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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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den Bewohnern von
Ratharryn als »Hirsch« bekannt war. Der Stern bewegte sich über den Himmel;
aber wie alle Fischer, so kannte auch Lewydd seine Bahn, genauso wie er die
dunklen Umrisse der niedrigen Hügel am nördlichen Ufer erkannte, die für Saban
lediglich verschwommene Flecken darstellten. Später, als Saban aus einer Art
Halbschlaf erwachte, bemerkte er, dass es jetzt zu beiden Seiten Land gab, weil
sie durch eine Meerenge fuhren. Ein fast voller Mond war aufgegangen, und
Saban konnte die anderen Boote rechts und links neben ihnen hergleiten sehen,
während Lahannas Licht rhythmisch von ihren nassen Paddeln reflektiert wurde.
    Er schlief abermals ein und wachte erst bei Tagesanbruch
wieder auf. Die Paddler steuerten ihre Boote jetzt auf den Strahlenkranz der
aufgehenden Sonne zu. Große Flächen glänzenden Schlicks erstreckten sich
seitlich der Fahrrinne, und Leute wanderten durch das geriffelte Watt, starrten
die Boote neugierig an. »Sie suchen nach Schalentieren«, erklärte Lewydd, dann
hob er seinen Speer, weil sich vom südlichen Ufer einige Einbäume näherten.
»Zeig ihnen deinen Bogen«, sagte Lewydd, und Saban hob pflichtschuldigst seine
Waffe hoch. Sämtliche Männer in Sarmennyns Booten schwenkten jetzt drohend
Speere oder Bögen, und die Boote der Fremden scherten wieder ab.
»Wahrscheinlich nur Fischer«, meinte Lewydd.
    Das Meer verengte sich zunehmend zwischen den weiten
Schlickflächen, auf denen kunstvolle Fischreusen, aus Hunderten von kleinen
Zweigen geflochten, dunkle Muster bildeten. Als Saban über den Bootsrand blickte,
sah er ein Gewimmel von schlangenähnlichen Leibern auf dem Meeresboden. »Aale«,
sagte Lewydd, »nur Aale.
    Eine Köstlichkeit!« Aber sie hatten keine Zeit zum Fischen,
denn wieder setzte der Gezeitenwechsel ein, und die Paddler sangen laut, als
sie die Boote auf die Mündung eines Flusses zutrieben, der zwischen schimmernden
Ufern ins Meer strömte. Lewydd teilte seinen Gefährten mit, es sei der Fluss
Sul, denselben Namen gebrauchten sie auch in Ratharryn. Vögel flogen flügelklatschend
von den schlammigen Ufern auf, protestierten lauthals gegen die Eindringlinge,
und der Himmel war von weißen Schwingen und krächzenden Schreien erfüllt.
    Sie warteten wieder auf Hochwasser, dann ließen sie sich
von der Flut eine weite Strecke den Sul flussaufwärts tragen. In dieser Nacht
schliefen sie an Land; am nächsten Morgen - jetzt unabhängig vom Einfluss der
Gezeiten - paddelten sie mit ihren Booten weiter gegen den Strom und glitten
unter riesigen Bäumen dahin, die sich an einigen Stellen über das Wasser neigten
und einen grünen Tunnel bildeten. »Das hier ist alles Drewennas Land«,
erklärte Lewydd.
    »Du bist schon einmal hier gewesen?«, fragte Saban.
    »Als ich die jungen Männer eures Stammes bei ihren
Mannbarkeitsprüfungen gejagt habe«, antwortete Lewydd grinsend.
    »Es ist gut möglich, dass ich euch damals gesehen habe«,
überlegte Saban. »Aber ihr habt mich nicht gesehen.«
    »Oder vielleicht haben wir dich doch gesehen«, meinte
Lewydd, »und entschieden, dass es sich nicht lohne, Jagd auf einen Wicht wie
dich zu machen!« Er lachte, dann senkte er seinen Speerschaft über den
Bootsrand, um die Wassertiefe zu messen. »Auf diesem Weg werden wir die Steine
transportieren«, eröffnete er Saban.
    »In nur drei Tagen?«, fragte dieser, erfreut über die
kurze Dauer der Reise.
    »Die Steine zu transportieren wird sehr viel länger
dauern«, erteilte Lewydd ihm einen Dämpfer. »Ihr Gewicht wird die Boote
langsam machen, und wir müssen auf gutes Wetter warten. Sechs Tage, vielleicht
auch sieben? Und noch mehr, um die Steine flussaufwärts zu bringen. Wir werden
von Glück reden können, wenn wir eine Reise pro Jahr schaffen.«
    »Nur eine?«
    »Wenn wir nicht verhungern wollen«, erläuterte Lewydd,
womit er meinte, dass die Paddler ihre Fischerei oder Landwirtschaft nicht zu
lange im Stich lassen konnten. »In einem guten Jahr bringen wir es vielleicht
auch auf zwei Fahrten.« Er stocherte mit seinem Speerschaft im Flussbett,
nicht um die Wassertiefe zu messen, sondern um das Boot vorwärts zu stoßen. Die
sieben Boote stemmten sich jetzt gegen die starke Strömung des Flusses; die
meisten Männer hatten ihre Paddel beiseite gelegt und standen aufrecht in den
Fahrzeugen, um ihre Speere auf die gleiche Art zu benutzen wie Lewydd. Ab und
zu konnten sie Weizen- und Gerstefelder durch die Bäume sehen oder Weiden mit
Kühen. Schweine wühlten in dem

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