dich

CROMM - Das Dorf findet dich

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner , Christian Sidjani
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erpressen. Das klang wie Unsinn. Aber Bauern, die Passanten wahllos abschlachteten, das war ebenso sinnfrei. Und die Lösegeld-Variante beinhaltete, dass Remo noch am Leben sein konnte, deshalb klammerte sie sich an diesen Gedanken.
    »Ich werde jetzt aufstehen und nachsehen, ob die Luft rein ist. Dann gebe ich dir ein Zeichen«, sagte Franka. Sie richtete sich langsam auf.
    »Nein ... nein ... bleib liegen, bitte«, wimmerte Madlen.
    »Leise!«
    Franka rollte sich lautlos auf die Knie und kroch zu dem schmiedeeisernen Gartentor. Sie presste sich in das Moos, das die Mauersteine bedeckte und lugte um die Ecke. Die Straße lag verlassen da. Die Sonne stand tief. In einer Stunde würde es dunkel sein. Franka schlich zurück und gab Madlen das Signal, aufzustehen. Madlen gehorchte und kroch zu ihr hinüber.
    »Was ist, wenn sie uns kriegen?«, fragte Madlen kaum hörbar.
    »Werden sie nicht.«
    »Versprichst du’s?«
    »Ich verspreche es.«
    »Meinem Baby darf nichts passieren.«
    »Ja. Deshalb müssen wir weg. Komm.«
    Franka schlüpfte durch den Zaun. Madlen folgte ihr.
    »Roll die Fußsohle ab, dann machen wir keine Geräusche beim Laufen«, sagte Franka. Sie lief vor, zügig, aber fast lautlos, hielt sich dicht an der Mauer, im bläulichen Schatten der Häuser. Dabei versuchte sie, den kürzesten Weg zum Wald auszumachen. Das Dorf war klein. Es konnte sich höchstens noch um zweihundert Meter handeln, bevor sie in das schützende Grün eintauchen konnten. Franka erschien diese Vorstellung wie das Paradies. Ein sicherer Garten Eden. Vor Minuten noch hatte ihnen der Vorgarten Schutz geboten, das war ein gutes Zeichen. Franka orientierte sich an den Bäumen, die über den Häusern aufragten und steuerte direkt darauf zu. Gelegentlich warf sie einen Blick über die Schulter, ob Madlen ihr noch folgte. Sie schlichen von Haus zu Haus, behielten die Fenster im Blick und die Grundstückzufahrten. An einer Hausecke blieb Franka stehen und winkte Madlen hektisch zu sich heran.
    »Da. Schau mal«, flüsterte sie. Vor ihnen lag ein Innenhof. Auf einer verwilderten Wiese hatte jemand provisorisch Wäscheleinen gespannt, auf denen Laken trockneten. Und dahinter sah man den Waldrand. Franka war sich sicher, dass Madlen dasselbe durch den Kopf ging wie ihr selbst. Sie konnten bestimmt ungesehen zwischen den Laken hindurchrennen und im Wald verschwinden.
    »Rennen oder schleichen?«, fragte Madlen.
    »Leise und geduckt joggen«, antwortete Franka.
    »Okay.«
    »Los.«
    Sie huschten davon. Gebückt erreichte Franka die Wiese und tauchte zwischen die wehenden Bettlaken. Ein Schatten neben ihr ließ sie aufschrecken, aber dann erkannte sie Madlens helle Sneakers und lief weiter. Sicher dauerte der Weg nur Sekunden, aber in diesem Moment schien er nicht enden zu wollen ... und dann flog Franka geradezu in das schwarzgrüne Unterholz. Äste knackten unter ihren Füßen. Sie arbeitete sich vorwärts, schnell vorwärts. Wenn sie jetzt jemand gesehen hatte, war es wichtig, das Tempo zu halten und dann die Richtung zu wechseln. Den Feind verwirren. Franka hatte vor, an der Mauer entlang zu laufen, bis sie einen geeigneten Kletterbaum fanden.
    »Bist du noch da?«, rief Franka nach hinten.
    »Ja!«
    »Wir laufen jetzt ne Weile nach links, falls uns einer gesehen hat, dann zur Mauer!«
    »Ja!«
    Sie rannten weiter und Franka spürte das Adrenalin in ihrem Körper, das sie keine Müdigkeit oder Erschöpfung fühlen ließ. Es war ein berauschender Zustand. Verrückt. Gejagtes Wild.
    Nach einigen Minuten verlangsamte Franka und schaute sich um. Bisher gab es keine Anzeichen, dass die Dörfler ihren Fluchtweg kannten. Sie entschied, dass sie es jetzt wagen konnten. Wenn alles gut ging, schafften sie es in wenigen Minuten über die Mauer. Das Licht schwand und Franka heftete ihren Blick fest auf die Erde. Bald würden sie kaum noch sehen, wo sie hintraten.
    »Wir laufen jetzt zur Mauer«, sagte Franka.
    »Woher weißt du, dass die Mauer da ist?«, rief Madlen zurück.
    »Weil es logisch ist. Wenn dieses Dorf nicht ganz von der Mauer umgeben ist, kann jeder einfach raus! Wenn’s so wäre, umso besser, aber das glaub ich nicht.«
    Franka kniff die Augen zusammen und starrte ins Unterholz. Dann ging sie weiter, tiefer in den Wald hinein. Madlen folgte ihr. Sie gingen langsam, damit sie nicht fielen. Ein verstauchter Knöchel war das Letzte, was sie brauchen konnten. Äste bedeckten den Boden und es gab Stellen, wo man kaum weiterkam. Schnelle

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