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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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entfernt ist - folglich wird es keinen Winter mehr geben,
wenn wir ihn zurückholen können.« Er wandte sich um und blickte zur Sonne
hinauf. »Es wird keinen Winter mehr geben«, wiederholte er, »und keine
Krankheit mehr und kein Leid und keine Kinder, die in der Nacht weinen.« In
seinen Augen standen Tränen; Saban erinnerte sich wieder an die Nacht, als
Camabans Mutter gestorben war und das verkrüppelte Kind wie ein Wolfsjunge
geheult hatte.
    »Und es werden keine Mädchen mehr in die Flammen
springen«, setzte Haragg leise hinzu.
    »Und du« - Camaban ignorierte Haraggs Bemerkung, als er
sich zu Saban umdrehte - »wirst kein Krieger sein.« Er zog den Eibenholzbogen
von Sabans Schulter, legte ihn übers Knie und zerbrach ihn mit vor Anstrengung
verzerrtem Gesicht in zwei Hälften. Dann schleuderte er die Bruchstücke über
die Felsenspitze, sodass sie im Meer landeten. »Du wirst ein Baumeister sein,
Saban, und wirst Haragg helfen, den Tempel aus Sarmennyn nach Ratharryn zu
transportieren, um auf diese Weise den Gott zu uns zurückzubringen.«
    »Falls mein Bruder es zulässt«, schränkte Haragg ein,
wobei er von Scathel sprach.
    »Mit der Zeit«, erwiderte Camaban zuversichtlich, »wird
Scathel sich uns anschließen, weil er begreifen wird, dass wir die Wahrheit
erkannt haben.« Er ließ sich auf die Knie sinken und verneigte sich vor der
Sonne. »Wir haben die Wahrheit erkannt«, schloss er demütig, »und wir werden
die Welt verändern!«
    Saban fühlte Erregung in sich aufwallen. Sie würden die
Welt verändern. In diesem Moment, hoch oben auf dem Kliff über dem Meer, wusste
er plötzlich, dass sie dazu fähig waren.
     
    Von Aurenna wurde erwartet, dass sie in dem Zeitraum
zwischen ihrer Erhebung zur Göttin und ihrem Tod im Sonnenfeuer eine Rundreise
durch das Land unternahm, um die Bittgebete der Menschen anzuhören, die sie an
ihren Ehemann weiterleiten würde. Sie verließ Kerevals Siedlung, begleitet von
vier Speerkämpfern zu ihrem Schutz, zwei Frauen als Begleiterinnen, drei
Priestern als Führer, einem Dutzend Sklavinnen, die sie bedienen sollten, und
eine Menge anderer Leute, die einfach nur den Spuren der Sonnenbraut folgen
wollten.
    Kereval herrschte über ein größeres Gebiet als Ratharryns
Territorium — aber ein sehr viel dünner besiedeltes, weil die Erde von Sarmennyn
hart und unfruchtbar war; es gehörte zu Aurennas Pflichten, sich dem ganzen
Stamm zu zeigen und auch den Toten in ihren gemeinschaftlichen Grabhügeln.
Jeden Abend wurde eine Hütte von ihren menschlichen und tierischen Bewohnern
geräumt, damit die Sonnenbraut allein und ungestört schlafen konnte; jeden
Morgen danach wartete bereits ein ganzer Haufen von Bittstellern draußen vor
der Hütte. Frauen baten sie inständig, ihnen Söhne zu gewähren, Eltern flehten
sie an, ihre kranken Kinder zu heilen, Krieger baten sie, ihre Speere zu
segnen, und Fischer verneigten sich ehrfürchtig, wenn sie ihre Boote und Netze
berührte. Die Priester führten sie von Tempel zu Tempel und von Grabhügel zu
Grabhügel. Sie öffneten die Gräber, schoben die riesigen Steine vor dem Eingang
beiseite, damit Aurenna in das höhlenartige Innere hineinkriechen und mit den
Toten spreche konnte, deren Gebeine in einem kunterbunten Durcheinander in der
feuchten Dunkelheit lagen.
    Auch Camaban und Saban begleiteten die Sonnenbraut,
folgten dem goldhaarigen Mädchen in die geschützten Täler an der Südküste von
Sarmennyn, wo die Menschen Landwirtschaft betrieben und mit ihren hölzernen
Langbooten aufs Meer hinausfuhren - dann hinauf in das hoch gelegene, karge
Land im Norden, wo die Bewohner der weit verstreuten Siedlungen sich mühsam
ihren Lebensunterhalt mit Rinder- und Schafzucht sowie der Herstellung von
Steinäxten verdienten. Wo auch immer sie hingelangten, inspizierte Camaban die
Tempel, noch immer auf der Suche nach demjenigen, den er nach Ratharryn
transportieren wollte. Die Leute, die ihn als Zauberer kannten, verbeugten sich
ehrfurchtsvoll vor ihm. »Kannst du wirklich zaubern?«, fragte Saban ihn eines
Tages.
    »Ich habe dich in einen Sklaven verwandelt, oder etwa
nicht?«, gab Camaban zurück.
    Saban blickte auf die Narbe an seiner Hand. »Das war
grausam«, beklagte er sich.
    »Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte Camaban müde. »Wie
hätte ich dich sonst am Leben erhalten sollen? Lengar wollte dich töten, was
durchaus vernünftig gewesen wäre, aber ich hatte die Hoffnung, du könntest dich
als nützlich für mich

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