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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Haragg, Camaban und ein Dutzend anderer
Stammesältester und Priester reisten zu dem Stammestreffen. Sieben Boote wurden
benötigt, um die Abordnung zu befördern; Saban fuhr mit Lewydd in einem
Fischerboot, das von acht Paddlern vorwärts bewegt wurde. Das Wetter war
stürmisch, und die See würde rau sein, aber Lewydd hegte keine Bedenken. »Dilan
wird uns beschützen«, versprach er Saban, der seiner ersten richtigen Seereise
mit großer Beklommenheit entgegensah.
    Die Flotte legte bei Sonnenaufgang vom Ufer ab und
paddelte den Fluss hinunter, bis sie das Meer erreichten, wo sie im Schutz
einer Landspitze warteten. »Die Gezeiten«, sagte Lewydd, um die Pause zu
erklären. »Was ist damit?«
    »Die Gezeiten bedeuten nicht nur Hoch- und Niedrigwasser,
sondern sie verhalten sich auch wie Winde im Wasser. Sie strömen die Küste
hinauf und hinunter, aber im Gegensatz zu den Winden halten sie sich an einen
Rhythmus. Wir werden mit dem Wasserwind nach Osten fahren, und wenn der
Gezeitenwechsel eintritt, der Wind sich also gegen uns wendet, werden wir
ausruhen, bis er wieder als unser Gehilfe wirkt.« Lewydd hatte in Malkins
Tempel ein Ferkel geopfert und das Blut des Tieres dann über den Bug des Bootes
verspritzt, jetzt warf er den Kadaver ins Wasser. Die Mannschaften der anderen
sechs Boote taten das Gleiche.
    Als der Gezeitenwechsel eintrat, nahm Saban zwar nichts
davon wahr, aber Lewydd bemerkte es, seine acht Paddler stießen einen lauten
Ruf aus und ruderten aufs Meer hinaus. Sie entfernten sich ein gutes Stück von
der Küste, bevor sie sich nach Osten wandten; jetzt wehte der Wind von hinten,
deshalb ließ Lewydd ein Segel hissen. Das Segel bestand aus zwei aneinander
genähten Ochsenhäuten und war an einer Spiere an der Spitze des kurzen, dicken
Masts aufgehängt; als nun der Wind das Leder blähte, kam es Saban so vor, als
flöge das Boot, obwohl die Wellen immer schneller heranrollten. Die riesigen
nassen Berge türmten sich hinter ihnen auf, und Saban befürchtete jedes Mal,
dass die Wassermassen auf das Boot herunterkrachen und es in der Tiefe
versenken würden. Aber dann hob sich das Heck wieder, und die Paddler
verdoppelten ihre Anstrengungen; einen schreckerfüllten Moment lang trug die
Welle das Boot mit gewaltigem Schwung vorwärts, bevor der Wellenkamm unter dem
Rumpf hindurchglitt - das Boot trieb kurz rückwärts, und das Segel knallte wie
eine Peitsche. Die anderen Besatzungen ruderten mit ihnen um die Wette und
tauchten ihre Paddel so hart und schnell unter Wasser, dass die Gischt zur
Sonne hinaufspritzte. Sie sangen dabei, wetteiferten nicht nur im Gesang
sondern auch in der Schnelligkeit miteinander, obwohl das Singen manchmal verstummte,
wenn die Männer große Muscheln benutzten, um Wasser aus ihren Booten zu
schöpfen.
    Am späten Vormittag steuerten die sieben Gefährte die
Küste an. Wieder herrschte Gezeitenwechsel, erklärte Lewydd, und obwohl es
möglich war, mit Hilfe von Paddeln und Segeln gegen diese Strömung anzusteuern,
würden sie nur sehr langsam und mühselig vorankommen - daher suchten die Boote
einstweilen Schutz in einer kleinen Bucht. Sie gingen nicht an Land, sondern
warfen die Anker aus - große Steine, durch die ein Loch geschlagen worden war
und die man mit langen Leinen aus zusammengedrehten Lederstreifen an der
Bordwand befestigt hatte. Die sieben Boote lagen den Nachmittag über in der
Bucht, und die meisten der Männer nutzten die Pause, um zu schlafen; doch Saban
blieb wach und sah Krieger mit Speeren und Bögen auf den Klippen oberhalb der
kleinen Bucht auftauchen. Die Männer starrten auf die Boote hinunter,
unternahmen aber keinen Versuch, sie anzugreifen.
    Lewydd und die anderen erwachten gegen Abend und stärkten sich
mit gedörrtem Fisch und Wasser; dann wurden die Steine wieder vom Meeresgrund
hochgehievt, die Segel gesetzt und die Paddel erneut ins Wasser eingetaucht.
Slaol ging in einem blendend roten Lichtschein, durchbrochen von dünnen,
schleierartigen Wolkenstreifen, am Horizont unter; die ganze endlos weite
Meeresfläche glitzerte blutrot, bis der letzte Rest von Farbe den Himmel
verließ, das Grau der Abenddämmerung in Schwarz überging und sie in die Nacht
hinaussegelten. Zuerst schien kein Mond, und die Küste war dunkel, aber es sah
aus, als hätten noch nie zuvor so viele Sterne am Himmel geleuchtet. Lewydd
brachte Saban bei, sich an einem Stern in der Gruppe zu orientieren, die die
Fremdländischen »das Mondkalb« nannten, während sie bei

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