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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Schleifen von einer Seite
zur anderen zu bewegen. Ein Trommler fing an, auf seine mit Fellen bespannte
Trommel zu schlagen, und in die wiegenden Schritte kam Rhythmus, als jemand ein
Lied anstimmte. Camaban schloss sich den Tanzenden an. Er trug einen Umhang aus
Rehleder und hatte sich mit Ruß schwarze Streifen ins Gesicht gemalt.
    Scathel wies auf Saban. »Packt ihn!« befahl er; sogleich
umzingelten zehn der rot bemalten Krieger Saban und bedrohten ihn mit ihren
Speeren. Sie trieben ihn zum Rand der Grube, doch bevor sie ihn in die Tiefe
stoßen konnten, erschien Aurenna.
    Ihr blasses Gesicht wirkte abgespannt und verhärmt, unter
ihren Augen lagen dunkle Schatten, aber ihr hoch gewachsener, schlanker Körper
war in eine frische wollene Robe gehüllt, und das Ersatzgold glänzte an ihrer
Brust und ihrem Hals. Ihr Haar hing glatt gekämmt herab, obwohl der Wind die
goldblonden Strähnen sofort hochhob, als sie langsam auf die tanzenden
Priester zuschritt. Sie sah Saban nicht an, sondern hielt den Blick auf den
Boden gesenkt, und dann, als Scathel sie rief, wandte sie sich gehorsam um zum
Tor. Die Menge seufzte, und die Tanzenden beeilten sich, sich dem Umzug
anzuschließen, die Aurenna zum Meerestempel geleiten würde.
    Scathel nickte den Speerkämpfern zu, die Saban bewachten,
und zwei von ihnen zerrten ihm den Umhang von den Schultern; ein dritter zog
sein Messer, schlitzte Sabans Gewand vom Halsausschnitt bis zum Saum auf und
nahm ihm dann das Kleidungsstück weg, sodass er nackt war. »Spring!«, befahl
der Speerkämpfer.
    Saban sah sich ein letztes Mal Hilfe suchend um. Camaban
blickte ihn nicht an, und Aurenna war inzwischen durch das Tor gegangen. Jetzt
drohte ihm einer der Krieger mit seinem Speer, und so sprang Saban schließlich
resigniert in die Grube. Sie war sehr tief und der Aufprall auf dem Boden
schmerzhaft; als er wieder aufstand, sah er, dass er den Rand der Grube nicht
erreichen konnte. Das kräftige Gitter aus Ästen wurde über sein Gefängnis
geschoben und mit Holzpflöcken befestigt, die seine Häscher in den Boden
hämmerten.
    Nun gab es nur noch das Seufzen des Windes und das Dröhnen
der Trommeln, das schließlich in der Ferne verhallte, als der Stamm die
Siedlung verließ. Einer der beiden Speerkämpfer, die zurückgeblieben waren, um
Saban zu bewachen, ließ einen Wasserschlauch durch das Gitter hinunter, dann
ging er fort; Saban kauerte sich auf dem Boden der Grube zusammen, die Arme um
die Knie geschlungen und den Kopf auf einen Unterarm gelehnt.
    Aurenna würde sterben. Und er würde gefoltert, geblendet
und verstümmelt werden. Weil das Gold nach Ratharryn gelangt war.
     
    In Ratharryn hatten die Priester ebenfalls diesen Tag zur
Sommersonnenwende erklärt; also entzündete der Stamm bei Einbruch der Dämmerung
die Feuer und bereitete sich auf den Stiertanz und das Flammenspringen vor.
Derrewyn ignorierte die allgemeine Festtagsstimmung. Sie hockte in einer Ecke
von Lengars Hütte, durch einen Ledervorhang vor den Blicken der Männer
verborgen. Sie war nackt. Lengar bestand darauf, dass sie nackt ging, denn er
genoss es, sie zu demütigen und sie als Hure von Cathallo zu beschimpfen. Sie
war Lengars Ehefrau; er hatte sie gezwungen, ihn in Cathallos Tempel zu
heiraten. Aber seit den letzten Monden konnte jeder von Lengars Freunden
Derrewyn zu sich bestellen, und sie musste wohl oder übel gehorchen, zu ihnen
gehen oder sich auf eine Tracht Prügel gefasst machen; sie hatte Narben im
Gesicht, auf den Schultern und den Armen, wo sie alle betrunken auf sie
eingedroschen hatten. Jegar hatte sie am schlimmsten geschlagen, weil sie ihn
am meisten verspottete. Derrewyn verspottete sie alle, denn das war ihre
einzige Verteidigung. Jetzt kauerte sie hinter dem Vorhang, während sie auf
die Unterhaltung der drei Männer horchte und die Bewegungen des Babys in ihrem
Bauch fühlte. Sie wusste, es war Lengars Kind und zweifellos ein Sohn. Er würde
in zwei oder drei Monaten geboren werden. Die Männer zeigten zwar weniger
Interesse an ihr seit ihrer Schwangerschaft, aber sie beleidigten sie noch
immer. Keiner von ihnen ahnte jedoch etwas von dem kochenden Zorn, der in ihr
brannte. Sie glaubten, sie hätten den Stolz von Derrewyn aus Cathallo
gebrochen.
    Die drei Männer in der Hütte — Lengar, Jegar und Vakkal —
sprachen über Cathallo. Vakkal war der Anführer aus Sarmennyn, der Lengar
geholfen hatte, Clanführer zu werden; inzwischen sprach er Ratharryns Sprache
und trug die gleichen blauen

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