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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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erweisen. Also habe ich ihm irgendeine unsinnige
Geschichte aufgetischt, dass die Götter sich an denjenigen rächen, die ihre
Halbbrüder töten, und ihn dann auf die Idee gebracht, dich zu versklaven. Das
gefiel ihm. Außerdem wollte ich, dass du Haragg kennen lernst.«
    »Ich mag ihn«, sagte Saban voller Wärme.
    »Du magst doch fast alle Menschen!« Camaban machte eine
wegwerfende Handbewegung. »Haragg ist ziemlich klug«, fuhr er dann fort, »aber
man kann nicht allen seinen Eingebungen trauen. Es ist geradezu absurd, wie
sehr ihn der Tod seiner Tochter beeinflusst hat! Er ist misstrauisch gegenüber
Ritualen, aber gegen Rituale gibt es nicht das Geringste einzuwenden. Sie
zeigen den Göttern, dass wir ihre Macht anerkennen. Wenn wir Haraggs
Vorstellungen Beachtung schenken würden, würden wir Aurenna nicht in den
Flammentod schicken — aber was ist denn überhaupt der Daseinszweck des
Mädchens, wenn nicht der, ins Feuer zu gehen?«
    Saban blickte nach vorn zu der Stelle, wo Aurenna zwischen
den Priestern wanderte. In diesem Moment hasste er Camaban, aber er sagte
nichts; und Camaban, der genau wusste, was sein Bruder gerade dachte, lachte
laut.
    An jenem Nachmittag gelangten sie zu einem weiteren Tempel,
diesmal ein simpler Kreis aus fünf Steinen, der typisch für die Heiligtümer des
nördlichen Teils von Sarmennyn war. Einige Tempel, allerdings nur sehr wenige,
bestanden sogar aus zwölf Steinen, aber keiner der Felsblöcke war so groß und
wuchtig wie die Steinsäulen innerhalb der Mauern von Cathallo. Sarmennyns
Steine waren kaum größer als ein Mann und auch nicht dicker als die Taille
eines Mannes; doch fast alle waren sauber behauen und zu vierkantigen Pfeilern
geformt worden.
    Camaban gefiel keiner der Tempel, die sie sahen.
    »Wir wollen einen, der Erstaunen hervorruft«, erklärte er
Saban. »Wir müssen einen Tempel finden, der Slaol sagen wird, dass wir keine
Anstrengungen und Mühen gescheut haben, ihn zufrieden zu stellen. Was ist es
denn schon für eine Leistung, vier oder fünf kleine Kiesel nach Ratharryn zu
bringen?«
    Saban nahm an, dass es schon eine Leistung sein würde,
auch nur einen Findling den ganzen weiten Weg nach Ratharryn zu schaffen;
allmählich zweifelte er daran, dass Camaban jemals den Tempel finden würde,
der ihm vorschwebte. »Warum nimmst du nicht einfach irgendein Heiligtum?«,
fragte er ihn eines Abends. »Slaol wird es schon merken, wie viel Mühe es uns
kostet, es zu befördern.«
    »Wenn ich wollte, dass die Arbeit schnell und nebenbei erledigt
wird«, entgegnete Camaban, »dann hätte ich dich einen Tempel aussuchen lassen,
statt meine eigene Zeit mit der Suche zu verschwenden. Sei nicht albern,
Saban!« Sie aßen in einer überfüllten Hütte zu Abend, wo Aurennas Begleiter mit
Geschenken in Form von Fisch, Fleisch, Pelzen und Metkrügen begrüßt worden
waren. Ein einziger Krug voll dieses Getränks konnte einen Mann derart
benebeln, dass er nicht mehr zu denken und keinen Schritt mehr zu gehen
vermochte, obwohl Camaban immer völlig unbeeinträchtigt schien. Er trank das
starke Gebräu wie Wasser, rülpste, und trank noch mehr davon, dennoch schwankte
er nie oder sprach unartikuliert; am Morgen nach einem solchen Gelage, wenn
Sabans Schädel schmerzhaft pochte, pflegte Camaban voller Energie zu sein.
    In dieser Nacht saßen sie in der Hütte eines Clanoberhaupts,
des Herrschers über seine gesamte Sippe, deren Hütten sich an die schützende
Flanke eines Berges schmiegten. Der ClanClanführer war ein zahnloser Greis, der
zu Ehren von Aurennas Ankunft einen Goldreif um den dürren Hals trug. Seine
Ehefrauen hatten einen übel riechenden Mischmasch aus Seetang und Schalentieren
über einem rauchenden Feuer zusammengekocht, und als das Mahl beendet war,
griff einer der Söhne, der ebenso alt und zahnlos wie sein Vater aussah, nach
dem polierten Panzer einer Meeresschildkröte, der an einem Dachbalken hing;
den benutzte er als Trommel, während er ein scheinbar endloses Lied über die
Heldentaten seines Vaters vortrug, als dieser in seinem Boot zu dem Land jenseits
des westlichen Meeres gefahren war, wo er viele Feinde abgeschlachtet, viele
Sklaven gefangen genommen und viel Gold erbeutet hatte. »Im Klartext bedeutet
das Ganze wahrscheinlich nichts weiter«, wisperte Camaban Saban zu, »als dass
der alte Trottel drei Tage lang am Strand entlanggewandert und mit ein paar
gestreiften Kieselsteinen und einer Möwenfeder zurückgekehrt ist.«
    Aus den anderen

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