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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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er auf die zweite
Steinplatte blickte. »Und was würdest du sehen, wenn du in diese Richtung
blickst?«
    Saban fror so schrecklich, dass es ihm schwer fiel,
nachzudenken; denn es war schon spät am Tag, und die Sonne stand tief zwischen
den rosaroten Wolken - er sah, dass Slaol den Horizont in einer Linie mit den
Mondsteinen berühren würde. »Man würde Slaols Tod am Tag der Wintersonnenwende
sehen«, sagte er.
    »Genau! Und wenn du in die andere Richtung schaust? Wenn
du neben diesem Pfeiler stehen«, erklärte Camaban und zeigte diagonal über den
Kreis, »und über die andere Steinplatte hinwegblicken würdest?«
    »Slaols Aufgang am Tag der Sommersonnenwende.«
    »Stimmt!«, rief Camaban. »Also, was sagt dir das? Es sagt
dir, dass Slaol und Lahanna miteinander verknüpft sind. Sie sind miteinander
verbunden, Saban, wie eine Feder mit dem Flügel oder ein Horn mit dem Schädel.
Lahanna mag sich zwar auflehnen, aber sie muss zurückkommen. Alle Traurigkeit
der Welt rührt daher, dass Slaol und Lahanna sich getrennt haben — aber unser
Tempel wird sie wieder zusammenbringen. Die Steine sagen uns das. Ihre Steine
sind seine Steine, verstehst du das denn nicht?«
    »Doch«, sagte Saban und fragte sich, warum er nie erkannt
hatte, dass die Mondsteine ebenso auf die Grenzen von Slaols Wanderungen
aufmerksam machten wie auf die von Lahanna.
    »Was du tun wirst, Saban«, fuhr Camaban leidenschaftlich
fort, »ist, mir einen Graben und einen Wall um jeden der beiden Steinpfeiler
herum anzulegen. Sie sind die Steine, von denen aus man Slaols und Lahannas
Wanderungen beobachten kann. Du wirst mir zwei Erdwälle aufschütten, und die
Priester können innerhalb der Wälle stehen und Slaol über die Steinplatten
hinweg beobachten. Gut!« Er begann, mit raschen Schritten in Richtung Siedlung
zu gehen, blieb jedoch gleich darauf bei dem Sonnenstein stehen, der am
weitesten vom Tempel entfernt war. »Und einen weiteren Graben und Wall um
diesen Stein.« Er schlug mit der Hand auf den Sonnenstein. »Drei Kreise um drei
Steine. Drei Orte, wo sich nur Priester aufhalten dürfen. Zwei Orte, um den Tod
der Sonne und Lahannas Wanderungen zu beobachten, und ein Ort, um Slaol in all
seiner Herrlichkeit aufgehen zu sehen! Jetzt müssen wir bloß entscheiden, was
in der Mitte stehen soll.«
    »Wir müssen noch mehr als das entscheiden«, sagte Saban.
    »Was?«
    »In Cathallo herrscht Hunger.«
    Camaban zuckte die Achseln, als ob das völlig unbedeutend
wäre.
    »Tote Sklaven« - grimmig wiederholte Saban Camabans eigene
Worte - »können nicht arbeiten.«
    »Gundur wird sich um sie kümmern«, knurrte Camaban,
verärgert über dieses Gespräch. Er wollte an nichts anderes als an seinen
Tempel denken. »Das ist der Grund, warum ich Gundur nach Cathallo geschickt habe.
Soll er sich doch darum kümmern, dass sie zu essen haben.«
    »Aber Gundur will nur Cathallos Frauen«, berichtete Saban.
»Er beherbergt zwanzig der jüngsten und hübschesten in seiner Hütte, und die
übrigen Bewohner der Siedlung hungern. Willst du, dass der Rest des Stammes
gegen dich rebelliert? Willst du, dass sie Geächtete statt Sklaven werden?«
    »Dann geh du doch hin und regiere Cathallo«, erwiderte
Camaban unbekümmert, während er durch den Schnee davonstapfte.
    »Wie kann ich deinen Tempel bauen, wenn ich in Cathallo
bin?«, rief Saban ihm nach.
    Camaban stöhnte ungehalten auf, dann blieb er stehen und
starrte einen Moment lang auf den sich verdunkelnden Himmel. »Aurenna«, sagte
er.
    »Aurenna?«, fragte Saban verwirrt.
    Camaban wandte sich zu ihm um. »Cathallo ist schon immer
von Frauen regiert worden«, erklärte er. »Zuerst von Sannas, dann von Derrewyn
— also, warum nicht jetzt von Aurenna?«
    »Sie werden sie töten!«, protestierte Saban.
    »Ganz im Gegenteil, Bruder, sie werden sie lieben. Wird
sie nicht von Slaol geliebt? Hat er nicht ihr Leben verschont? Du glaubst, die
Leute von Cathallo können etwas töten, was Slaol verschont hat?« Camaban machte
ein paar unbeholfene Tanzschritte, während er mit den Füßen durch den Schnee
schlurfte. »Haragg wird den Bewohnern von Cathallo mitteilen, dass Aurenna die
Sonnenbraut war, und ihrem Glauben gemäß werden sie denken, sie ist Lahanna.«
    »Sie ist meine Ehefrau«, murrte Saban.
    Camaban ging langsam auf Saban zu. »Wir haben keine
Ehefrauen, Bruder, wir haben keine Ehemänner, wir haben keine Söhne, wir haben
keine Töchter — wir haben nichts, bis der Tempel erbaut ist.«
    Saban

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