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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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letzte Wort.
    »Zum Wohl des Stammes«, klärte Camaban ihn mürrisch auf,
»und du warst damals Priester - die Töchter anderer Männer hattest du
skrupellos in den Flammentod geschickt.«
    Haragg zuckte zusammen, als ob Camaban ihn ins Gesicht
geschlagen hätte. Er war sehr viel älter als Camaban, senkte aber den Kopf, als
akzeptierte er das überlegene Wissen des jüngeren Mannes. »Ich habe mich
geirrt«, flüsterte er.
    »Die meisten Menschen irren«, erwiderte Camaban. »Die Welt
quillt über von Dummköpfen, weshalb wir auch die Welt ändern müssen.« Er
bedeutete Haragg und Saban, sich auf den Boden zu hocken, während er wie ein
Lehrmeister stehen blieb, der zu seinen Schülern spricht. »Lengar hat sich
einverstanden erklärt, Ereks Gold zurückzugeben, wenn Sarmennyn ihm dafür einen
Tempel stiftet. Er hat diese Abmachung getroffen, weil er glaubt, dass es
unmöglich ist, einen Tempel nach Ratharryn zu schaffen — aber wir werden ihm
beweisen, dass er sich irrt.«
    »Nimm diesen Tempel hier«, schlug Haragg vor und wies mit
einer Kopfbewegung auf die hohen Säulen des Meerestempels.
    »Nein, nicht diesen«, lehnte Camaban ab. »Wir werden
Sarmennyns besten Tempel finden und den nehmen.«
    »Warum?«, fragte Saban.
    »Warum?«, fauchte Camaban. »Warum? Slaol hat Ratharryn
sein Gold gesandt. Das ist ein Zeichen, du Dummkopf, dass er etwas von uns
will! Und was will er? Er will selbstverständlich einen Tempel, weil Tempel die
Orte sind, wo die Götter die Erde berühren. Slaol will einen Tempel, und er
will ihn in Ratharryn haben — also hat er uns Gold aus Sarmennyn geschickt, um
uns zu zeigen, wo dieser Tempel herkommen muss. Ist das so furchtbar schwer zu
begreifen?« Er bedachte Saban mit einem mitleidigen Blick, dann begann er, auf
dem kurzen Rasenstück auf und ab zu wandern. »Er will einen Tempel aus
Sarmennyn, weil Slaol hier mehr als alle anderen Götter verehrt wird. Hier
haben die Leute eine Ahnung von einem Teil der Wahrheit bekommen, und diese
Wahrheit müssen wir in das Herzland tragen. Aber es gibt noch eine höhere
Wahrheit.« Er blieb stehen und starrte seine beiden Zuhörer glühend an. »Ich
habe bis in das Herz aller Dinge gesehen«, verriet er ihnen und wartete
darauf, dass die beiden Männer seine Behauptung anzweifeln würden; aber Haragg
saß nur da und blickte ihn mit ehrfurchtsvoller Miene an, während Saban weiterhin
schwieg.
    »Die Priester glauben, die Welt sei ein unveränderliches
Gebilde«, fuhr Camaban verächtlich fort. »Sie glauben, dass sich nichts ändert
und dass sich auch niemals irgendetwas ändern wird, wenn wir nur ihre Vorschriften
befolgen und unsere Opfer bringen. Aber die Welt ist im Wandel begriffen. Sie
hat sich bereits verändert. Das Muster ist unterbrochen.«
    »Das Muster?« Saban stutzte. Haragg hatte dieses Muster
während ihrer Reise durch den Norden des Landes erwähnt, hatte sich aber nicht
näher darüber auslassen wollen. Jetzt würde Camaban es ihm erklären.
    Zu diesem Zweck bückte Camaban sich und zog einen Pfeil
aus Sabans Köcher; denn Saban ging nirgendwo ohne seinen Eibenholzbogen hin,
das Zeichen für das Ende seiner Sklaverei. Camaban benutzte die Feuersteinspitze
des Pfeils, um einen großen Kreis in den grasbewachsenen Boden zu ritzen und
die spärlichen Grasbüschel herauszuheben, sodass die braune Erde darunter
sichtbar wurde. Er sagte: »Der Kreis ist das Sonnenjahr, der Zyklus der Sonne.
Wir kennen diesen Zyklus. Wir kennzeichnen ihn. Hier in Sarmennyn töten sie
jedes Jahr zur Sommersonnenwende ein Mädchen, um zu zeigen, wann ein Zyklus der
Sonne endet und derselbe Zyklus erneut beginnt. Verstehst du das?« Er blickte
Saban an, denn Haragg wusste bereits über das unterbrochene Muster Bescheid.
    Saban nickte. In Ratharryn markierten sie ebenfalls das
Ende und den Neubeginn dieses Zyklus am Tag der Sommersonnenwende, obwohl sie
einen etwas anderen Brauch pflegten, nämlich indem sie eine Färse bei Sonnenaufgang
töteten statt ein Mädchen bei Sonnenuntergang.
    »Jetzt zu dem Rätsel«, fuhr Camaban fort, und er löste
einen zweiten, sehr viel kleineren Kreis aus dem Boden, legte ihn auf den
großen, sodass das Ganze aussah wie eine Perle auf seinem Reif aus Bronze. »Das
ist Lahanna«, erklärte er, während er auf den kleinen Kreis tippte. »Sie wird
geboren, sie wächst« — er fuhr mit der Fingerspitze um die Perle herum — »und
stirbt wieder. Dann wird sie wieder geboren« — er fertigte einen neuen Kreis
von

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