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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Tätowierungen zur Schau wie die Krieger von
Ratharryn. Jetzt hörte er aufmerksam zu, als Lengar erklärte, Cathallo sei
reif für die endgültige Niederlage. Sannas' Tod war ein Verlust für den Stamm
gewesen, von dem er sich nicht wieder erholt hatte, und mit Sannas war auch die
Magie dahin, von der Lengar glaubte, dass sie Cathallo in der Vergangenheit
vor Unheil schützte. Deshalb sollten Ratharryns Krieger, so sagte Lengar,
Cathallo im Spätsommer abermals angreifen — nur dass sie diesmal die Siedlung
des Feindes in Schutt und Asche legen würden. Sie würden den großen Tempel von
Cathallo niederreißen, den heiligen Hügel einebnen und auf die Grabhügel von
Cathallos Ahnen pissen.
    »Hörst du zu, Hure?«, rief Jegar. Derrewyn gab keine
Antwort. »Mürrisches Miststück«, knurrte Jegar, und Derrewyn entnahm seinem
unartikulierten Nuscheln, dass er wieder dabei war, sich mit dem
fremdländischen Fusel zu betrinken.
    Heute Abend, sagte Vakkal, würden sie in Sarmennyn die
Sonnenbraut in den Feuertod schicken.
    »Vielleicht sollten wir Derrewyn auch verbrennen«, schlug
Jegar vor.
    »Slaol würde sie nicht wollen«, erwiderte Lengar. »Schick
Slaol eine Hure, und er wird sich von uns abwenden.«
    »Er wird uns nicht danken«, ermahnte Vakkal sie, »wenn wir
heute Abend nicht zuschauen, wie er untergeht.« Auf Ratharryns Feldern
brannten bereits die Sommersonnenwendfeuer, und die Stier-Männer warteten
schon darauf, zwischen den Holzpfeilern von Slaols Tempel zu tanzen.
    »Du hast Recht, wir müssen gehen«, sagte Lengar. »Du
bleibst hier, Hure!«, rief er Derrewyn hinter dem Vorhang zu, und er ließ einen
seiner jungen Krieger in der Hütte zurück, um die Schätze zu bewachen, die in
der festgestampften Erde des Fußbodens und unter dem großen Stapel kostbarer
Felle versteckt lagen. »Wenn die Hure dir Ärger macht«, erklärte Lengar dem
jungen Speerkämpfer, »dann verprügele sie!«
    Der Speerkämpfer setzte sich neben das Feuer. Er war noch
ziemlich jung, obwohl er bereits zwei blaue Tätowierungen aufweisen konnte,
Symbol für die beiden Krieger aus Cathallo, die er bei einer Schlacht auf der
Anhöhe oberhalb von Maden niedergemetzelt hatte. Wie so viele andere junge
Männer im Stamm verehrte auch er Lengar, weil der neue Clanführer Ratharryns
Speerkämpfer zu gefürchteten Kriegern gemacht und seinen Anhängern zu Reichtum
verholfen hatte. Der junge Mann träumte davon, viele Rinder und Ehefrauen zu
besitzen. Er träumte von einer großen Hütte ganz für ihn allein und von
Heldengesängen, in denen seine kühnen Taten gepriesen wurden.
    Ein plötzliches Geräusch veranlasste ihn, den Kopf zu drehen,
und er sah, dass Derrewyn am Rand des Ledervorhangs erschienen war. Sie lag
auf den Knien, und als der Krieger aufblickte, senkte sie unterwürfig den Kopf.
Ihr langes Haar hatte sie sorgfältig gekämmt und sich eine Kette mit einem
Bernsteinanhänger um den Hals gelegt — aber war sonst nackt. Sie hielt den
Blick gesenkt und stieß ein gedämpftes Wimmern aus, während sie auf Händen und
Knien vorwärts kroch. Der Speerkämpfer blickte instinktiv zur Tür der Hütte, um
zu sehen, ob sie beobachtet wurden, aber draußen war niemand. Nur die ganz
Alten und Kranken befanden sich noch in Ratharryn; alle übrigen
Stammesmitglieder waren in Slaols Tempel versammelt, wo die Stier-Männer zu
Ehren Slaols die jungen Mädchen besprangen.
    Der Speerkämpfer beobachtete, wie Derrewyn näher rutschte.
Der Schein des Feuers färbte die Schatten ihrer kleinen Brüste graublau und
beleuchtete ihren geschwollenen Bauch. Dann blickte sie zu dem jungen Krieger
auf, und in ihren Augen lag ein Ausdruck unendlicher Traurigkeit. Sie wimmerte Mitleid
erregend, dann kroch sie vorwärts in die Wärme des Feuers. Der Krieger
runzelte missbilligend die Stirn. »Du musst wieder hinter den Vorhang zurück«,
fuhr er sie an.
    »Nimm mich in deine Arme«, bat sie. »Ich bin so
schrecklich einsam. Halt mich fest.«
    »Geh zurück!«, befahl er. Er hatte Angst, dass ihr
glänzender praller Bauch platzen könnte, wenn er Gewalt anwenden würde, um sie
hinter den Vorhang zurückzustoßen.
    »Halte mich«, bat sie abermals flehend, dann schob sie
seinen Speer beiseite und schlang ihm den linken Arm um den Hals. »Bitte halte
mich.«
    »Nein«, wehrte er ab, »nein!« Aber er fürchtete sich zu
sehr vor ihr, um sie wegzustoßen; so ließ er es geschehen, dass sie seinen
Kopf an sich zog. Er roch den Duft ihres Haares. »Du musst hier

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