Cromwell, Bernard
näher
an Hengall heran, bereit, seinen Bruder zu verteidigen, aber Hengall winkte ihn
fort; dann wandte er sich um, beugte sich vor und zog seinen Streitkolben aus
seinem Versteck unter dem tief herabgezogenen Reetdach seiner Hütte. Der
Streitkolben war eine Keule aus Eiche, so dick wie der Unterarm eines Kriegers,
und endete in einem unförmigen Klumpen aus grauem Stein, der einem erwachsenen
Mann so mühelos den Schädel zertrümmern konnte, als wäre er ein Zaunkönigei.
Hengall wog die schwere Keule in der Hand, dann wies er mit einer Kopfbewegung
auf den Umhang aus Bärenfell. »Den ganzen Schatz, Junge«, wiederholte er, wobei
er seinen Sohn absichtlich beleidigte, »sämtliches Gold auf den Umhang!«
Lengar starrte ihn an. Der Speer hatte eine größere
Reichweite als die Keule; aber wenn er mit seinem ersten Stoß sein Ziel
verfehlte, dann würde ihn die Keule des Vaters vernichten. Deshalb zögerte
Lengar, aber Jegar drängte an ihm vorbei, bereit, den Clanführer anzugreifen.
Hengall zeigte mit seinem Streitkolben auf Jegar. »Ich habe deinen Vater
getötet, Junge«, schnauzte er, »als er mich zum Kampf um die Clanführerswürde
herausforderte — ich habe ihm die Knochen zerschmettert und sein Fleisch an
die Schweine verfüttert. Aber ich habe seinen Kieferknochen aufbewahrt. Hirac!«
Der Hohepriester, dessen Haut von Schmutz und Kreide
gesprenkelt war, tauchte am Rand der Menge auf.
»Du weißt, wo der Kieferknochen versteckt ist?«, verlangte
Hengall zu wissen. »Ja«, erwiderte Hirac.
»Dann beleg sein Blut mit einem Fluch«, ordnete Hengall
an, während er Jegar finster anstarrte, »wenn dieser Wurm hier nicht
zurückweicht. Lass seine Lenden zu Stein erstarren. Füll seinen Bauch mit
schwarzen Würmern!«
Den Bruchteil einer Sekunde zögerte Jegar. Er fürchtete
zwar nicht Hengalls Streitkolben, aber er fürchtete sich vor Hiracs Fluch,
deshalb wich er jetzt einen Schritt zurück. Hengall fixierte erneut seinen
Sohn. »In den Umhang damit, Sohn«, wiederholte er energisch, »und beeil dich
gefälligst! Ich will endlich mein Frühstück haben!«
Lengars Widerstand brach in sich zusammen. Einen Moment
lang schien es so, als wollte er sich mit einem Satz auf seinen Vater stürzen,
als zöge er den Tod der Schande vor; doch dann sanken seine Schultern mutlos
herab, und er ließ mit einer verzweifelten Geste den Speer fallen, löste die
goldenen Ketten um seinen Hals und schnitt die Fäden durch, die die großen
Goldrauten an seinem Hemd fest hielten. Er legte sämtliche Schätze auf den
Umhang aus Bärenfell, dann hakte er den Gürtel mit der massiven Goldschnalle
auf und warf ihn von sich. »Ich habe das Gold gefunden«, protestierte er lahm,
als er fertig war.
»Du und Saban habt es gefunden«, erklärte Hengall, »aber
ihr habt es in dem Alten Tempel gefunden, nicht in den Wäldern, und das
bedeutet, dass die Götter das Gold uns allen gesandt haben! Und warum?« Der
Clanführer erhob die Stimme, sodass sämtliche Anwesenden ihn hören konnten.
»Die Götter haben ihre Absicht nicht enthüllt ... deshalb müssen wir warten, um
die Antwort zu erfahren. Aber es ist Slaols Gold, und er hat es uns gesandt,
wofür er einen Grund gehabt haben muss.«
Er hob den Bärenfellumhang mit der Fußspitze an und
schleifte ihn mitsamt Inhalt zum Eingang seiner Hütte, wo prompt zwei
Frauenhände herauslangten, um den glitzernden Haufen ins Innere der Hütte zu
befördern. Durch die Menge ging ein gedämpftes Murren, denn sie wussten, dass
es lange Zeit dauern würde, bis sie dieses Gold jemals wieder sehen würden.
Hengall ignorierte die Proteste. »Es gibt hier einige«, rief er, »die verlangen,
dass ich unsere Krieger in eine Schlacht gegen die Leute von Cathallo führe,
und es gibt Leute in Cathallo, die wollen, dass ihre jungen Männer uns angreifen!
Dennoch wollen nicht alle Bewohner von Cathallo einen Krieg mit uns. Sie
wissen, dass viele ihrer Söhne dabei umkommen würden und dass sie, selbst wenn
sie den Krieg gewännen, durch den Kampf geschwächt würden. Genau deshalb wird
es keinen Krieg geben«, schloss er abrupt. Das war eine erstaunlich lange Rede
für Hengall gewesen, und eine seltene außerdem, denn er hatte seine
Gedankengänge enthüllt. Verrate jemandem, was du denkst, hatte er einmal
gesagt, und du gibst deine Seele preis; aber er verriet wohl kaum ein Geheimnis,
wenn er seinen Abscheu vor Krieg kundtat. Hengall, der Krieger, hasste Krieg.
Der Sinn des Lebens, pflegte er gerne zu
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