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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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die Freude nur vorgetäuscht war. Tatsächlich ging das
Gerücht um, dass Stakis nur deshalb die Clanführerswürde von Drewenna errungen
hatte, weil er als stark genug galt, um sich Ratharryns hartnäckigen
Forderungen zu widersetzen, während man Melaks Sohn, der erwartet hatte, der
Nachfolger seines Vaters zu werden, für zu schwach hielt. Lengar war noch nicht
eingetroffen, obwohl eine Rauchfahne an dem klaren Himmel über den östlichen
Hügeln signalisierte, dass sein Trupp bereits gesichtet worden war.
    Die Tänzerinnen geleiteten die Besucher aus Sarmennyn zu
einigen neuen Hüten, die speziell dem Stammestreffen dienen sollten, und
dahinter, auf dem Grasland im Norden der Siedlung, befanden sich zahlreiche
Unterkünfte für die Leute, die gekommen waren, um das Treffen mitzuerleben. Es
gab Jongleure in der Menschenmenge und Männer, die wilde Tiere gezähmt hatten:
Wölfe, Baummarder und einen jungen Bären. Einen größeren Bären, ein mächtiges
altes Männchen mit einem narbendurchzogenen Pelz und Klauen von der Farbe
versengten Holzes, hatte man in einen Holzkäfig gesperrt; Stakis versprach,
einen Kampf zwischen dem Bären und seinen besten Hunden zu arrangieren, sobald
Lengars Männer kämen. In den Hütten wartete eine Schar von Sklavinnen. »Sie
gehören euch«, bedeutete Stakis seinen Gästen großzügig. »Amüsiert euch mit
ihnen.«
    Lengar traf am Abend ein. Trommeln verkündeten seine
Ankunft, und die gesamte Menschenmenge wanderte ostwärts, um den mächtigen
Clanführer und sein Gefolge zu begrüßen. Zuerst kamen sechs Tänzerinnen, alle
nackt bis zur Taille, die den Boden mit Eschenzweigen fegten, gefolgt von
einem Dutzend nackter Priester, ihre Körper mit Kreide bemalt, ihre Köpfe mit
Geweihen gekrönt. Neel, den Saban als den jüngsten von Ratharryns Priestern in
Erinnerung hatte, trug jetzt das große Hirschgeweih, zum Zeichen dafür, dass er
der Hohepriester war.
    Hinter den heiligen Männern marschierte eine Gruppe von zwanzig
Kriegern, die den Zuschauern ein erstauntes Aufkeuchen entlockten: Denn sie
trugen trotz der sommerlichen Hitze lange Fuchspelzumhänge und hohe
Fuchsfellhüte, geschmückt mit Schwanenfedern. Ihre Rüstung bestand aus Speeren
mit glänzenden Bronzeklingen und schweren Bronzeschwertern — alle sahen
ähnlich aus, was sie seltsam eindrucksvoll erschienen ließ.
    Und in ihrer Mitte marschierten Ratharryns Kriegsherren,
die Heeresführer, angeführt von ihrem berühmten Clanführer. Lengar war jetzt
etwas stämmiger und beleibter als früher, er trug einen Vollbart, sodass er große
Ähnlichkeit mit seinem Vater aufwies; aber seine von eintätowierten Hörnern
umrahmten Augen waren so stechend und verschlagen wie ehedem. Er trug ein Lederhemd,
auf dem die Bronzerauten glänzten, während seinen Kopf ein Bronzehelm zierte,
anders als jeder, den Saban je zuvor gesehen hatte. Er lächelte durchtrieben,
als er Saban entdeckte, dann ging er weiter, um Stakis zu begrüßen. Drewennas
Tänzerinnen umkreisten die Neuankömmlinge, wirbelten dabei feinen Staub mit
ihren Füßen auf. Hinter den Kriegern marschierte eine zwanzigköpfige Gruppe
von Sklaven, von denen einige schwere Säcke schleppten, die wohl Geschenke für
Stakis enthielten, wie Saban annahm.
    Als die offizielle Begrüßung vorbei war, kam Lengar auf
Saban zu. »Mein kleiner Bruder«, sagte er, »nicht mehr Sklave!«
    »Was ich allerdings nicht dir zu verdanken habe«, erwiderte
Saban. Er hatte seinen Bruder weder umarmt noch geküsst; er hatte ihm nicht
einmal die Hand hingestreckt; aber Lengar schien auch keine liebevolle Begrüßung
zu erwarten.
    »Du hast es mir zu verdanken, Saban, dass du überhaupt
noch lebst«, meinte Lengar von oben herab. Dann zuckte er die Achseln. »Aber
jetzt können wir Freunde sein. Deine Ehefrau ist auch hier?«
    »Sie konnte nicht reisen.«
    Lengars gelbliche Augen verengten sich zu Schlitzen.
»Warum nicht?«
    »Weil sie schwanger ist«, log Saban.
    »Na und? Wenn sie ein Junges verliert, hast du das
Vergnügen, ihr ein neues zu machen.« Lengar runzelte die Stirn. »Angeblich ist
sie sehr schön.«
    »So heißt es allgemein.«
    »Du hättest sie mitbringen sollen. Ich hatte es dir
schließlich befohlen, nicht? Hast du etwa vergessen, dass ich dein Clanführer
bin?« Sein Zorn wuchs, aber er schüttelte den Kopf, um seine Wut zu verdrängen.
»Deine Frau kann auf ein andermal warten!« Jetzt tippte er die blaue
Tätowierung auf Sabans nackter Brust an. »Nur ein einziges

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