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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Sonne geerntet, aber die
Gezeiten richten sich nach dem Mond — warum? Und warum hat Dilan das Gold an
Erek gesandt?« Er gebrauchte die fremdländischen Bezeichnungen für die Götter
des Meeres und der Sonne, dann beantwortete er seine eigene Frage. »Er hat uns
geschickt, damit die Sonne den Gezeitenstrom wieder in ihr Muster aufnähme!«
    »Frauen folgen dem des Mondes«, warf Haragg ein.
    »Tatsächlich?« Camaban klang überrascht.
    »Bei ihren monatlichen Blutungen«, belehrte Haragg ihn,
dann zuckte er die Achseln, »das hat man mir jedenfalls gesagt.«
    »Aber alles« erklärte Camaban, »alles sollte sich nach der
Sonne richten! Alles sollte regelmäßig und geordnet sein - was es nicht ist.«
Er zeigte abermals auf seine Darstellung in der Erde. »Das Rätsel besteht
darin, herauszufinden, wie man das Muster korrigieren kann, sodass es stimmt.«
    »Wie?«, fragte Saban.
    »Das sollst du mir sagen«, erwiderte Camaban, und Saban
begriff, dass die Frage nicht leichthin gestellt worden war.
    Nachdenklich starrte er auf das Muster am Boden. Stell dir
das Ganze als Perlen auf einem Bronzedraht vor, sagte er sich, dann lag die
Antwort auf der Hand. Man konnte noch mehr Perlen machen, kleinere, und versuchen,
sie aufzufädeln, bis sie den Draht vollkommen füllten, aber das wäre eine
ziemlich mühselige Arbeit. Die einfachere Methode, um zu erreichen, dass die
Perlen passten, wäre, den Draht zu verkürzen - eine Aufgabe, die jeder
Schmied als Kinderspiel ansähe. Und wenn der Draht verkürzt war, würde der
große Kreis kleiner sein, und die Perlen würden sich alle berühren. »Slaol muss
näher an die Erde herangeholt werden?«, schlug Saban zaghaft vor.
    »Gut gedacht«, beglückwünschte Camaban ihn. »Also, was
schließt du daraus?«
    Saban überlegte lange und angestrengt, dann zuckte er die
Achseln. »Ich weiß es nicht.«
    »Wir erzählten Geschichten darüber, dass Slaol und Lahanna
sich einst geliebt haben und dann Feinde wurden — aber das sind nur
Geschichten. Diese Geschichten lassen etwas aus. Uns. Warum sind wir hier? Wir
wissen, dass die Götter uns erschaffen haben, aber warum? Warum stellen wir
Dinge her? Wir machen einen Bogen — um zu töten. Wir machen ein Gefäß — um
Dinge darin aufzubewahren. Wir machen eine Spange — um einen Umhang damit zu
befestigen. Folglich wurden wir für einen bestimmten Zweck erschaffen, aber was
ist dieser Zweck?« Er wartete auf eine Antwort, aber weder Haragg noch Saban
wussten etwas darauf zu sagen. »Und warum sind wir fehlerhaft, warum sind wir
mit Makeln behaftet?«, fragte Camaban. »Würdet ihr einen Bogen machen, der
schwach wäre? Oder ein Gefäß, das rissig wäre? Wir sind nicht fehlerhaft
erschaffen worden! Die Götter hätten uns nicht fehlerhaft erschaffen, ebenso
wenig wie ein Töpfer eine Schale machen würde, die Risse hat, oder wie ein
Schmied ein Messer herstellen würde, das stumpf ist, und dennoch sind wir
krank, wir sind verstümmelt und entstellt. Die Götter haben uns als vollkommene
Wesen erschaffen, und trotzdem sind wir mit Makeln behaftet. Warum?« Er legte
eine Pause ein, bevor er die Antwort lieferte: »Weil wir Slaol beleidigt
haben.«
    »Haben wir das?« Saban hüstelte. Er war an die Geschichte
gewöhnt, dass Lahanna Slaol beleidigt hatte, indem sie versuchte, seine
Helligkeit zu dämpfen — aber Camaban gab jetzt der Menschheit die Schuld.
    »Wir haben ihn beleidigt, indem wir die wenigen bedeutenden
Götter ebenso inbrünstig verehren wie ihn«, verkündete Camaban. »Wir haben ihn
beleidigt, deshalb hat er sich von der Erde entfernt; jetzt müssen wir ihn
zurückholen, indem wir ihn so verehren, wie es ihm von Rechts wegen zusteht.
Indem wir ihm den ihm zustehenden Platz über all den anderen Göttern einräumen
und indem wir einen Tempel für ihn bauen, der ihm zeigen wird, dass wir sein
Muster verstanden haben. Dann wird er zurückkommen, und wenn er zurückkommt,
wird es keinen Winter mehr geben.«
    »Keinen Winter mehr?«, fragte Saban erstaunt.
    »Der Winter ist Slaols Strafe für die Menschen«, erklärte
Camaban. »Wir haben ihn beleidigt, daher bestraft er uns jedes Jahr aufs Neue.
Wie? Indem er sich von uns fortbewegt. Woher wissen wir das? Wir wissen es
daher, weil man umso weniger Hitze fühlt, je weiter man von einem Feuer
entfernt steht. Im Sommer, wenn Slaol uns nahe ist, fühlen wir seine Hitze,
aber im Winter, wenn die Dinge absterben, verschwindet seine Hitze. Sie verschwindet,
weil er weit von uns

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