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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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schüttelte den Kopf über diesen Unsinn. »Sie werden
sie umbringen!«, beharrte er.
    »Sie werden sie lieben«, wiederholte Camaban ebenso
hartnäckig. Er hinkte auf Saban zu, dann fiel er in einer lächerlich anmutenden
Geste vor ihm auf die Knie und hob bittend die Hände. »Lass deine Frau nach
Cathallo gehen, Saban. Ich flehe dich an! Lass sie gehen! Slaol will es so!« Er
blickte beschwörend zu Saban auf. »Bitte!«
    »Aurenna will vielleicht nicht dorthin«, wandte Saban ein.
    »Aber Slaol will es!« Camaban blieb stur; dann runzelte
er die Stirn. »Wir versuchen, die Welt zu ihren Anfängen zurückzulenken. Um
dem Winter ein Ende zu machen. Um Traurigkeit und Verdruss aus dem Land zu
vertreiben. Weißt du, wie ungeheuer schwer das ist? Ein falscher Schritt, und
wir könnten bis in alle Ewigkeit in Dunkelheit gehüllt sein — aber manchmal,
ganz plötzlich und unerwartet, sagt Slaol mir, was wir tun müssen. Und er hat
mir befohlen, Aurenna nach Cathallo zu schicken. Ich bitte dich inständig, Saban!
Ich flehe dich an! Lass sie gehen.«
    »Du willst, dass sie über Cathallo herrscht?«
    »Ich will, dass sie Lahanna zurückholt! Aurenna ist die
Sonnenbraut. Wenn wir Glück und Freude in der Welt haben sollen, Saban, müssen
wir dafür sorgen, dass Slaol und Lahanna wieder vereint sind. Und Aurenna ist
die Einzige, die das bewirken kann. Slaol hat eine Botschaft gesandt, und du,
mein Bruder, musst sie gehen lassen.« Er streckte Saban eine Hand hin, um sich
von ihm auf die Füße helfen zu lassen. »Bitte«, setzte Camaban ungewohnterweise
hinzu.
    »Wenn Aurenna gehen möchte«, sagte Saban, in der Annahme,
dass seine Ehefrau ganz sicher nicht wünschen würde, so weit von dem neuen
Tempel entfernt zu leben. Aber zu seiner Überraschung lehnte Aurenna den
Vorschlag keineswegs ab. Stattdessen unterhielt sie sich lange und ausführlich
mit Camaban und Haragg; danach ging sie zu Slaols altem Tempel, wo sie sich dem
Witwenritual unterzog, indem sie ihr langes goldenes Haar mit einem
Bronzemesser abhacken ließ. Haragg verbrannte das Haar, die Asche wurde in
einen Topf gefüllt und der Topf anschließend an einem der Tempelpfeiler
zerbrochen.
    Saban beobachtete voller Entsetzen, wie Aurenna aus dem
Tempel zurückkam; ihr so schönes volles Haar zu stoppelkurzen, struppigen
Büscheln abgeschnitten, beschmiert mit Blut, wo die scharfe Messerklinge über
ihre Kopfhaut geschabt war. Doch auf ihrem Antlitz lag ein Ausdruck der Freude.
Sie kniete vor Saban nieder. »Wirst du mich gehen lassen?«, fragte sie.
    »Wenn du es wirklich willst«, sagte er widerwillig.
    »Ja, das will ich!«, erwiderte sie inbrünstig. »Ganz und
gar!«
    »Aber warum?«, fragte Saban verwirrt. »Und warum das
Witwenritual?«
    »Mein altes Leben gehört jetzt der Vergangenheit an«,
erklärte Aurenna, während sie sich auf die Füße erhob. »Ich war Slaol geweiht,
und obwohl er mich zurückgewiesen hat, habe ich ihn immer verehrt und ihm gedient.
Aber von heute an, Saban, bin ich eine Priesterin Lahannas.«
    »Warum?«, fragte er abermals, seine Stimme von Schmerz
erfüllt.
    Sie lächelte ruhig. »In Sarmennyn haben wir dem Gott jedes
Jahr eine Menschenbraut geopfert — aber im darauf folgenden Jahr forderte der
Gott stets wieder eine neue Braut. Ein Mädchen nach dem anderen, Saban, musste
in den Flammen sterben! Aber die Mädchen haben Slaol nicht zufrieden gestellt.
Wie konnten sie auch? Er will eine Braut für immer, ein ebenbürtiges Wesen, das
seiner Herrlichkeit im Himmel gleichkommt — und das kann nur Lahanna sein.«
    »Die Fremdländischen haben doch nie Lahanna verehrt«,
protestierte Saban.
    »Was ein Fehler von uns war«, erwiderte Aurenna. »Lahanna
und Slaol! Sie sind füreinander geschaffen, so wie ein Mann für eine Frau
erschaffen ist. Warum hat Slaol es mir erspart, in dem Feuer im Meerestempel zu
verbrennen? Er muss eine bestimmte Absicht damit verfolgt haben, und jetzt
verstehe ich seine Absicht. Er hat eine Menschenbraut zurückgewiesen, weil er
Lahanna will, und meine Aufgabe wird darin bestehen, sie in seine Umarmung zu
locken. Ich werde es durch Gebete tun, durch Tänze, durch Freundlichkeit.« Sie
lächelte Saban zu, dann nahm sie sein Gesicht in beide Hände.
    »Wir sind dafür bestimmt, etwas Großes zu schaffen, du und
ich. Wir sind dafür bestimmt, die Vermählung der Götter zu arrangieren. Du
wirst den Tempel bauen, und ich werde die Braut zu Slaols Bett führen. Du
kannst mir doch nicht verbieten, diese

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