Cromwell, Bernard
drei Rümpfe nebeneinander.
Jeder Bootsrumpf war so lang wie drei Männer, und die Gesamtbreite der drei
nebeneinander liegenden Boote entsprach der halben Länge der Rümpfe, die Saban
jetzt mit riesigen Eichenbalken, so dick wie die Taille eines Mannes,
miteinander verband. Die Balken wurden mit Feuerstein- und Bronzeäxten
vierkantig zurechtgeschnitten, anschließend die unteren Hälften in Kerben
eingepasst, die man aus den Dollborden der drei Bootsrümpfe herausgeschlagen
hatte. Nachdem die Balken mit den Rümpfen verbunden waren, wurden sie mit
langen Lederstreifen festgezurrt. Es war ein enormes, unförmig anmutendes
Gebilde, dieses erste Boot; die Fischer schüttelten die Köpfe und sagten, es
würde niemals schwimmen, aber das tat es doch. Zwanzig Männer hievten es bei
Ebbe vom Ufer in den Schlick, und die herankommende Flut hob das Dreirumpfboot
mühelos an. Sie nannten das Boot Molot, was Koloss
bedeutete; Lewydd war überzeugt, dass es selbst das Gewicht des größten Steines
tragen und trotzdem die Widrigkeiten und Tücken der See überstehen würde.
Am Ende des Winters reiste Camaban nach Ratharryn und
kehrte genau an dem Tag nach Sarmennyn zurück, als der Molot fertig
war. Er bewunderte das große Boot, warf einen Blick auf die anderen Rümpfe, die
gerade in Arbeit waren, und ließ sich dann draußen vor Sabans Hütte nieder, um
ihm Neuigkeiten von zu Hause zu berichten. Lengar, so erklärte er, befand sich
auf dem Höhepunkt seiner Macht; aber Melak von Drewenna war im Winter
gestorben, und zwischen Melaks Sohn und einem Krieger namens Stakis hatte es
einen Kampf um die Clanführerswürde gegeben. Stakis hatte gewonnen. »Was nicht
das ist, was wir wollten«, schloss Camaban. Er nahm eine Schüssel mit
Haferschleim von Aurenna entgegen und nickte ihr dankbar zu.
»Was gibt es denn gegen Stakis einzuwenden?«, wollte
Saban wissen.
»Wir müssen die Steine natürlich durch sein Gebiet
transportieren«, erklärte Camaban, »und es könnte sein, dass er uns nicht
besonders freundlich gesonnen ist. Trotzdem hat er eingewilligt, uns zu
treffen.«
»Uns?«
»Uns alle!« Camaban macht eine vage Handbewegung, die die
ganze Welt hätte umfassen können. »Ein Stammestreffen. Wir, Ratharryn und
Drewenna. Einen Mond vor der Sommersonnenwende. Leider« - er legte eine Pause
ein, um etwas von dem Haferschleim aufzuschöpfen - »leider« - fuhr er mit
vollem Mund fort -»kann Stakis Lengar nicht ausstehen. Was ihm wirklich keiner
übel nimmt. Unser Bruder muss seine Speerkämpfer beschäftigen, deshalb
plündert er Drewennas Viehherden.«
»Er kämpft nicht gegen Cathallo?«
»Doch, ständig, nur dass sich die Cathaller in ihren
Sümpfen verstecken und ihr neuer Clanführer ein guter Krieger ist - einer von Kitals
Söhnen, Rallin.«
»Derrewyns Vetter«, murmelte Saban, als er sich wieder an
den Namen erinnerte.
»Wohl eher Derrewyns Knecht und Handlanger«, meinte
Camaban rachsüchtig. »Sie bezeichnet sich jetzt als Zauberin und lebt in
Sannas' alter Hütte, wo sie Lahanna ständig etwas vorjammert, und Rallin wagt
ohne ihre Erlaubnis noch nicht mal zu pinkeln! Es ist irgendwie seltsam« - er
hielt inne, um mehr von dem Haferschleim zu essen - »dass es Cathallo gefällt,
von einer Frau regiert zu werden, nicht? Zuerst Sannas, jetzt Derrewyn! Eine
Zauberin, dass ich nicht lache! Sie pfuscht ein bisschen mit Kräutern herum und
stößt Drohungen aus. Das hat wohl kaum etwas mit Zauberei zu tun.«
»Hat sie Lengars Baby inzwischen zur Welt gebracht?«,
fragte Saban. In Gedanken sah er plötzlich ein dunkles Gesicht vor sich,
umrahmt von schwarzem Haar, das Bild einer lachenden Derrewyn, dann ein Bild
desselben Gesichts, schluchzend und schreiend. Er erschauerte.
»Das Kind ist gestorben«, gab Camaban gleichmütig
Auskunft, dann erschien ein höhnischer Ausdruck auf seinem Gesicht. »Was ist
das für eine Zauberin, die nicht mal ihr eigenes Kind am Leben erhalten kann?«
Er stellte die leere Schüssel auf den Boden. »Lengar will, dass du Aurenna zu
dem Stammestreffen mitbringst.«
»Warum?«
»Weil ich ihm gesagt habe, dass sie schön ist«, erwiderte
Camaban. »Was ein entscheidender Grund ist, sie hier zu lassen.«
»Lengar würde sie nicht anrühren«, knurrte Saban. »Er
nimmt sich jede Frau, die er haben will«, widersprach Camaban, »und keiner
wagt es, ihn daran zu hindern, weil alle Angst vor seinen Speerkämpfern haben.
Unser großer Bruder, Saban, ist ein Tyrann!«
Kereval, Scathel,
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