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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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worden - zusammen mit Freundlichkeit und Lachen und Mitleid, alles
von ihren Tränen fortgeschwemmt. Sie war Cathallos Hure geworden, und jetzt
würde sie Mittel und Wege finden, um für Cathallo Rache zu nehmen.
    Die kurze Dunkelheit der Mittsommernacht senkte sich
herab, und immer noch wanderte sie nach Norden.
    Später, sehr viel später, hörte sie die Hunde hinter sich
bellen; aber sie hatte sich zum Fluss geflüchtet, und Hunde können einen Geist
nicht durch Wasser verfolgen, deshalb wusste Derrewyn, dass sie es geschafft
hatte. Zwar musste sie sich noch an den Speerkämpfern vorbeischleichen, die in
Maden lagerten, und die Sümpfe durchqueren; aber sie fühlte sich zuversichtlich
und stark, weil Lahanna über ihr am Himmel leuchtete, und in der Hand hielt sie
einen kleinen Teil der kostbaren Macht des Sonnengottes, den sie Lahanna
schenken würde.
    Sie war entkommen, trug Lengars Kind unter dem Herzen, und
die Fortsetzung hieß Krieg.
     
    In Sarmennyn begann es am Nachmittag zu regnen. Der Wind
frischte zunehmend auf, der Regen fiel stärker, und über dem Gitter aus Ästen
konnte Saban sehen, dass sich der Himmel zu einem düsteren Grau verfärbt hatte,
durchzogen von bedrohlichem Schwarz. Der Wind zerrte an den Reetdächern der
Hütten, und der strömende Regen begann, die Grube unter Wasser zu setzen.
    Als das erste Donnergrollen ertönte, legte Saban den Kopf
in den Nacken und sandte ein Gebet zu Malkin; dann scharrte er mit beiden Händen
an den triefend nassen Seitenwänden der Grube, bis er einen scharfkantigen
Stein herausgelöst hatte, den er dazu benutzte, eine Stufe in das Erdreich zu
graben. Er hackte eine zweite Stufe heraus, eine dritte, und versuchte dann,
die Stufen zu erklimmen; aber seine nassen Füße rutschten auf dem feuchten,
glitschigen Erdreich aus, und er fiel jedes Mal wieder in das stetig
ansteigende Wasser zurück.
    Vor Frustration schluchzte er auf, fand den Stein wieder
und machte sich daran, die Stufen zu verbreitern. Das Wasser stand ihm jetzt
bis zu den Knöcheln. Regen prasselte ununterbrochen auf das Gitter über seinem
Kopf und tropfte ihm ins Gesicht, der Wind heulte unaufhörlich, und der Lärm
der entfesselten Naturgewalten war so laut, dass er nicht das splitternde
Geräusch hörte, als das Gitter von der Grube gezogen wurde. Dass sich jemand zu
seiner Rettung anschickte, merkte er erst, als plötzlich ein nasser Umhang zu
ihm heruntergelassen wurde und Haraggs Stimme ihn anwies, sich daran
festzuhalten.
    Saban erblickte Haragg und Cagan in dem düsteren Licht
über ihm. Er packte den Umhang, und Cagan lupfte ihn wie ein Kind, zog ihn mit
Schwung aus der Grube, sodass er der Länge nach im Gras landete. Dort lag er,
nass und an allen Gliedern zitternd, während er in das Auge des Sturms starrte,
der von der See herübergezogen war, um die Küste anzugreifen. Die Wipfel der
Bäume wurden in dem tosenden Unwetter wild hin- und hergeworfen, ganze Arme
voll Reet flogen von den Hüttendächern und wehten weit über den Fluss. Von den
Männern, die zu Sabans Bewachung zurückgelassen worden waren, fehlte jede Spur.
    »Es wird Zeit«, drängte Haragg und zerrte Saban aus dem
Gras, doch Saban schüttelte die Hand des Händlers ab. Stattdessen schlich er zu
Kerevals Hütte und schob den Ledervorhang beiseite; fast befürchtete er, seine
Bewacher im Inneren vorzufinden, doch die Hütte war leer, und er trocknete
sich ab, indem er sich auf einem großen Fell wälzte; dann zog er sich ein
Hirschlederhemd über.
    Haragg war ihm in die Hütte gefolgt. »Wir müssen gehen«,
trieb er ihn abermals an. »Wohin?«
    »Weit fort. Hier herrscht der blanke Wahnsinn. Wir müssen
dich schleunigst von Scathel wegbringen.«
    »Es ist Ereks Wahnsinn«, entgegnete Saban, als er sich ein
Paar Stiefel, einen Umhang und einen von Kerevals Bronzespeeren nahm. »Wir
müssen zum Meerestempel«, erklärte er Haragg.
    »Warum? Um sie sterben zu sehen?«, fragte Haragg.
    »Um zu sehen, welches Zeichen Erek schickt«, erläuterte
Saban und trat wieder hinaus in den peitschenden Regen. Einer der Speerkämpfer
war jetzt im Zentrum der Siedlung erschienen und spähte in die leere Grube
hinunter. Als er sich umwandte, um seinen Kameraden herbeizurufen, sah er
plötzlich Saban und rannte mit erhobenem Speer auf ihn zu. »Runter mir dir in
das Loch!«, brüllte er, obwohl seine Worte in dem Tosen des Sturms untergingen.
    Saban wog seinen Speer in der Hand. Der Wächter schüttelte
den Kopf, wie um anzudeuten,

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