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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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gefällt?«
    »Es war schon spät am Tag, und wir hatten unsere Äxte
nicht geschliffen.«
    Hengall grinste. »Dennoch ist deine Frau schwanger, wie
ich hörte?«
    Galeth lächelte schüchtern. Seine erste Ehefrau war vor
einem Jahr gestorben und hatte ihn mit einem Sohn zurückgelassen, der ein Jahr
jünger als Saban war; gerade hatte er sich eine neue Frau genommen. »Richtig,
das ist sie«, gestand er.
    »Dann ist ja wenigstens eine deiner Klingen scharf«,
bemerkte Hengall und rief damit noch mehr Gelächter hervor.
    Das Gelächter erstarb jedoch abrupt, denn Lengar wählte
genau diesen Moment, um aus seiner Hütte zu treten, und in dem grauen,
wolkenverhangenen Morgen leuchtete er wie die Sonne selbst. Ralla, seine Mutter
und Hengalls älteste Ehefrau, musste die ganze sturmgepeitschte Nacht hindurch
aufgeblieben sein, um die kleinen Goldrauten auf Sehnen aufzufädeln, sodass ihr
Sohn sie als Halsketten tragen konnte; anschließend hatte sie die vier großen
goldenen Rauten auf sein Hirschlederhemd genäht, über dem er den Gürtel des
Fremden mit der massiven Goldschnalle trug. Ein Dutzend junger Krieger,
allesamt Lengars engste Jagdgefährten, folgte ihm, und hinter dieser mit
Speeren bewaffneten Truppe hatte sich eine Gruppe schlammbeschmierter Kinder
eingefunden, die aufgeregt mit Stöcken herumfuchtelten, in Nachahmung des
Jagdspeeres in Lengars Hand.
    Zuerst beachtete Lengar seinen Vater überhaupt nicht.
Stattdessen marschierte er hoch erhobenen Hauptes zwischen den Hütten
vorwärts, an den beiden Tempeln vorbei, die innerhalb des Schutzwalls standen,
dann hinauf zu den Hütten der Töpfer und den Gerbergruben im Norden der
Einfriedung. Seine Gefolgsleute schlugen klirrend ihre Speere aneinander, und
hinter ihm sammelten sich mehr und mehr Menschen, sodass er sein Gefolge
erregter Anhänger schließlich auf einem verschlungenen Pfad durch die Siedlung
führte, der sich zwischen den regendurchweichten Reetdächern der niedrigen
Rundhütten dahinwand. Erst nachdem er zweimal durch die Siedlung gezogen war,
kehrte er zu der von seinem Vater bestimmten Stelle zurück.
    Hengall erhob sich von seinem Hocker, als sein Sohn näher
kam. Er hatte Lengar seinen Triumphzug auskosten lassen; jetzt stand er auf
und schüttelte den Bärenfellumhang von den Schultern, warf ihn mit der
Fellseite nach unten in den Schlamm zu seinen Füßen. Er wischte sich die
Feuchtigkeit des Sprühregens mit den Enden seines langen Bartes aus den Augen,
dann wartete er barbrüstig, damit alle Bewohner von Ratharryn sehen konnten,
wie dicht sich die blauen Symbole getöteter Feinde auf seiner Haut drängten.
Schweigend stand er da, während der Wind sein struppiges schwarzes Haar zauste.
    Lengar blieb seinem Vater gegenüber stehen. Er war so groß
wie Hengall, aber nicht so stämmig und muskulös. In einem Kampf würde er sich
wahrscheinlich als der Schnellere und Behändere erweisen, während Hengall der
Stärkere sein könnte; dennoch zeigte Hengall keine Furcht vor dieser Begegnung.
Stattdessen gähnte er nur, dann nickte er seinem ältesten Sohn zu. »Du hast das
Gold des Fremden gebracht«, sagte er. »Das ist gut.« Er wies auf den Umhang aus
Bärenfell, der zwischen ihnen auf dem Boden lag. »Leg alles dorthin, Sohn!«
    Lengar versteifte sich. Die meisten der anwesenden
Stammesmitglieder glaubten, er würde kämpfen, denn seine Augen ließen seine
ausgeprägte Vorliebe für Gewalttätigkeit erkennen, die an Wahnsinn grenzte;
aber der Blick seines Vaters war ruhig und unverwandt, und Lengar zog es vor,
zu diskutieren, statt mit seinem Speer zuzustoßen. »Wenn ein Mann ein Geweih in
den Wäldern findet«, verlangte er zu wissen, »muss er es dann seinem Vater
übergeben?« Er sprach laut genug, dass die Menschenmenge ihn hören konnte. Die
Leute hatten sich zwischen den nahe gelegenen Hütten versammelt und Platz für
den Kampf freigelassen - eine ganze Reihe von ihnen bekundete jetzt Zustimmung
für Lengars Vergleich durch laute Rufe. »Oder wenn ich den Honig der wilden
Bienen finde«, fragte Lengar, ermutigt durch ihre Unterstützung, »muss ich die
Stiche ertragen und den Honig dann meinem Vater aushändigen?«
    »Ja«, erwiderte Hengall, dann gähnte er erneut. »In den
Umhang damit, Junge!«
    »Ein Krieger kommt in unser Land«, rief Lengar, »ein
feindlicher Fremdländischer, und er hat Gold bei sich. Ich töte den Fremden und
nehme sein Gold. Gehört es dann nicht mir?« Ein paar Leute in der Menge riefen,
dass das Gold

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