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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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fast unter Unkraut erstickt waren. Dieser
Tempel gehörte Slaol; aber vor vielen Jahren - niemand konnte sich mehr daran
erinnern, wann - hatte der Stamm für Slaol den neuen Tempel in unmittelbarer
Nähe der Siedlung gebaut, und das alte Heiligtum lag verlassen da. Es war im
Laufe der Zeit einfach vermodert; dennoch mussten dort noch immer göttliche
Kräfte am Werk sein, weil es dieser Ort war, wo das Gold der Fremdländischen
auftauchte. Jetzt, an dem Morgen nach dem heftigen Unwetter, nahm Galeth drei
Männer zu dem Alten Tempel mit, um den Leichnam des Fremden zu suchen und zu
begraben. Die vier Männer wurden von Neel begleitet, dem jüngsten Priester von
Ratharryn, der dabei war, um sie vor dem Geist des toten Fremden zu beschützen.
    Die Gruppe hielt auf der Kuppe des Hügels an und schlug
dann einen Bogen zu den Grabhügeln, die zwischen dem Alten Tempel und der
Siedlung lagen. Neel heulte wie ein Hund, um die Geister der Ahnen auf sich
aufmerksam zu machen; dann erklärte er diesen Geistern, welcher Auftrag die
Männer auf das höher gelegene Gelände führte. Während Neel den Toten in monotonem
Sprechgesang seine Botschaft mitteilte, starrte Galeth auf den geheiligten
Pfad, der so schnurgerade wie die Flugbahn eines Pfeils nach Westen verlief.
Die Vorfahren hatten diesen Fußweg erhöht angelegt; aber genau wie der Alte
Tempel war auch dieser Pfad jetzt mit Unkraut überwuchert. Nicht einmal die
Priester konnten sagen, warum die langen, geraden Gräben und Wälle zu beiden
Seiten des Weges aus dem Erdreich aufgeschüttet worden waren. Hirac nahm an,
die Anlage sollte einst Rannos, den Gott des Donners, besänftigen; aber er
wusste es nicht wirklich, und es kümmerte ihn auch nicht. Als Galeth sich jetzt
auf seinen Speer stützte und darauf wartete, dass Neel ein Omen entdeckte,
wollte ihm seine Welt auf einmal unsicher erscheinen. Sie war im Zerfall
begriffen, genauso wie der uralte geheiligte Pfad und der Alte Tempel
zerfielen. So wie auch Ratharryn unter dem zersetzenden Einfluss von schlechten
Ernten und hartnäckigen Krankheiten dahinsiechte. Die Luft war von einem Überdruss
erfüllt, als ob die Götter es leid geworden wären, endlos um die grüne Welt zu
kreisen; und dieser spürbare Überdruss ängstigte Galeth zutiefst.
    »Wir können gehen«, erklärte Neel schließlich, obwohl
keiner der Männer in seiner Begleitung gesehen hatte, welches Zeichen der junge
Priester in der Landschaft erspäht hatte. Vielleicht war es ein Nebelfetzen,
der einen Baumast streifte, oder der Sturzflug eines Habichts beziehungsweise
die plötzliche Bewegung eines Hasen in dem hohen Gras; aber Neel war
zuversichtlich, dass die Geister der Ahnen ihre Genehmigung erteilt hatten.
Also marschierte der kleine Trupp weiter durch eine schmale Bodensenke und dann
die nächste Böschung hinauf zu dem Alten Tempel.
    Neel ging voraus, als sie sich einen Weg zwischen den
verfaulten Holzpfeilern hindurch und durch das Dickicht von Haselnusssträuchern
bahnten. Der junge Priester, dessen Hirschledergewand von den nassen Blättern
durchweicht war, blieb überrascht stehen, als er das alte Totenhaus erreichte.
Er runzelte die Stirn und zischte, dann berührte er seine Lenden, um Unheil
abzuwehren. Es war nicht der leblose Körper des Fremden, der ihn zu dieser
Vorsichtsmaßnahme veranlasste, sondern vielmehr die Tatsache, dass man die
Mitte des Heiligtums sorgfältig von Unkraut und Gestrüpp befreit hatte. Es sah
so aus, als ob hier jemand heimlich seine Andacht verrichtete, obwohl die
Anwesenheit des Ochsenschädels darauf hindeutete, dass derjenige, der an
diesen vergessenen Ort kam - wer immer das auch sein mochte -, zu Slaol
betete, denn der Ochse war Slaols Geschöpf, so wie der Dachs und die Fledermaus
und die Eule Lahanna gehörten.
    Galeth berührte ebenfalls seine Lenden, aber er wollte
damit den Geist des toten Fremden abwehren, der auf dem Rücken lag, noch immer
mit den drei Pfeilen im Leib, deren Schäfte aus seinem Brustkorb ragten. Neel
ließ sich auf alle viere nieder und bellte wie ein Hund, um den Geist des Toten
weit von dem kalten Körper wegzuscheuchen. Er bellte und heulte eine ganze
Weile, dann richtete er sich plötzlich wieder auf, rieb sich die Hände und
erklärte, dass die Leiche jetzt ungefährlich sei. »Zieht ihn aus«, befahl
Galeth seinen Männern, »und hebt in dem Graben eine Grube für ihn aus.« Der
Tote würde ohne jede Bestattungszeremonie beerdigt werden, da er nicht aus
Ratharryn war. Er war

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